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Die Anfänge der Kirche. Zur Struktur Von Lk. 5.1–6.19

Published online by Cambridge University Press:  05 February 2009

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Strukturanalysen sind da mit Vorbehalt durchzuführen, wo die Bindung eines Verfassers an vorgegebene literarische Quellen stärker ist als seine Freiheit, den gewählten Stoff nach ihm eigenen Prinzipien syntaktisch und semantisch kohärent durchzugestalten. Sieht man bei Lukas z.B. die Akoluthie der Logienquelle treuer bewahrt als bei Matthäus, der große Teile der Wortüberlieferung nach systematischen Gesichtspunkten in Reden Jesu untergebracht hat, dann wird man beim dritten Evangelisten, der mit den Spruchfolgen der Logienquelle im großen und ganzen auch deren Struktur-muster bewahrt hat, mit einer Überlagerung solcher Muster mit den Makro-strukturen seiner Gesamtkonzeption rechnen und sich folglich vor ein-dimensionalen Strukturanalysen hüten. Trotzdem ist man überrascht, wie geschickt und kreativ Lk. mit seinen Quellen umgegangen ist und mit bescheidenen Mitteln, wie etwa der Wiederholung bestimmter redaktio-neller Signale, Umstellungen, Verknüpfungen und anderen der Verschmelzung der Stoffe dienenden Kunstgriffen, diesen seine eigene Konzeption aufzuprägen wußte. Anhand der Perikopenfolge Lk. 5. 1–6. 19, in der Lk. größtenteils seiner Mk.-Vorlage folgt, läßt sich seine kunstvolle Arbeits-weise gut illustrieren; dabei wird deutlich, daß er Ästhetik und Rhetorik als Prinzipien seiner Darstellungsweise ganz in den Dienst der Sache gestellt hat, von der er seine Hörer überzeugen will.

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References

ANMERKUNGEN

[1] Vgl. Ch. H. Talbert, Literary Patterns, Theological Themes and the Genre of Luke-Acts (SBLMS 20) (Montana, 1974), S. 1–8, 67–82, der seine ‘Architecture Analysis’ des lkn. Werks in den Rahmen der zeitgenössischen griech. und israelit.-jüd. Ästhetik hineinstellt. Vgl. auch R. Meynet, Quelle est done cette parole? Lecture ‘rhetorique’ de l'évangile de Luc (1–9; 22–24) (LeDiv 99A/B), 2Bd. (Paris, 1979).

[2] Schürmann, H., Das Lukasevangelium (HThK III/l) (Freiburg, 1969), S. 261.Google ScholarDieser zweiteilige Abschnitt muß nach ihm und etwa auch Schneider, G., Das Evangelium nach Lukas (ÖTK 3/1) (Gütersloh-Würzburg, 1977), S. 120Google Scholar, ekklesiologisch gelesen werden: ‘Lk sieht im Wirken Jesu die künftige Ordnung der Kirche (vgl. 5,1 - 6,19) und deren grundlegende Verpflichtung (vgl. 6,20 - 49) begründet’ (Schneider). Nur setzt Schürmann die Zäsur im Unterschied zu Schneider nach 6. 11 (vgl. Anm. 7). - Heben diese beiden Autoren den mil 5. 1 beginnenden Judäa-Teil von einem ersten Galiläa-Teil ab (Schürmann, Lk., S. VIII: ‘Der Anfang von Galiläa aus [3,1 - 4,44]’; Schneider, Lk., S. 103), so ziehen viele andere Kommentatoren wie Lagrange, M. J., Evangile selon Saint Luc (EB) (Paris, 7 1948), S. XXXIVGoogle Scholar; Ellis, E. E., The Gospel of Luke (CeB New Ed.) (London-Edinburgh, 1966), S. 31Google Scholar; Grundmann, W., Das Evangelium nach Lukas (ThHK. III) (Berlin, 7 1964), S. 123Google Scholar; Ernst, J., Das Evangelium nach Lukas (RNT) (Regensburg, 1977), S. 724Google Scholar; Marshall, I. H., The Gospel of Luke. A Commentary on the Greek Text (NIGTC 3) (Michigan, 1978), S. 175; Meynet, Quelle est donc, S. 69 ff. u.a. die entsprechenden Perikopenfolgen zu einem Abschnitt, die galiläische Tätigkeit Jesu betreffend (4. 14–9. 50), zusammen. Danach wäre in der Texthierarchie die Zäsurvon 5. 1 von geringerer Bedeutung. - J. Schmid, Das Evangelium nach Lukas (RNT 3) (Regensburg, 41960), zieht(4.14–5. 16 ‘Die Anfänge des öffentlichen Wirkens Jesu’) und 5. 17–6. 11 (‘Der beginnende Kampf mit den Gegnern’) zu jeweils einem Unterabschnitt zusammen; Marshall, Lk. S. 175, gliedert ähnlich (4. 14–5. 11; 5. 12–6. 11). Talbert, Literary Patterns, S. 39–44, sieht unsere Perikopenfolge im Rahmen des Teiltextes 4. 16–8. 56, der nach ihm aus zwei parallel gestalteten Abschnitten, 4. 16–7. 17 und 7. 18–8. 56, besteht.Google Scholar

