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Die Igigu-Götter in Altbabylonischer Zeit

Published online by Cambridge University Press:  07 August 2014

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Die in Königsinschriften, Gebeten und einigen babylonischen Epen oft genannten Igigu-Götter stehen in jüngeren Texten gewöhnlich neben den Anunnaku-Göttern. Da in manchen von diesen den Anunnaku als Göttern der Unterwelt bzw. der Erde die Igigu als Götter des Himmels gegenübergestellt werden, hat man früher gemeint, man habe in der babylonischen Götterwelt seit jeher die beiden Gruppen der Igigu droben und der Anunnaku drunten unterschieden. Demgegenüber habe ich in einem 1962 in Leiden gehaltenen Vortrag, der in Compte Rendu de l'Onzième Rencontre Assyriologique internationale (Leiden 1964), S.102–111, veröffentlicht wurde, versucht aufzuzeigen, dass die mit beiden Bezeichnungen verbundenen Vorstellungen nicht immer die gleichen waren. Die Sumerer kannten nur die Anunna-Götter; die Belege für a-nun-na in der sumerischen Literatur hat seither A. Falkenstein in Studies in Honor of Benno Landsberger (A.S., 16 (Chicago), 1965, S. 127–140), erstmalig in sehr grosser Zahl gesammelt und geordnet. Das mit Igigu gleichgesetzte sumerische nun-gal-e-ne “grosse Fürsten” taucht, wie ich gezeigt habe, erst etwa gleichzeitig mit dem akkadischen Begriff in der Ḫammurabi-Zeit oder wenig früher auf und dürfte ein künstliches Übersetzungswort sein. Während ich mich bemüht habe, zwischen den Igigu und den Anunnaku in akkadischen Texten zu differenzieren, vertrat kürzlich B. Kienast in seinem Beitrag zur eben genannten Landsberger-Festschrift (S.141–158) “ Igigū und Anunnakkū nach den akkadischen Quellen” die Ansicht, dass beide Ausdrücke in den meisten Texten synonym seien (vgl. besonders § 45ff. seines Aufsatzes). Nur für die älteste Zeit (s. § 45) rechnet auch Kienast mit der Möglichkeit, dass der Begriff Igigu in einer anderen. Gottesvorstellung wurzeln könne als a-nun-na, weil die Götter der Akkader einen stärker kosmischen Charakter gehabt hätten als die der Sumerer, für die vor allem chthonische Vorstellungen bestimmend gewesen seien. Da ich mich Kienasts Auffassung in wesentlichen Punkten nicht anschliessen kann und einige wichtige neue Zeugnisse bekannt geworden sind, möchte ich hier kurz auf die Göttergruppenfrage zurückkommen, mich dabei aber im ganzen auf das altbabylonische Material beschränken.

Type
Research Article
Information
IRAQ , Volume 28 , Issue 2 , Autumn 1966 , pp. 140 - 145
Copyright
Copyright © The British Institute for the Study of Iraq 1966

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References

1 Wäre in ÌR-dNa-ḫ-un-di etwa ein elamisches Wort für “Diener” als Lesung des Wortzeichens einzusetzen?

2 Gegen Kienast in § 10 seines Aufsatzes halte ich meine Deutung von iširtu in den Listen als Zahlbegriff aufrecht. Wir wissen nichts von einer Vergöttlichung des Begriffs ešertu “Heiligtum”!— Eine Lesung si-pí-it-tam „Trauer” in Mythus erscheint mir nicht sinnvoll.

3 [z]i-ik-ra ša-dI-gi-gu il?-mu-ú ba?-bi-iš-ka; vgl. AHw.S.533 und 544 zu lamā’u II und lemû II.

4 In meiner Zusammenstellung der altbabylonischen Gebete in RA 52, S.131fGoogle Scholar. hatte ich leider das (schlecht erhaltene und überaus schwierige) grosse Bussgebet an Ištar übersehen, dessen Keilschrift text in UM I 1 als Nr. 2 veröffentlicht wurde. Seither wurde in CT 44 als Nr. 21 ein kleines Bruchstück eines späteren Kompositionen verwandten Marduk-Hymnus veröf fentlicht.