Book contents
- Frontmatter
- Contents
- Introduction: “Crisis” or “Hegemony”? Approaches to Masculinity
- Nach der mannesnamen site? Amazons and Their Challenge to Normative Masculinity in Herbort von Fritzlar’s liet von Troye
- Konzepte männlicher Identität in der deutschen Mystik des Mittelalters am Beispiel von Meister Eckhart und Heinrich Seuse
- Männlichkeit ex negativo: Unsichere Romanhelden des 18. Jahrhunderts
- „Das Opfer war Gebot, war Leidenschaft“: Männlichkeit und Heldentum in Fontanes Wanderungen durch die Mark Brandenburg
- Im Labor des Prometheus: Polare und integrative Männlichkeitskonstruktionen in der Sexualwissenschaft um 1900
- Consuming Masculinity: Toys and Boys in Wilhelmine Germany
- Double Exposure: Photography, Hegemony, and Masculinity in Wilhelmine and Weimar Germany
- From Dandies to Naturburschen: The Gendering of Men’s Fashions in Weimar Germany
- Kultur in der Krise: Zur Konstruktion von Männlichkeit bei Alfred Döblin und Robert Musil
- A New Kind of Woman: The Feminization of the Soldier in Works by Remarque, Jünger, and Böll
- Moving Men: Women’s Discursive Engagements with the 1930s and 1940s
- Representations of Male Inadequacy in the Geschlechtertausch Stories of the German Democratic Republic
- Revolutionary Men and the Feminine Grotesque in the West German Media of the 1960s and 1970s
- Masculinity, Madness, and Religion: The Patriarchal Legacy of the Bible in Sibylle Lewitscharoff’s Pong
- Of Kanaken and Gottes Krieger: Religion and Sexuality among Feridun Zaimoğlu’s Young Muslim Men
- Abziehen oder Abkacken? Young Men in German Prisons: Fiction and Reality
„Das Opfer war Gebot, war Leidenschaft“: Männlichkeit und Heldentum in Fontanes Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Published online by Cambridge University Press: 07 March 2023
- Frontmatter
- Contents
- Introduction: “Crisis” or “Hegemony”? Approaches to Masculinity
- Nach der mannesnamen site? Amazons and Their Challenge to Normative Masculinity in Herbort von Fritzlar’s liet von Troye
- Konzepte männlicher Identität in der deutschen Mystik des Mittelalters am Beispiel von Meister Eckhart und Heinrich Seuse
- Männlichkeit ex negativo: Unsichere Romanhelden des 18. Jahrhunderts
- „Das Opfer war Gebot, war Leidenschaft“: Männlichkeit und Heldentum in Fontanes Wanderungen durch die Mark Brandenburg
- Im Labor des Prometheus: Polare und integrative Männlichkeitskonstruktionen in der Sexualwissenschaft um 1900
- Consuming Masculinity: Toys and Boys in Wilhelmine Germany
- Double Exposure: Photography, Hegemony, and Masculinity in Wilhelmine and Weimar Germany
- From Dandies to Naturburschen: The Gendering of Men’s Fashions in Weimar Germany
- Kultur in der Krise: Zur Konstruktion von Männlichkeit bei Alfred Döblin und Robert Musil
- A New Kind of Woman: The Feminization of the Soldier in Works by Remarque, Jünger, and Böll
- Moving Men: Women’s Discursive Engagements with the 1930s and 1940s
- Representations of Male Inadequacy in the Geschlechtertausch Stories of the German Democratic Republic
- Revolutionary Men and the Feminine Grotesque in the West German Media of the 1960s and 1970s
- Masculinity, Madness, and Religion: The Patriarchal Legacy of the Bible in Sibylle Lewitscharoff’s Pong
- Of Kanaken and Gottes Krieger: Religion and Sexuality among Feridun Zaimoğlu’s Young Muslim Men
- Abziehen oder Abkacken? Young Men in German Prisons: Fiction and Reality
Summary
In den Notizen zum nie geschriebenen Roman Die preußische Idee von 1894 findet sich die Bemerkung des alten Fontane, dass diese "Idee” der "Balancierkunst” bedürfe (HA 1.7:505). An seinem Protagonisten Adolf Schulze wollte Fontane zeigen, wie sehr die jeweilige politische Situation und Schulzes Karrierewünsche seine Vorstellung vom wesensmäßigen Kern Preußens bestimmten. Schulze war zunächst Romantiker und März-Revolutionär, dann nationalliberaler Kulturkämpfer und später sogar Sympathisant der Sozialdemokraten. Der Autor plante Schulze satirisch zu überzeichnen und dem Spott des Lesepublikums preiszugeben. Dennoch zeigen sich in Fontanes Entwurf auch autobiografische Elemente und es wird deutlich, wie schwer es einem Verehrer des alten Preußen wie Fontane gefallen sein muss, seine "preußische Idee” mal im Einklang mit, mal in Dissonanz zur offiziellen preußischen Politik und ihrer Erinnerungskultur zu bewahren.
Als Schuljunge erhielt Adolf Schulze — so Fontanes Notizen — einen Brief seines Mentors, in dem dieser beklagt, dass in der Schule die griechischen Helden zu sehr herausgestrichen würden (511–12). Der Mentor empfiehlt das Studium der brandenburgisch-preußischen Geschichte und legt seinem Schützling zwei Anekdoten ans Herz. In der ersten, die die Erstürmung Angermündes durch den Kurfürsten Friedrich Eisenzahn erzählt, stürzt ein brandenburgischer Soldat aus großer Höhe in den Tod und schweigt dabei, denn der Befehl hatte gelautet leise vorzugehen. Dieser Gehorsam der Selbstverleugnung bis in den Tod wird kontrastiert durch einen Vorfall aus der Regierungszeit des Königs Friedrich Wilhelm I. Der jähzornige König schlug danach bei einer Truppenschau einen Obersten. Dieser zog — in seiner Ehre gekränkt — seine Pistole, hielt sie dem König an den Kopf, wandte sie dann gegen sich selbst und erschoss sich. Der fiktive Briefschreiber kommentiert: "nicht nur im Gehorsam lebt diese preußische Idee, sie lebt auch in der Auflehnung und das ist ihre schönste und größte Seite” (512). Auch hier mag beim alten Fontane ein Element der Ironie walten, doch diese Spannung zwischen Gehorsam und Auflehnung kennzeichnet durch die Jahre und in vielen Schriften des Autors beispielhafte Männlichkeit.
Die Darstellungen heldenhafter Männer, die im Folgenden besprochen werden, stehen im Kontext des Werkes in Konkurrenz zu den schönen, kranken, eitlen, nervösen und schwachen Männern wie Schach, Holk, Gordon, Waldemar und Rienäcker. Auch der knarrende Reserveleutnant wird dem älteren Fontane zu einer Last, denn trotz seiner Verehrung für die Armee lehnt er die Militarisierung der preußischen Gesellschaft besonders nach 1870 ab. Sowohl im historischen Setting (Schach) als auch im zeitgenössischen (Rienäcker) sollen diese Figuren zur Warnung dienen.
- Type
- Chapter
- Information
- Edinburgh German Yearbook 2Masculinity and German Culture, pp. 65 - 80Publisher: Boydell & BrewerPrint publication year: 2008