[3] Diese unterschiedliche Akzentuierung spricht für die Gliederung Schürmanns, der 3. 1–4. 44 vom nachfolgenden Abschnitt abhebt (vgl. Anm. 2). Zu 3. 21–4. 44 beachte man die auf christologische Reflexion hinweisende Verwendung von υίός in den unterschiedlichen Syntagmemen 3. 22, 23 (38); 4. 3,9,22,41 (43).

[4] Vgl. 5. 15; 6. 17–19; 7. 17; 8. 4, 40; 11. 29; 12. 1 sowie Lk. 16. 16 (πāς εις αύτήν[s. c. τήνβασιλείαν τοῡ θεοῡ] βιάζεται). Nach U. Busse, Die Wunder des Propheten Jesus. Die Rezeption, Komposition und Interpretation der Wundertradition im Evangelium des Lukas (FzB 24) (Stuttgart, 1977), S. 91 ff., reicht die judäische Stadtmission von 5. 1–7. 50. Mit 8. 1 beginnt eine neue Texteinheit (vgl. Anm. 6).

[5] Vgl. R.Pesch, Der reiche Fischfang(Lk. 5. 1–11/Joh. 21. 1–14). Wundergeschichte-Berufungs-erzählung-Erschcinungsbericht (Düsseldorf, 1969), S. 66, sowie unter Anm. 17.

[6] ‘Die missionarische Verkündigung der Kirche bringt gewissermaßen den reichen Fang bzw. die reiche Ernte ein’ (Schneider, Lk., S. 124; vgl. auch Pesch, a.a.O. S. 143). Das Stichwort ‘Ernte’ sei Anlaß, auf die 5. 1–11 vergleichbare Funktion der Gleichnisrede 8. 4 ff. (Gleichnis von der reichen Saat) hinzuweisen. Sic eröffnet wie 5. 1–11 (dazu unten!) eine durchstrukturierte Sequenz von 7 Erzähleinheiten (8. 1 - 21/22 - 39/40 - 56/9. 1 - 17/18 - 27/28 - 36/37 - 50) und symbolisiert ebenfalls die Kraft des von Jesus (und dann von seinen Jüngem) ausgestreuten Samens des ‘Wortes Gottes’ (8. 11) (dazu vgl. P. Zingg, Das Wachsen der Kirche. Beiträge zur Frage der lukanischen Redaktion und Theologie (OBO 3) (Göttingen, 1974), S. 76–100). Ein Aufsatz zur Struktur der Perikopenfolge Lk. 8. 1–9. 50 wird bald die hier vorgelegte Studio ergänzen und weiterführen.

[7] So Plummer, A., The Gospel according to S. Luke (ICC) (Edinburgh, 8 1964), S. 39; M.-J. Lagrange, Luc, S. XXXVI; Grundmann, Lk., S. 137; Schmid, Lk. (vgl. Anm. 2); Schürmann, Lk., S. 261 f.; Ernst, Lk., S. 724; richtig: Schneider, Lk., S. 120 (vgl. oben Anm. 2).Google Scholar

[8] Schürmann, , Lk., S. 261.Google Scholar

[9] Grundmann, , Lk., S. 137.Google Scholar

[10] Ellis, , Lk., S. 31Google Scholar: ‘The sources are servants of the Evangelist and do not necessarily determine the ordering of the material.’

[11] ‘Die Zeitangabe “in diesen Tagen” rückt das folgende zeitlich an das vorher Erzählte heran’ (Schürmann, , Lk., S. 312Google Scholar; so auch Ernst, , Lk., S. 206Google Scholar); ebd. 65 Anm. 162 macht S. darauf aufmerksam, daß Lk. ‘sehr wohl zwischen έν ταίς ήμέραις ταύταις(1. 39; 6. 12; 23. 7; 24. 18; Apg. 1. 15) und dem unbestimmten, dafür aber vom Wissen um den heilsgeschichtlichen καιρός bestimmten ένταίς ήμέραις έκείναις (2. 1; 4. 2; 5. 35; 9. 36; Apg. 2. 18) zu unterscheiden’ weiß. Zu Apg. 1. 15 vgl. Schneider, Die Apostelgeschichte (HThK V/1) (Freiburg-Basel-Wien, 1980), S. 215; ‘V15 verknüpft mit “und in diesen Tagen” mit der vorangehenden Situationsangabe (VV 13f)’- Vgl. sonst Apg. 6. 1; 11. 27. Man darf auch auf die Gleichheit der 3 Eröffnungsformeln Lk. 6. 1, 6, 12 als Indiz für die hier vertretene Gliederung hinweisen.

