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Die Herkunft der zu Kyrene ansässigen Perioiken

Published online by Cambridge University Press:  03 March 2015

Abstract

Blinkenberg's treatment of the participation of certain Lindians in the founding of Kyrene, a fact mentioned only in the list of dedications to Athana Lindia, is, at the very least, inadequate, since he gives no reasons for rejecting the report. Blinkenberg seems to have been misled by Herodotos, whose account lacks precision, as historians familiar with this passage have long recognised. Chamoux at least attempted to buttress the received view with arguments. The present paper sides with the Lindians against the naysayers regarding a Lindian role in the foundation of Kyrene and reaches the conclusion that these Lindians numbered among the perioikoi there.

Type
Articles
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Copyright © Society for Libyan Studies 2001

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References

Notes

1 Vgl. Murray, O., Das frühe Griechenland, deutsche Übersetzung von K. Brodersen, München (1982/1995), 158Google Scholar: ihre Identität sei „umstritten“; Hölkeskamp, K.-J., Schiedsrichter, Gesetzgeber und Gesetzgebung im archaischen Griechenland, Stuttgart (1999), 167Google Scholar: „Das Problem war und ist umstritten.“

2 Busolt, G., Griechische Geschichte bis zur Schlacht bei Chaeroneia, Gotha (1893): 12.490 A. 2Google Scholar; Schäfer, H., ‘Die verfassungsgeschichtliche Entwicklung Kyrenes im ersten Jahrhundert nach seiner Begründung’, Rheinisches Museum für Philologie 95 (1952): 167Google Scholar; vgl. Meyer, , Ed., Geschichte des Altertums, Stuttgart (1937)Google Scholar, 32.626: eine Phyle „aus den Altbürgern und den libyschen Periöken.“

3 Chamoux, F., Cyrène sous la monarchie des Battiades, Paris (1953): 223–24Google Scholar. Jähne, A., ‘Land und Gesellschaft in Kyrenes Frühzeit (7.-6. Jahrhundert v.u.Z.)’, Klio 70 (1988): 159CrossRefGoogle Scholar, behauptet die Ansicht des Chamoux mit der Aussage wiederzugeben, die Perioiken seien „die später nachrückenden Griechen“: dieser Formulierung gemäß sind sie aber nicht mehr mittellos und nicht mehr ausschließlich Theraier. Was die Verspätung anbelangt, so bleibt festzustellen, daß diese dem Bericht Herodots (4.159.1-2) widerspricht, nach welchem die Anzahl der Kyrenaier weder zur Zeit des Gründers noch zur Zeit des zweiten Königs—d.h., vor dem Kolonisationsaufruf unter Battos II—angestiegen sei.

4 Jeffery, L. H., ‘The Pact of the First Settlers at Cyrene’, Historia 10 (1961): 142–43Google Scholar. Ihr ist u. a. Ostwald, M., Nomos and the Beginnings of the Athenian Democracy, Oxford (1969), 163 A. 4Google Scholar, gefolgt: die Perioiken seien „the descendants of those who were περίοικοι in Thera at the time when the expedition for Cyrene was organized.“

5 Vgl. Murray, a.O. 158.

6 Der Ausgangspunkt könnte natürlich falsch sein. Damonax hätte nämlich bestrebt sein können, eher gleichmäßige als homogene Gruppen zu schaffen, so daß er gewillt gewesen wäre, die Perioiken zu den Theraiem hinzuzurechnen, wenn diese den anderen Gruppen zahlenmäßig unterlegen gewesen wären.

7 Anagraphe von Lindos, B XVII, Z. 113-116; vgl. Blinkenberg, , Chr., Die lindische Tempelchronik, Bonn (1915): 20Google Scholar; Id., Lindos, Fouilles et recherches, II.1: Inscriptions, København (1941): Sp. 169Google Scholar. Bei Jacoby (FgrH 532 F17) fehlen die eckigen Klammern in den Worten μ[ε]τά (Z. 113) und ἓλ[α–] (Z. 115).

8 Jeffery, a.O. 142; Blinkenberg (1941): Sp. 168.

9 Vgl. Jeffery, a.O. 143: „The Cretans, though islanders…were traditionally colonists from Sparta.“

10 Kein Historiker hat m.W. die Ungenauigkeit Herodots beanstandet, aber sie haben das Problem bemerkt und beseitigt, indem sie entweder Herodots „alle“ weglassen (z.B., Schäfer, a.O. 167: „Teile…schließlich der Inselgriechen“; Jähne, a.O. 159: „die von den Inseln stammenden Griechen„) oder das nicht bei ihm befindliche Wort „übrige“ hinzufügen (z.B., bereits Busolt, a.O. 490: “alle übrige Nesioten“) bzw. dieses Wort an die Stelle des überlieferten setzen (z.B., Graham, A. J., ‘The Colonial Expansion of Greece’, Cambridge Ancient History 2nd edn. III.3 (1982)Google Scholar, 3.137: „the remaining islanders“).

