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Goethe und die Politik

Published online by Cambridge University Press:  02 December 2020

Frederick S. Sethur*
Affiliation:
College of the City of New York

Extract

Der Expansionstrieb des sozialen Subjekts führt notwendigerweise zum “Gewahrwerden der äussern Begrenztheit”; auf Handlung als Wirkung folgt die Gegenwirkung, “es sei nun, dass Liebe uns zu fördern suche, oder Hass uns zu hindern wisse.” Was das Individuum in seinem Entfaltungstrieb beeinträchtigt, erscheint ihm als Willkür der Umwelt, was es verstandesgemäss auf eine Ursache nicht zurückführen kann, als Zufall. Es lehnt sich gegen diese äussere Willkür auf, indem es seinen persönlichen Willen hervorkehrt und ihm entsprechend zu handeln glaubt, wenn es diesen der Umwelt aufzuzwingen versucht; doch ist der Kampf gegen die äussere Willkür vergebens, denn, wenn auch diese als Willkür erscheint, so ist sie in der Naturkausalität begründet. Den erstrebenswerten Zustand, den das Individuum als Freiheit bezeichnet, den Zustand der ungehemmten Entfaltung, kann es zu seinem Glück nie erreichen. Das Streben nach Freiheit, wie es sich in der Reaktion gegen die beschränkenden Einrichtungen der Umwelt äussert, führt zum Konflikt zwischen den Handlungen des persönlichen Willens (Ausdruck des Expansionstriebes) und der Gegenwirkung der vermeintlichen Willkür einer feindlichen Umwelt.

Type
Research Article
Information
PMLA , Volume 52 , Issue 1 , March 1937 , pp. 160 - 194
Copyright
Copyright © Modern Language Association of America, 1937

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References

page 160 note 1 W.A., ii, viii, iii, 59.

page 160 note 2 Zur Morphologie, Deutsche National-Literatur, cxiv, 177.

page 161 note 3 aaO., cxiv, 73.

page 161 note 4 W.A., iv, ii, 275.

page 161 note 5 Morris, Der Junge Goethe, ii, 139.

page 161 note 6 D. u. W., W. A., i, xxvii, 10 f.

page 162 note 7 Morris, Goethes und Herders Anteil, aaO., 256.

page 162 note 8 ,9 W.A., i, viii, 166.

page 162 note 10 D.u.W., W.A., i, xxviii, 301.

page 162 note 11 aaO., S. 287 ff.

page 162 note 12 Der Adler und die Taube, W.A., i, ii, 74 f.

page 162 note 13 Lila, W.A., i, xii, 62.

page 162 note 14 W.A., iii, i, 117 f. “Die menschlichen Gebrechen sind rechte Bandwürmer, man reisst wohl einmal ein Stück los und der Stock bleibt immer sitzen. Ich will doch Herr werden. Niemand als wer sich ganz verleugnet ist wert zu herrschen. … Das beste ist die tiefe Stille, in der ich gegen die Welt lebe und wachse, und gewinne was sie mir mit Feuer und Schwert nicht nehmen können.”

page 163 note 15 An Plessing, W.A., iv, vi, 14.

page 163 note 16 An Frau von Stein, 9. Juni 1784, W.A., iv, vi, 295.

page 163 note 17 W.A., i, x, 156.

page 163 note 18 Der Trost bleibt ihm, dass er dafür reichlich kompensiert wird: “Uns andern, die zum Erbteil keine politische Macht erhalten haben, die nicht geschaffen sind um Reichtümer zu erwerben, ist nichts willkommner, als was die Gewalt des Geistes ausbreitet und befestigt.” (An Frau von Stein, 17. Juni 1784, W.A., iv, vi, 303).

page 163 note 19 Die Geheimnisse, W.A., i, xvi, 178.

page 164 note 20 ,21 D.u.W., W.A., i, xxix, 174.

page 164 note 22 Die Geheimnisse, W.A., i, xvi, 178.

page 164 note 23 W.M.Lj., W.A., i, xxiii, 218.

page 164 note 24 An Jakobi, W.A., iv, vii, 63.

page 164 note 25 W.A., ii, viii, iii, 58 f.