[12] Fast alle Kommentatoren betonen, daß Lk. mit der Situationsschilderung 6. 17–19 die Voraussetzungen für die nachfolgende Predigt schafft. Wird die Erfüllung des Wunschs, geheilt zu werden (6. 18a), sofort konstatiert (18b, 19), so kommt Jesus der Absicht der Leute, ihn zu hören (18a), mit seiner Feldpredigt (6. 20 ff.) nach.

[13] Mußner, F., Petrus und Paulus. Pole der Einheit (QD 76) (Freiburg, 1976), S. 22 f. (Lit. zu 5. 1 ff.).Google Scholar

[14] 5. 1–3 (vgl. die Inclusio τόν ὄχλον etc. [1a] /τούς ὄχλους [3 fin.];’.… die Schilderung dessen, wie Jesus das Volk lehrt, das zu ihm drängt, (gehört) für Lukas sachlich zur folgcnden Petrusberufung hinzu. Sie zeigt an, zu welcher Aufgabe Simon berufen wird und wozu er “Menschenfischcr” sein soil’ (Schneider, , Lk., S. 123).Google Scholar

[15] Mit πλῆθος πολύ τού λαοῡ (6. 17) vgl. πλῆθος ιχθύων πολύ(5. 6). Nicht überzeugend Meynet, Quelle est done, S. 82 ff., 94 ff., der 6. 12–16 und 17 ff. auseinanderreißt und zwei versehiedenen Textblöcken zuweist (vgl. unter 3.2.3.).

[16] Schürmann, , Lk., S. 310Google Scholar, meint richtig: ‘durch seinen “Vorbau” (5,1–11) und die Fortsetzung 6, 12–19 ff wird die ekklesiologische Bedeutsamkeit dieses Abschnitts (sc. des Mk-Blocks Mk 1,40–3,6) von ihm rahmend noch unterstrichen’ (von mir hervorgehoben). Trotzdem zieht er 6. 12 ff. zum folgenden Abschnitt.

[17] Dabei unterliegen die ersten drei Eröffnungsformeln (5. 1 f, 12, 17) und die letzten drei (6. 1,6, 12) jeweils demselben Modell: έΥένετο δέ + Acl + Zeitangabe mit έν findet sich in 6. 1, 6, 12, (καί) έΥένετο (δέ) + έν τῶ mit Inf. (5. 1, 12) bzw. mit nachfolgender Zeitangabe (έν) (5. 17) + καί mit Verb.fin. in 5. 1, 12 (zu ergänzen), 17. Bei den drei zuletzt genannten Eröffnungen wird das die Handlung in Gang bringende Element mit der Deixis ίδού (5. 12, 18) bzw. εζδεν (5. 2) bezeichnet, während die davor stehenden Angaben (vgl. 5. 1, 17) den Hintergrund der Szene beschreiben. Ausführlich zu der biblizistischen Gliederungsformel (mit Lit.) F. Neirynck, ‘La matière marcienne dans l'évangile de Luc’, in: L'Évangile de Luc. Problèmes littéraires et théologiques (Memorial L. Cerfaux, Ed. F. Neirynck) (BEThL 32) (Gembloux, 1973), S. 157–201, 184–93.

[18] Lk. liebt die paarweise Anordnung von Perikopen; vgl. die Tabellen bei Morgenthaler, R., Die lukanische Geschichtsschreibung als Zeugnis, Gestalt and Gehalt der Kunst des Lukas (ATANT 15), 1–11 (Zürich, 1949), I, S. 9799, 114 f.Google Scholar, und Hirsch, E., Frühgeschichte des Evangeliums, 2. Buch (Tübingen, 1940), S. 25.Google Scholar

[19] Zu 5. 17–26 vgl. Busse, , Wunder, S. 134Google Scholar: ‘Durch den Einschub der Information in V17b, Jesus sei mit heilmächtiger Gotteskraft gerüstet, wird der Akzent vom Streitgespräch auf die Machttat verlagert.’

