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Matthäus vi. 9–13/Lukas xi. 2–4: Emendation und Rückübersetzung

Published online by Cambridge University Press:  05 February 2009

G. Schwarz
Affiliation:
Celle, Germany

Abstract

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Type
Short Studies
Copyright
Copyright © Cambridge University Press 1969

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References

Page 233 note 1 Torrey, C. C., ‘The Translations made from the Original Aramaic Gospels’ (Studies in the Hist. of Rel.for C. H. Toy, New York, 1912, S. 309 ff.)Google Scholar; Burney, C. F., The Poetry of Our Lord (Oxford, 1925), S. 112 fGoogle Scholar.; Dalman, , Die Worte Jesu I (Leipzig (2) 1930), S. 283365Google Scholar; Fiebig, P., Das Vaterunser (Gütersloh, 1927)Google Scholar; Littmann, E., ‘Torreys Buch über die vier Evangelien’ (Z.N.W. XXXIV, 1935, 2034, besonders 29 f.)Google Scholar; Lohmeyer, E., ‘Das Vaterunser als Ganzheit’ (Th.Bl. XVII, 1938)Google Scholar; Ders., Das Vaterunser (Göttingen, 1946, = (4) 1960)Google Scholar; Kuhn, K. G., ‘Achtzehngebet und Vaterunser und der Reim’ (W.U.N.T. 1, 1950)Google Scholar; Manson, T. W., ‘The Lord's Prayer’ (B.J.R.L. XXXVIII, 1955/1956, 99113, 436–48)Google Scholar; Schürmann, H., Das Gebet des Herm (Leipzig, 1957)Google Scholar; Jeremias, J., ‘The Lord's Prayer in Modern Research’ (E.T. LXXI, 1959/1960, 141–6; dtGoogle Scholar., Das Vater-Unser im Lichte der neueren Forschung, Stuttgart, Calwer Hefte 50, 1962)Google Scholar.

Page 233 note 2 Eine dritte (außerkanonische) findet sich—leicht gräzisiert und um eine zweigliedrige Doxologie erweitert—Did. viii. 2 f.

Page 233 note 3 Die von früher Kindheit an zu beten gelernt hatten, deren Beten aber zur Routine zu werden drohte.

Page 233 note 4 Die erst beten lernen und denen Mut zum Beten gemacht werden mußte.—Vgl. Jeremias, J., a. a. O. (Calwer Hefte 50), S. 9 ffGoogle Scholar.

Page 233 note 5 Abgesehen vielleicht von der dritten Bitte, die in der Lukas-Fassung fehlt. —Doch siehe unten S. 244 f.

Page 233 note 6 Vgl. Jeremias, J., a. a. O. S. 14 fGoogle Scholar.

Page 233 note 7 Ebenda S. 11.

Page 233 note 8 Kursiv von uns.

Page 234 note 1 Dies eines der Ergebnisse dieser Studie, wie sich im folgenden herausstellen wird.

Page 234 note 2 Behauptung, Eine übrigens, die er selber (a. a. O. S. 15)Google Scholar wieder halb zurücknimmt: ‘Aufs Ganze gesehen ist unser Ergebnis dahin zusammenzufassen, daß die Lukas-Fassung in bezug auf die Länge die älteste Form erhalten hat, daß der Matthäus-Text jedoch hinsichtlich des gemeinsamen Wortlautes ursprünglicher ist.’

Page 234 note 3 Jeremias, J., a. a. O. S. 12Google Scholar.

Page 234 note 4 Erinnert sei hier an einen anderen liturgischenText: den Text der Abendmahlsworte, der bei Lukas bekanntlich in einigen Handschriften in einem Langtext (xxii. 15–20) und in anderen in einem Kurztext (xxii. 15–19 b) vorliegt und der, dies das Ergebnis der Untersuchung von J. Jeremias (Die Abendmahlsworte Jesu, Göttingen (3), 1960, S. 132 ff.), durch Kiirzung des Langtextes (aus Griinden der Arkandisziplin) entstanden ist und der bei Johannes in der Lebensbrotrede (vi. 22 ff.)paraphrasiert (besonders V. 51c, die johanneische Fassung des Deutewortes Jesu zum Brot) und homiletisch entfaltet worden ist.