11 Blinkenberg (1941): Sp. 168-69,(1915): 19.

12 Das Wort κτίζω allein bedeutet aber nicht unbedingt „gründen“, sondern kann, jedenfalls bei Herodot (1.16.2), „sich niederlassen“ heißen; vgl. Graham, A. J., ‘The Date of the Greek Penetration of the Black Sea’, Bulletin of the Iinstitute of Classical Studies 5 (1958): 40 A. 15Google Scholar.

13 Chamoux, a.O. 125. Er sprach von einer „rédaction ambiguë,“ in dem Zusammenhang aber verneint er mit diesem Ausdruck eher die Richtigkeit der chronologischen Auskunft als die Eindeutigkeit des griechischen Textes: „Plus tard, quand leurs descendants consacrèrent une offrande à l'Athéna de Lindos, ils ne séparaient plus dans leur souvenir la colonisation théréenne de 631 et cette véritable fondation nouvelle que fut pour Cyrène l'immigration vers 575-570. La personne du troisième roi, Battos II, se confondit avec la figure héroïque du Fondateur. D'où la rédaction ambiguë de leur dédicace.“ Den Text hat er also als nicht ganz korrekt, sondern ziemlich deutlich angesehen.

14 Graham, , ‘Colonial Expansion’, 137Google Scholar.

15 Chamoux, a.O. 125.

16 Schäfer, a.O. 135.

17 Erwähnt wird eigentlich die Anwesenheit von dem Geschlecht des Troers Antenor (Pyth. 5.82-83), dies war aber vermutlich nicht Pindars Ernst.

18 Vgl. Osborne, R., Greece in the Making 1200-479 BC, London (1996): 16Google Scholar, zu „political slant“ in den späteren Traditionen: „Keeping non-Therans out of the story certainly suited the Theran claim to be the origin of Cyrene.”

19 Anagraphe von Lindos, C XXIV-XXV.

20 Blinkenberg (1915): 19.

21 Anagraphe von Lindos, Z. B 116-117; C 9, 13-14.

22 Anagraphe von Lindos, A 12.

23 Blinkenberg (1915): 49-50.

24 Vgl. Osborne (1996): 12: „Every character in the story of Battos' mother has a name fitted to the role they play: Etearkhos means ‘true ruler’, Phronime ‘Sensible woman’, Themison ‘The man who does what is right’, Polymnestos ‘The man who woos much’.“

25 Vgl. Osborne (1996): 16, mit Verweis auf das lindische Schatzverzeichnis: „There may have been other stories, not related by Herodotos….“

26 Vgl. Osborne (1996): 12: „Once we appreciate the factors which shape these stories, we can see that is vain to seek historical truth from either account.“

27 Wäre der Fall anders, müßten wir uns sowieso einer Entscheidung enthalten, denn es gibt keine mündliche Überlieferung zweiter Klasse.

28 Dr. Graham räumte August 2000 brieflich ein, daß die Lindier und Lakonier möglicherweise Erstsiedler gewesen seien, glaubte aber, daß man sie in diesem Fall nicht zu minderberechtigten Perioiken gemacht hätte. Daß die kyrenischen Perioiken tatsächlich minderberechtigt waren, ist aber nicht erwiesen. Die Gleichberechtigung der ursprünglichen Siedler, die eine theräische Gesandtschaft im vierten vorchristlichen Jh. hervorhob, war möglicherweise auf „the fourth-century Cyrenean democracy“ zugeschnitten; vgl. Osborne, R., ‘Early Greek Colonization? The nature of Greek settlement in the West’, in: Wees, N. Fisher–H. van (eds.), Archaic Greece: New Approaches and New Evidence, London (1998): 255Google Scholar. Dr. Graham ist dennoch prinzipiell überzeugt, daß Erstsiedler gleichberechtigt gewesen seien. Auf diesen generellen Einwand habe ich auch eine eigene Antwort parat, die sich nur auf diesen speziellen Fall bezieht: Machten die Lindier erst an der eigentlichen Gründung Kyrenes mit, dann schloßen sie sich einer sieben Jahre alten Gemeinde an, die sie deswegen nicht als Mitgründer der Gemeinde, sondern als Teilnehmer an deren Umsiedlung betrachtet haben mag.

29 Jeffery, a.O. 143 A. 10, räumte ein, der 668 zum ersten Mal in Olympia siegende Chionis „could have gone as an elderly man with Aristoteles to the first settlement,“ glaubte aber, weil „only Therans“ an der Gründung beteiligt gewesen seien, daß „not he, but a descendant of the same name“ im 6. Jhdt. nach Kyrene zugewandert sei. Es steht einem frei, die Mitwirkung des Chionis in Zweifel zu ziehen, nicht mehr aber aus dem besagten Grund und auch nicht aus dem angedeuteten Grund hohen Alters, denn noch bei der eigentlichen Gründung Kyrenes c. 632 muß Chionis nicht sonderlich alt gewesen sein.

30 Und umgekehrt, daß theräische Zweitsiedler zu den Nesioten zu rechnen sind.

31 Malten, L.,Kyrene, sagengeschichtliche und historische Untersuchungen, Berlin (1911):42Google Scholar.

32 Mein Dank gilt der Gerda Henkel Stiftung für ein Stipendium und den Herren Prof. A. J. Graham und Prof. Dr. M. Jehne für die Durchsicht. Auch trugen die anonymen Gutachter zu dem Resultat bei.