[20] Staudinger, F., Die Sabbatkonflikte bei Lukas (Diss. theol.) (Graz, 1964), S. 124–8Google Scholar, hat auf den ‘konzentrisch-symmetrischen Aufbau von Lk. 6. 6–11’ aufmerksam gemacht: Die Mitte bilde die Frage Jesu (9), um die herum in V. 8 und 10a-c zwei Notizen zu Jesu Verhalten seinen. Gegnern gegenüber und Anweisungen an den Kranken stünden; V.6 f. und 10c, 11 mit Situations-schilderung, bzw. Konstatierung des Wunders und gegnerischer Reaktion bildeten den äußeren Ring.

[21] Staudinger, Dazu, a.a.O. S. 21, 209Google Scholar; zu den beiden gleich gebauten Expositionen ebd. S. 35 f. im Anschluß an Plummer, , Lk., S. 168.Google Scholar

[22] ‘Ich frage euch: darf man am Sabbat (nicht eher) Gutes als Böses tun, ein Leben retten, als es zugrunde gehen lassen?’ (Übersetzung von Schümann, Lk., S. 306).

[23] A.a.O. S. 146–250. Vgl. auch Schümann, Lk., S. 301: ‘Während die erste Perikope den Sabbat formal durch die hoheitliche Gewalt des Messias-Menschensohnes für abrogiert erklärt…, stellt die zweite das neue “Gesetz” Christi (vgl. Gal. 6,2) und den Heilswillen Gottes über das Sabbatgebot und trägt so eine inhaltliche Begründung nach’ (von mir hervorgehoben).

[24] Eine Begegnung mit dem Volk wie in den großen Rahmenszenen kommt also nicht zustande.

[25] Busse, Auch, Wunder, S. 113 f.Google Scholar, betont, daß Lk. vor der Auseinandersetzung mit den Pharisäern und Schriftgelehrten, die Jesus beschuldigen, ‘er beanspruche ein Prärogativ Gottes, wenn er Sünden vergebe’, mit der Gebetsnotiz V.17 die Wundertat in den richtigen Kontext stellen wollte: ‘Jesus handelt im Auftrag Gottes.’

[26] Busse, , Wunder, S. 125Google Scholar (vgl. auch 93 f.). Vgl. auch Neirynck, , a.a.O. (Anm. 17), S. 185.Google Scholar

[27] Brun, L., ‘Zur Kompositionstechnik des Lukasevangeliums’: SO 9 (1930), S. 3850Google Scholar, 42, mit Zustimmung von Busse, , Wunder, S. 116.Google Scholar

[28] Busse, , Wunder, S. 116Google Scholar, mit Hinweis auf Schubert, P., ‘The Final Cycle of Speeches in the Book of Acts’: JBL 87 (1968), S. 116, 15: ‘Thus repentance and forgiveness of sin are closely linked.’Google Scholar

[29] Beachte die Artikellosigkeit (diff. zu den anaphorischen Artikeln in 5. 21, 30; 6. 2, 7) sowie die Verwendung des den Hörern wohl geläufigeren νομοδίδάσκαλοι anstelle von Υραμματεῑς gerade bei ihrer ersten Verwendung (in 5. 21, 30; 6. 7 spricht Lk. dann von Υραμματείς); vgl. auch Busse, Wunder, S. 119.

[30] Die Erzähleinheiten 8. 40–56 (zu V.40 vgl. aber die v.1.) und 9. 1–17 des Abschnitts 8. 1–9. 50 werden auch nicht durch die Gliederungsformel eingeleitet, obwohl sie offensichtlich eigenständige Teiltexte bilden.

[31] Dies sieht z.T. auch Meynet, , Quelle est donc, S. 60Google Scholar (vgl. auch 79–82), der die Anordnung der von ihm abgegrenzten Einheit 5. 17–6. 11 dann freilich so deutet:

A guérison (5. 17–26)

B controverse (5.27–35)

C PARABOLE (5. 36–39)

B´ controverse (6. 1–5)

Á guérison (6.6–11)

Kritisch möchte man fragen, ob nicht das szenische Prinzip (5. 27–39 bilden eine Szene) höher zu veranschlagen ist als semantische Bezüge.

[32] Vielleicht erklärt sich auch die Auslassung des οί δέ έσιώπων (Mk. 3. 4) aus der Angleichung an Lk. 5 (23/24).

[33] Vgl. außerdem Apg. 3. 10. Busse, , Wunder, S. 123Google Scholar: ‘Die Reaktion des Publikums wird bei Lukas also nach einem einheitlichen Basissatz komponiert, den er sprachlich zu variieren versteht, dessen Klischee aber im Grunde konstant bleibt.’