page 164 note 26 I. Kant, Kritik der Urteilskraft (Halle a/S., 1899), ii, ii, 319.

page 165 note 27 ,28,29 Zu Falk, Biedermann, aaO., iv, 469–470.

page 165 note 30 ,31 Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten, W.A., i, xviii, 113 ff., 90.

page 165 note 32 Deutsche National-Literatur, cxvii, ii, 655.

page 166 note 33 Vier Jahreszeiten, W.A., i, i, 355.

page 166 note 34 Herder, Humanistische Briefe, aaO., xviii, 247.

page 166 note 35 Th. Friedrich, Goethes Italienische Reise (Leipzig, 1921), S. 200.

page 166 note 36 Zu Riemer, 3. Februar 1807, Biedermann, aaO., i, 475.

page 167 note 37 Venetianische Epigramme, W.A., i, i, 320.

page 167 note 38 Die Natürliche Tochter, W.A., i, x, 355.

page 167 note 39 ,40 W.A., iv, xv, 228.

page 167 note 41 ,42 Herder, Ideen, aaO., xiii, 456.

page 168 note 43 aaO., xiii, 383.

page 169 note 44 Hum. Briefe, aaO., xviii, 248.

page 169 note 45 W.A., i, liii, 384.

page 169 note 46 Zu Eckermann, 15. February 1831, aaO., 435.

page 170 note 47 Die Natürliche Tochter, W.A., i, x 262.

page 170 note 48 ,49 Morris, Der junge Goethe, iv, 277, 278.

page 171 note 50 D.u.W., W.A., i, xxix, 67.

page 171 note 51 Morris, Goethes und Herders Anteil, aaO., S. 249. Noch im Jahre 1782 schreibt Goethe an Lavater, dass er “für die nach meiner Ueberzeugung von Gott eingesetzte Aristokratie mit eben dem Eifer sprechen und schreiben würde, als du für das Einreich Christi schreibst. …” (W.A., iv, vi, 37.)

page 171 note 52 W.A., i, x, 244.

page 171 note 53 W.A., i, x, 264 f.

page 172 note 54 W.A., i, xviii, 47.

page 172 note 55 Tasso, W.A., i, x, 142.

page 172 note 56 Kass, aaO., S. 89.

page 172 note 57 Die Natürliche Tochter, W.A., i, x, 265.

page 172 note 58 Vgl. Anm. 45.

page 172 note 59 W.A., i, x, 285.

page 172 note 60 Kass, aaO., S. 103 f.

page 173 note 61 Egmont, W.A., i, viii, 267 f.

page 173 note 62 Tasso, W.A., i, x, 131.

page 173 note 63 W.A., i, xviii, 32, 36. “In einem Lande, wo der Fürst sich vor niemand verschleiert, wo alle Stände billig gegeneinander denken, da werden keine Parteien entstehen.” (Der Bürgergeneral, W.A., i, xvii, 307).

page 174 note 64 W.A., i, i, 320. Vgl. auch, ibid.:

Könige wollen das Gute, die Demagogen desgleichen,

Sagt man; doch irren sie sich: Menschen, ach, sind sie, wie wir.

page 174 note 65 W.A., i, viii, 269.

page 174 note 66 D.u.W., W.A., i, xxviii, 127.

page 176 note 67 ,68,69 W.A., i, x, 159, 123. In Goethes Bekenntnis “wo ich nütze, ist mein Vaterland,” findet Roethe “einen unvergleichlich tieferen sittlichen Gehalt als in seinem Vorbild ‘ubi bene, ibi patria’,” doch kann er es ihm nicht verzeihen, “wenn Goethe einmal ungeduldig ausruft, ‘warum jammern die Menschen über ein Ganzes, das verloren sein soll, das denn doch in Deutschland kein Mensch sein Lebtag gesehn, noch viel weniger sich darum bekümmert hat‘?” wenn Goethe “als Vaterland in der Totenfeier für Schiller gar Sachsen-Weimar, den Kleinstaat, auftreten” lässt (G.-Jb. 1925, S. 22–28). Heute, wo die Tendenz zur Vergesellschaftung innerhalb nationaler Einheiten den Schichtungsprozess verursacht, wo die Identität von Nation und Staat erstrebt wird, steht man dem Gedanken des Wirkungskreises als des engeren Vaterlands verständnislos gegenüber. Es lag im kosmopolitischen Charakter der Zeitströmungen, dass lediglich das produktive Wirken betont wurde. Herder wollte als Politiker nach Russland, Frankreich oder England gehen; Klinger ging nach Russland, usw. usw.

