Skip to main content Accessibility help
×
Hostname: page-component-77c89778f8-n9wrp Total loading time: 0 Render date: 2024-07-16T14:46:36.358Z Has data issue: false hasContentIssue false

Matthias Buschmeier, Poesie und Philologie in der Goethe-Zeit: Studien zum Verhältnis der Literatur mit ihrer Wissenschaft. Studien zur deutschen Literatur, Bd. 185. Tübingen: Max Niemeyer Verlag, 2008. 490 S

from Book Reviews

Published online by Cambridge University Press:  14 March 2018

Ehrhard Bahr
Affiliation:
University of California, Los Angeles
Get access

Summary

Der Verfasser untersucht das Wechselverhältnis zwischen Literatur und Philologie in einer Breite, wie es meines Wissens bisher nicht geschehen ist. Die Untersuchung erstreckt sich auf den Zeitraum von ca. 1750 bis 1832. Die Frage lautet: “Hat sich die Philologie an einem gewissen historischen Moment vielleicht in einer Kain-und-Abel-Variante vom Zwilling zum Kontrahenten der Literatur gewandelt und wenn, wann wäre dieser Moment anzusetzen?” (1). Behandelt werden Herder, Friedrich Ast, Friedrich August Wolf, Friedrich Schlegel, Achim von Arnim, Jacob Grimm, Goethe und Wieland. Hamann, Wilhelm von Humboldt und August Wilhelm Schlegel sind nicht miteinbegriffen. Es geht, wie der Verfasser erläutert, nicht um “alle Aspekte der Goethe-Zeit,” sondern um “zentrale Aspekte in der Goethe-Zeit” (5).

Goethe wird der Hauptteil der Untersuchung eingeräumt, die sich mit den folgenden Texten befaßt: Der Sammler und die Seinigen, Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten, West-östlicher Divan, Wilhelm Meisters Lehrjahre und Wilhelm Meisters Wanderjahre. Dabei kann sich der Verfasser zum Teil auf Einzeluntersuchungen stützen, doch im Bereich von Mündlichkeit-Schriftlichkeit, wo noch viel bei Goethe aufzuarbeiten ist, stößt er auf Neuland vor. Goethe wird mit seiner Kritik an der Sammlung Des Knaben Wunderhorn eingeführt, deren Wert er in der Rückverwandlung der Texte in Ton und Lied sah und nicht in der Aufzeichnung bedrohten Liedgutes wie Jacob Grimm. Nach Ansicht des Verfassers habe Goethe in der Liedersammlung den möglichen “Ausgangspunkt einer (Re-) Oralisierung der Kultur” erkannt (203). In diesem Fall verteidigte der Dichter den Eigenwert der Poesie gegenüber der Philologie. Anders verhält es sich mit der Wirkung der berühmten Prolegomena ad Homerum von Friedrich August Wolf aus dem Jahr 1795, die den Dichter zu einer Aufwertung der Herausgeberschaft im Vergleich zur Autorschaft führten. Wenn der überlieferte Text der Ilias und Odyssee nicht auf Homer als Autor zurückgeführt werden konnte, sondern als Rekonstruktion der Herausgeber betrachtet werden mußte, dann führte diese Einsicht zu einer befreienden Wirkung auf die modernen Autoren, wie sie in Goethes Ausspruch bezeugt wurde: “Doch Homeride zu sein, auch nur als letzter, ist schön.” Mündlichkeit, Fragment und kollektive Autorschaft erhielten neue Bedeutung, die sich für die moderne Dichtung auswerten ließ. Die vom Verfasser vertretene These propagiert die Figur “der philologischen Autorschaft im weitesten Sinne”: “Herausgeber, Sammler, Editoren, Archivare, sie sorgen einerseits für die oft bemerkten selbstreflexiven Erzählfiguren, andererseits sprengen sie immer wieder die vermeintlich formale Geschlossenheit der Werke” (221).

Type
Chapter
Information
Goethe Yearbook 17 , pp. 394 - 395
Publisher: Boydell & Brewer
Print publication year: 2010

Access options

Get access to the full version of this content by using one of the access options below. (Log in options will check for institutional or personal access. Content may require purchase if you do not have access.)

Save book to Kindle

To save this book to your Kindle, first ensure coreplatform@cambridge.org is added to your Approved Personal Document E-mail List under your Personal Document Settings on the Manage Your Content and Devices page of your Amazon account. Then enter the ‘name’ part of your Kindle email address below. Find out more about saving to your Kindle.

Note you can select to save to either the @free.kindle.com or @kindle.com variations. ‘@free.kindle.com’ emails are free but can only be saved to your device when it is connected to wi-fi. ‘@kindle.com’ emails can be delivered even when you are not connected to wi-fi, but note that service fees apply.

Find out more about the Kindle Personal Document Service.

Available formats
×

Save book to Dropbox

To save content items to your account, please confirm that you agree to abide by our usage policies. If this is the first time you use this feature, you will be asked to authorise Cambridge Core to connect with your account. Find out more about saving content to Dropbox.

Available formats
×

Save book to Google Drive

To save content items to your account, please confirm that you agree to abide by our usage policies. If this is the first time you use this feature, you will be asked to authorise Cambridge Core to connect with your account. Find out more about saving content to Google Drive.

Available formats
×