[34] Ähnlich arbeit Talbert, , Literary Patterns, S. 810Google Scholar, der auf die Frage ‘what controls on scholarly subjectivity are possible?’, u.a. antwortet: ‘One should be able to show that the pattern is located in the redactional activity of an author rather than in the tradition.’ Meynct, Anders, Quelle est donc, S. 146Google Scholar: ‘Nous ne pouvons done absolument pas retrouver l'intention do l'auteur’ (die redaktionskritische Frage liegt allerdings außerhalb seines Blickfeldes).

[35] Schramm, T., Der Markus-Stoff bei Lukas. Eine literarkritische und redaktionsgeschichtliche Untersuchung (Cambridge, 1971), S. 6683CrossRefGoogle Scholar, meint, Lk. habe in 5. 12–16, 17–26, 33–39; 6. 12–19 auch nicht-mkn. Traditionen zur Verfügung gehabt; anders Schürmann, , Lk., S. 278, 285 u.ö.Google Scholar; Marshall, , Lk., S. 206.Google Scholar Kritisch auch Neirynck, a.a.O. (Anm. 17), S. 166 ff, 194.

[36] Das in V.28 red. eingeschobene καταλιπών πάντα verstärkt die Verbindung zu der Eröffnungsszene 5. 1–11 (V.11).

[37] Außer dem Rückbezug des Wortes Jesu 5. 32 (είς μετάνοιαν ist lkn. red.) auf die Eröffnung der Szene in 5. 27 f. beachte man auch den im Unterschied zu Mk. 2. 14/15 erzählerisch geglätteten Übergang von 5. 28 zu 29. Daß Lk. die von ihm besonders geschätzte Gliederungsformel aus Mk. 2. 15 nicht übernommen hat, bestätigt, daß er 5. 27 f., 39 ff. als Erzählcinheit versteht.

[38] Fischfang, a.a.O. (Anm. 5).

[39] Aus Mk. 3. 7–12 übernimmt Lk. freilich nur V. 7 f., 10, weshalb Ernst, Lk., S. 120, meint: ‘Die Frage, ob es sich dabei um die Übernahme eines für die lk Bergszene geeigneten Motivs (Mk. 3. 7 f., 10) handelt Oder um einfache Perikopenumstellung, ist mil Argumenten kaum zu entscheiden.’ Dazu vgl. v.a. Neirynck, F., ‘The Argument from Order and St. Luke's Transpositions’: EThL 49 (1973), S. 784815, 804 ff.Google Scholar, wo er die Diskussion der letzten Jahre verfolgt; aus ihr vgl. v.a. Jeremias, J., ‘Perikopen-Umstellungen bei Lukas?’: NTS 4 (1957/1958), S. 115–19.CrossRefGoogle Scholar

[40] So Schürmann, , Lk., S. 319Google Scholar (mit Lit.); Schneider, , Lk., S. 145Google Scholar; anders Neirynck, , ebd. S. 808–11.Google ScholarErnst, , Lk., S. 206Google Scholar: ‘Für die Annahme einer Sonderquelle … besteht kaumeine Veranlassung, da sich die Unterschiede durch redaktionelle Bearbeitung gut erklären lassen. Vielleicht ist Lk aber in der Apostelliste einer anderen Überlieferung gefolgt als Mk.’

[41] Schürmann, , Lk., S. 311.Google Scholar

[42] Vgl. dazu Thissen, W., Erzählung der Befreiung. Eine exegetische Untersuchung zu Mk 2. 1 -3. 6 (FzB 21) (Würzburg, 1976), S. 152–64.Google Scholar

[43] Dazu vgl. van Dijk, T. A., Textwissenschaft. Eine interdisziplinäre Einführung (München, 1980), S. 71–8CrossRefGoogle Scholar; Gülich, E. - Raible, W., Linguistische Textmodelle (UTB 130) (München, 1977), S. 261 f.Google Scholar Im Unterschied zu ‘zusammengesetzten Handlungen’ behaltcn in ‘Handlungsscquenzen’ die ‘Teilhandlungen’ ‘eine selbständige Rolle oder Funktion … für Wahrnehmung, Beschreibung oder Interpretation’ (van Dijk, ebd. S. 75), was für die Perikopen der Evangelientradition zutrifft.

[44] Van Dijk, ebd. S. 75 f.

[45] Vgl. Anm. 4.

[46] Vgl. 5. 12: ‘in einer der Städtc’. Die Angaben des Mk. bezüglich Kafarnaum (Mk. 2. 1 f.) hat Lk. konsequenterweise nicht übernommen.

[47] Zu λαός (6. 17) vgl. Anm. 62.