page 177 note 70 Tag- und Jahreshefte, W.A., i, xxxv, 51.

page 177 note 71 ,72 Die Natürliche Tochter, W.A., i, x, 338, 346.

page 177 note 73 W.A., i, xxi, 53.

page 178 note 74 Die Natürliche Tochter, W.A., i, x, 337.

page 178 note 75 Eckermann, aaO., S. 724.

page 178 note 76 Biedermann, aaO., i, 475.

page 178 note 77 Zahme Xenien, W.A., i, iii, 283.

page 179 note 78 Zahme Xenien, W.A., i, iii, 283.

page 179 note 79 Tasso, W.A., i, x, 147.

page 179 note 80 W.A., i, viii, 211, 203.

page 180 note 81 Biedermann, aaO., i, 146.

page 180 note 82 W.M.Lj., W.A., i, xxii, 149.

page 181 note 83 Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten, W.A., i, xviii, 113 f.

page 181 note 84 W.A., i, xviii, 47.

page 181 note 85 W.A., i, xviii, 111.

page 182 note 86 Tag- und Jahreshefte, W.A., i, xxxv, 24.

page 182 note 87 Aufsatz “Freiheit und Gleichheit” (G.-Jb. 1901, S. 16), Boucke (Goethes Weltanschauung, S. 357f.) weist auf die von Suphan veröffentlichte Skizze Goethes über das Problem “Freiheit und Gleichheit” hin und meint, mit Recht, dass die Freiheit als “Streben ins Unbedingte,” wie die Menge sie auffasst, mit der Theorie der Gleichheit kollidieren muss, “denn sie verlangt … Subordinierung unter eine allgemeine Norm.”

page 182 note 88 W.A., i, x, 198.

page 183 note 89 ,90 W.A., i, viii, 211.

page 183 note 91 Rez. von Johanna Schopenhauers Gabriele, Ueber Kunst und Altertum, W.A., i, xli (ii), 7.

page 184 note 92 Vgl. Anm. 33.

page 184 note 93 Hermann und Dorothea, W.A., i, 1, 235.

page 184 note 94 W.A., i, i, 320.

page 184 note 95 An Herder, 1793, W.A., iv, x, 75.

page 184 note 96 W.A., i, xx, 41. Die strenge Auseinanderhaltung von Amtstätigkeit und Leben hat Goethe schon in Frankfurt versucht: “Wie ich mir in meinem väterlichen Hause nicht einfallen liess, die Erscheinung der Geister und die juristische Praxis zu verbinden, ebenso getrennt lass ich jetzt den Geheimrat und mein andres Selbst, ohne das ein Geh. R. sehr gut bestehen kann.” (An Knebel, 1782, W.A., iv, vi, 97).

page 185 note 1 Steiners Anmerkung zu den Sprüchen in Prosa, Deutsche National-Literatur, cxvii, ii, 481.

page 185 note 2 W.A., iv, iii, 224 f.

page 185 note 3 Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten, W.A., i, xviii, 222.

page 185 note 4 Die Natürliche Tochter, W.A., i, x, 266.

page 185 note 5 Vgl. Anm. 2.

page 185 note 6 11. Februar 1779, W.A., iii, i, 79.

page 186 note 7 2. April 1785, W.A., iv, vii, 37.

page 186 note 8 ,9 W.A., i, xviii, 89.