[48] Zur Relativierung dieses Eindrucks vgl. J. A. Ziesler.‘Luke and the Pharisees’: NTS 25 (1978/1979), S. 146–57Google Scholar; Mußner, F., Traktat über die Juden (München, 1979), S. 264–8. Der paarweise Ausdruck begegnet noch in:Google Scholar

7. 30: οί δέ Φαρισαίοι καί οί νομικοί

15.2: οί δέ Φαρισαίοι καί οί Υραμματείς

11. 53: οί Υραμματείς καί οί Φαρισαίοι

14. 3: τούς νομικούς καί Φαρισαίους

Aufschlußreich ist Lk. 11. 45, wo einer der νομικοί meint, was Jesus gegen die Pharisäer sage, sage er auch gegen sie.

[49] Die Verwendung von εύαΥΥελίζεσθαι (im Unterschied zu δίδάσκειν, κηρύσσειν) hat auch makrosyntaktische Gliederungfunktion: vgl. neben 4. 43 noch 8. 1. Das ‘Muß’ Jesu (δεῑ) signalisiert die theo-logische Dimension der Sendung Jesu, die ja auf Gottes βασιλεία ausgerichtet ist. Jesus ist Beauftragtcr Gottes, der ‘Messias Gottes’ (9. 20), was sich in unserer Perikopensequenz in den Gebetsnotizen (5. 19; 6. 12 [beide red.]), in έλήλυθα (5. 32; vgl. 4. 43) und im Lobpreis Gottes (5. 25 f.) äußert.

[50] Vgl. Pesch, , Fischfang, S. 68Google Scholar; Achtemeier, P. J., ‘The Lucan Perspective on the Miracles of Jesus: A Preliminary Sketch’: JBL 94 (1975), S. 547–62, 551.Google Scholar

[51] So auch Schürmann, , Lk., S. 278.Google Scholar

[52] Lk. ‘steigert über 11,53f; 13,31; 19,46ff; 20,19f auf 22,1–6 hin’ (Schürmann, Lk., S. 309).

[53] Vgl. Lk. 2. 11;4. 21; 19. 5, 9. Zu 4. 21 Schürmann, , Lk., S. 233Google Scholar: ‘Es ist eine halbe und darum sehr ịrreführende Wahrheit, wenn man meint, Lk verstünde das σήμερον V21 nur “historisch” als einen vergangenen Tag der Geschichte’ (Lit. zum ‘eschatologischen Erfüllungssignal σήμερον’ bei Busse, , Wunder, S. 440Google Scholar Anm. 2).

[54] Zu den beiden Sabbatgeschichten vgl. Staudinger, , Sabbatkonflikte, S. 295 ff.Google Scholar Zum Zeit-Index vgl. auch noch das άπό τοῡ νῡν von 5. 10b (vgl. Lk. 1. 48; 12. 52; 22. 69; Apg. 18. 6): Der ‘Menschenfang’, ‘annoncée pour un futur qui va commencer de se réaliser …, se poursuit dans le présent du narrateur et des destinataires du récit’ (J. Delorme, ‘Luc V.1–2: Analyse structurale et histoire de la rédaction’:.NTS 18 (1971/2), S. 331–50, 340).

[55] Conzelmann, H., Die Mitte der Zeit. Studien zur Theologie des Lukas (BHTh 17) (Tübingen, 5 1964), S. 38Google Scholar: Der Berg ‘ist ein Ort, an den “das Volk” nicht kommt. Das verbindet ihn mil dem See.’ Zu 6. 17 meint er ebd.: ‘Indirekt spielt auch das Seemotiv wieder herein, da Lukas den Strand von Me 3,7 durch die Ebene ersetzt.’ Zu den in 6. 12 ff. hineinspielenden Assoziationen an den Sinai-Berg vgl. Schürmann, , Lk., S. 313, 320.Google Scholar

[56] ‘Tout ce qui s'est passé loin de la foule est en vue de ce retour sur la terre des hommes’ (Delorme, , a.a.O. S. 340Google Scholar, zur Fischfangerzählung).

[57] Conzelmann, , ebd. S. 38.Google Scholar ‘Hat das Bergmotiv bei Me ein Vorbild, so ist das vom See eigene Schöpfung des Lukas, - wie es scheint, als bewußtes Gegenstück.’

[58] Ebd. S. 38. Vgl. auch Riesenfeld, H., Jesus transfiguré. L'arrière-plan du recit évangelique de la transfiguration de Notre-Seigneur (København, 1947), S. 217 ff.Google Scholar

[59] Conzelmann, , ebd. S. 36Google Scholar: ‘Durchweg erscheint der See bei ihm alseine mehr “theologische” denn geographische Größe. Er ist der Ort von Epiphanien, welche die Macht Jesu erweisen’. Vgl. auch Delorme, a.a.O. S. 339, mil Hinweis auf Lk. 8. 31, 33. In 8. 6 (diff. Mk. 4. 5; Mt. 13. 5) lasse Lk. βάθος, wo es nur den tiefen Erdboden bezeichne, fort (ebd. Anm. 3). Zu ζωΥρέω: Dieses Verb (= prendre vivant) ‘déploie ici toute sa force de suggestion: il s'agit d'arracher les hommes à l'empire de la mort’ (340).