page 186 note 10 W.A., i, xxix, 175. Die Klugheitsregel wollte Goethe auf die diplomatischen Verhandlungen 1778–79 anwenden. Sachsen-Weimar befand sich da “zwischen zwei Uebeln (preussische und österreichische Expansionspolitik) im wehrlosen Zustand.” “Wir haben noch einige Steine zu ziehen,” schreibt er ins Tagebuch (14. Jan. 1779), “dann sind wir matt” (iii, i, 78). Er rät dem Herzog, sich mit Hannover, Mainz, Gotha in Verbindung zu setzen, “und ihnen vorzulegen, dass es Ew. Durchl. bei gegenwärtigen Umständen, Pflicht, Gesinnung und Wunsch sei, Ihre Lande und Untertanen vor den Beschwerden des benachbarten Kriegs auf das möglichste zu schützen, und an denen öffentlichen Angelegenheiten keinen Teil als gesamt mit den übrigen Ständen des Reichs zu nehmen. Sie seien gewiss, dass an jedem Hofe eben solche Gesinnungen herrschten … nach einem gemeinschaftlichen Plan zu handeln. …” Widersetze man sich aber dem mächtigen König und verwiese die Werber aus dem Lande“ … so entsteht die neue Frage, was man tun muss, wenn sie mit verstärkter Gewalt wieder kommen.” Goethe vermutet, dass Preussen einen “öffentlichen unangenehmen Ausbruch” vermeiden möchte. “Doch kann es auch sein, dass der König durch den gegenwärtigen Mangel an Leuten gedrängt, über die Achtung hinausgeht, die er gern zu seinem eignen Vorteil für die Fürsten bezeigte.” (W.A., iv, iv, 3.) Goethe wusste, dass das Bestehen auf volle staatliche Unabhängigkeit seitens der Kleinmächte die Herausforderung der Grossmächte bedeutete, darum weist er besonders auf die unangenehmen Folgen eines solchen Schrittes hin, und betont die Machtlosigkeit des Reichstages, hier einzugreifen. So blieb dem Kleinstaate nichts übrig, als sich der Gnade des Königs zu überlassen, dessen Expansionsdrang ohnehin schon vom Antagonismus Oesterreichs in Zaum gehalten wurde. Die Unterhandlungen, die die durch die Expansionspolitik betroffenen Fürsten untereinander oder mit den Vertretern des Königs pflogen, um die armselige Existenz der Kleinmächte zu sichern, bestärkten Goethe in der Auffassung, dass die Macht einzig und allein in der politischen Sphäre entscheidet.

page 187 note 11 W.A., i, viii, 191.

page 187 note 12 ,13 Tasso, W.A., i, x, 129 f.

page 187 note 14 ,15 Die Natürliche Tochter, W.A., i, x, 256 f.

page 188 note 16 Die Natürliche, Tochter, W.A., i, x, 256 f.

page 188 note 11 D.u.W., W.A., i, xxix, 70. Das Volk wird von Goethe schon deshalb als “privilegiert” angesehen, weil ihm die soziale Ordnung “alle Vorteile” eines geschützten Lebens gewährt, ohne ihm die “Lasten” der Regierungsgeschäfte aufzubürden.

page 188 note 18 Der Bürgergeneral, W.A., i, xvii, 307.

page 189 note 19 D.u.W., W.A., i, xxix, 177.

page 189 note 20 Die Aufgeregten, W.A., i, xviii, 32.

page 189 note 21 Kass, aaO., S. 97.

page 189 note 22 J. Möser, aaO., v, 120.

page 189 note 23 D.u.W., W.A., i, xxviii, 142.

page 190 note 24 D.u.W., W.A., i, xxix, 162.

page 190 note 25 W.A., i, i, 310 f.

page 190 note 26 Sprüche in Prosa, Deutsche National-Literatur, cxvii, ii, 480 f.

page 191 note 27 Steiners Anmerkungen, aaO.

page 191 note 28 W.A., iii, i, 62.

page 191 note 29 Vgl. Anm. 7 z. Kap. iii. Mit besonderem Interesse verfolgte Goethe die sozialpolitischen Massnahmen des neapolitanischen Königs Ferdinand IV von Bourbon und seines Finanzministers, Ritter Filangieri, “welche das Glück der Menschen und eine löbliche Freiheit derselben im Auge behalten.” (Italienische Reise, W.A., i, xxxi, 27).

page 191 note 30 W.M., W.A., i, xxiii, 147.

page 191 note 31 An Eichstädt, 23. Januar 1805, W.A., iv, xvii, 245 f.

page 191 note 32 Vgl. Anm. 25.

page 192 note 33 Biedermann, aaO., i, 185.

page 192 note 34 aaO., i, 70.