[60] Ähnlich legt Lk. in den Tauf- und Versuchungserzählungen 3. 21–4. 13, in denen die Antipoden ‘Diabolos’ und ‘Gott’ (vertreten durch die ‘Stimme aus der Höhe’ und den ‘Geist Gottes’) aufeinandertreffen, den ‘metahistorischen’ Horizont seiner ‘Geschichtsdarstellung’ frei. Zum Tragen kommt dieser etwa in den Wundererzählungen, bei denen Lk. einerseits auf ‘dem Sieg Jesu über Satan und also auf der Befreiung des Menschen (Lk 10,18; 11,21–22; 13,16; Ac 10,38)’, andererseits auf der ‘Aktion Gottes in den Wundern’ besteht (vgl. George, A., ‘Le miracle’, in: ders., Études sur l'oeuvre de Luc (SBi) (Paris, 1978), S. 133–48, 147, 140).Google Scholar

[61] Dazu vgl. Zingg, a.a.O. (Anm. 6), S. 65–7 (‘Die Verwendung von πλήθος bei Lukas’).

[62] Wenn Lk. in 6. 17 vom λαός spricht (vgl. auch 1. 17, 68, 77; 2. 10, 32; 3. 18, 21; 7. 1, 16, 29 etc.), dann wohl deshalb, weil für ihn die vielen Menschen ‘aus ganz Judäa, Jerusalem und den Städten am Meer, Tyros und Sidon’, das jüdische Gottesvolk repräsentieren. Ihm ist auch die ‘Institution’ der ‘Zwölf’ zugeordnet, die aber, nachdem die Kirche mehr oder weniger heidenchristlich geworden ist, ihre anfängliche Bedeutung verliert.

[63] Schürmann, , Lk., S. 321, zu 6.17Google Scholar: ‘In dieser Jüngerschar sieht Jesus die nachösterliche “Jünger-gemeinde” präformiert’. Mit Lk. 6. 17 (ὂχλος πολύς μαθητῶν αύτοῡ) vgl. auch τό πλῆθος τῶν μαθητῶν in Lk. 19. 37; Apg. 6. 2 (vgl. auch 4. 32). Grundmann, Ähnlich, Lk., S. 137Google Scholar (138: ‘Apostel -Jünger - Volk ist ein auch der Apostelgeschichte bekannter Dreiklang’); Bouwman, G., Das dritte Evangelium. Einübung in die formgeschichtliche Methode (Düsseldorf, 1968), S. 123.Google ScholarAnders, H.-J. Degenhardt, Lukas der Evangelist der Armen. Besitz und Besitzlosigkeit in den lkn. Schriften. Eine traditions- und redaktionsgeschichtliche Untersuchung (Stuttgart, 1965), S. 31–3Google Scholar (μαθητής:eine ‘Standesbezeichnung’).

[64] ‘Das Tun des Levi’ ist für Lk. ‘ein Musterbeispiel für “Umkehr”’ (Schürmann, , Lk., S. 288 f.).Google Scholar Vgl. auch Lk. 7. 29 (3. 12 f.); 19. 2 ff. Zur Auslegungsgeschichte: Frickel, J., ‘Die Zöllner, Vorbild der Demut und wahrer Gottesverehrung’, in: Pietas (FS B. Kötting) (Hrsg. E. Dassmann - K. S. Frank) (JAC.E 8) (Münster, 1980), S. 369–80.Google Scholar

[65] Dazu vgl. X. de Meeus, ‘Composition de Luc XIV et genre symposiaque’: EThL 37 (1961), S. 847–70Google Scholar; Bösen, W., Das Mahlmotiv bei Lukas: Studien zum lukanischen Mahlverständnis unter besonderer Berücksichtigung von Lk 22, 1430 (Diss. Phil.) (Saarbrücken, 1976)Google Scholar (Fak. Druck); Ernst, J., ‘Gastmahlgespräche: Lk 14, 1–24’, in: Die Kirche des Anfangs (FS H. Schürmann) (EThSt 38) (Leipzig, 1977), S. 5777.Google Scholar - 5. 29 ff. am nächsten stehen die Szenen 15. 1 ff. und 19. 1–10 (V. 10 vgl. mit 5. 32). Von Bedeutung ist, daß die Speisung der Fünftausend (9. 12–17) in der Mitte von sieben Szenen, nämlich 8. 1–9. 50 (vgl. Anm. 6), steht.

[66] Dazu vgl. B. van lersel, ‘La vocation de Lévi (Me., II, 13–17, Mt., IX.9–13, Lc., V.27–32). Traditions et rédactions’, in:De Jésus aux Evangiles II (Gembloux-Paris, 1967), S. 212–32, 228 f.

[67] Ebd.S. 232.

[68] Lagrange, Lc., S. XXXVI, sieht den literarischen Zusammenhang von Berufungsszenen und Streitgesprächen auch sachlich begründet: ‘C'est à l'occasion des disciples que naissent les controverses sur l'accueil fait aux pécheurs, le jeûne et le sabbat.’

[69] Mahlhalten, ‘essen und trinken’ (Q: 7. 33 f.; Mk.-Tr.: 5. 30; Lk. Red.: 5. 33b; 10. 7; 13. 26; 22. 30; Apg. 10. 41; vgl. auch Lk. 17. 28b), ist für Lk. ein zentrales Symbol der Erfahrung des Heils, das auf verschiedene Ebenen transponiert, sich in den Mählern Jesu, in den Eucharistiefeiern der Kirche und im Mahl der Basileia Gottes realisiert.

[70] Vgl. Theobald, M., ‘Der Primal der Synchronie vor der Diachronie als Grundaxiom der Literar-kritik. Methodische Erwägungen an Hand von Mk 2,13–17/Mt 9,9–13’: BZ NF 22 (1978), S. 161–86.Google Scholar

[71] Vgl. Lk. 24. 47; Apg. 2. 38; 3. 19; 5. 31; 10. 43; 11. 18; 13. 38; 20. 21; 26. 18, 20. Zu beidem vgl. Busse, , Wunder, S. 128–32Google Scholar, wo er sich mil Recht gegen eine Interpretation der lkn. Um-kehrforderung als Ausdruck von Werkgerechtigkeit wendet; bezeichnend ist etwa Apg. 11. 18, wo die μετάνοια εις ζωήν als soteriologisch suffizientes Geschenk Gottes qualifiziert wird.

[72] ‘Heilung wie Sündenvergebung haben bei Lukas soteriologische Signifikanz’ (Busse, , Wunder, S. 132).Google Scholar Zu Lk. 6. 9 vgl. Schürmann, , Lk., S. 308Google Scholar: ‘Jesus “erfüllt” … das Sabbatgesetz, indem er Gutes tut und sich als σωτήρ bestätigt’; ebd. S. 275 zu den Szenen II und III. ‘Im Miteinander erinnerten die beiden Erzählungen notwendig an die in der Taufe vom Herrn erlangte “Reinigung” und Sündenvergebung.’ Zum Ikn. Wunderverständnis vgl. die Studien von Achtemeier (Anm. 50) und George (Anm. 60).

[73] Vgl. das Gleichniswort 5. 31: ‘Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.’

[74] Dazu vgl. v.a. die Arbeiten von Talbert (Anm. 1), Meynet (Anm. 1), A. George, ‘La construction du troisième évangile’, in: ders., Études sur l'oeuvre de Luc, a.a.O. (Anm. 60), S. 15–41, und unter den älteren Arbeiten Morgenthaler, Die lukanische Geschichtsschreibung als Zeugnis, a.a.O. (Anm. 18), der von einer ‘zweigliedrigen Architektonik der Kunst des Lk’ (I, S. 163) ausgeht; Büchele, A., Der Tod im Lukasevangelium. Eine redaktionsgeschichtliche Untersuchung zu Lk 23 (FTS 26) (Frankfurt, 1978), S. 171–82Google Scholar, meint, die ‘Dreierstruktur’ sei das ‘für Lk charakteristische Darstellungsmittel’ (S. 192); Ellis, The Gospel of Luke, S. 21–37 (‘The Organization and Structure of the Gospel’), S. 32: die meisten Teiltexte des Ev bestehen aus einer ‘sixfold combination of episodes’. Gehen Talbert und Meynet von Siebenerstrukturen und noch komplexeren Größen aus, dann ist für Lk. sozusagen schon alles behauptet worden. Was tun? 1) Skepsis ist gegenüber Versuchen angebracht, die lkn. Architektonik von nur einem Prinzip her zu erklären. 2) Die lkn. Architektonik muß von unten, d.h. von der Analyse der untergeordneten Teiltexte her, aufgebaut werden. 3) Die Behauptung eines literarischen Strukturmusters müßte durch die Erläuterung seines semantischen Gehalts gestützt werden.