Page 234 note 5 In diesen Sätzen ist auf eine knappe Formel gebracht, was sich uns als gesichertes Ergebnis umfangreicher Untersuchungen am gesamten Korpus der Herrenworte ergeben hat: daß Jesus sich bei der Formulierung seiner Logien konsequent an die metrischen Regein der alttestamentlichenPoesie gehalten hat, wie sie uns aus den Psalmen und Proverbien und (nicht minder!) auch von der Prophetenrede her bekannt (nur leider nicht klar genug definiert) sind. Die metrische Form seiner Logien, wie das gelegentlich geschieht, auf eine ‘Bearbeitung’ durch die predigende und tradierende Urgemeinde züruckzufuhren, stellt den Gang der Dinge total auf den Kopf. Indessen: Diesen komplizierten und umstrittenen Komplex hier in extenso darzustellen und zu belegen, ist schon aus Raumgründen unmöglich. Wir verweisen dazu auf die von uns geplante Veröffentlichung,(miss) in der er auf breiter Basis dargestellt werden wird.

Page 235 note 1 Kuhn, Gegen K. G., a. a. O. S. 39Google Scholar.

Page 235 note 2 Siehe unten S. 237 Anm. 4.

Page 236 note 1 Dem in der aramäischen Urfassung des Vater-Unsers deutlich ein Endreim entspricht, der in sehr vielen Herrenworten anzutreffen und als bewußte poetische Kunstform anzusprechen ist.—Vgl. Kuhn, K. G., a. a. O. S. 37 fGoogle Scholar. —Siehe auch unten S. 237 Anm. 4.

Page 236 note 2 Siehe oben S. 234 Anm. 5. Die Steuernagel, C., ‘Die Sprüche’, in E. Kautzsch, Die Heilige Schrift des Alten Testaments II (Tübingen (4), 1923), S. 276Google Scholar im Blick auf die Proverbien (freilich sehr kurz) wie folgt charakterisiert: ‘Alle eigentlichen Sprüche zeigen die Form eines kurzen Distichons, dessen Glieder gewöhnlich gleiche Länge haben; die wenigen Ausnahmen beruhen teils auf Textverlust, teils auf Erweiterungen.’—Und eben dies: teils Textverlust, teils Erweiterungen, läßt sich—wie wir meinen—auch in den beiden Vater-Unser-Fassungen nachweisen.

Page 236 note 3 Entsprechend den Regeln, auf die wir oben (S. 234 und Anm. 5) nur grundsätzlich hinweisen konnten. Ob jene Hinweise die Last des Beweises tragen konnen, wird das Ergebnis dieser Studie erweisen müssen.

Page 237 note 1 Die u. E. die Diktion der beiden Brotbitten in unzulässiger Weise überfullen und ihnen dadurch, vergleicht man sie mit den äbrigen (reinen) Bitten (ohne (miss) bzw.(miss)-Passus), einen kasuistischen Zug verleihen, der schwerlich ursprünglich sein kann, sondern deutlich auf spätere Reflexion schließien läfßt.

Page 237 note 2 Unser metrisches Postulat jedenfalls (Zweiheber und Endreim) zwingt uns dazu: sofern wir nämlich ernst machen damit.

Page 237 note 3 Abgesehen von unserer Stelle ist sie bisher nur einmal in einem Papyrus (5. Jh. post) nachgewiesen und auch da noch nicht eindeutig. Der gesamten übrigen Gräzitat ist sie unbekannt, und auch LXX hat sie nicht (nur das verwandte). Kein Wunder also, daß Obersetzung und sachliche Bedeutung umstritten sind. Doch da wir sie (weil interpoliert) ausklammern wollen aus der Brotbitte, hat es wenig Sinn, die vielen Deutungsversuche hier zu erörtern. Dafür sei verwiesen auf die einschlagige Literatur z. St. und auf den Artikel Foerster, von W., Th.W. 11, 587 ffGoogle Scholar.

Page 237 note 4 Mit Endstellung des ήμ⋯ν, dern in der aramäischen Urfassung der Brotbitte wieder der Endreim (siehe S. 236 Anm. I) entspricht, wie die Rückübersetzung der Brotbitte im Vergleich mit der der Vergebungsbitte erkennen läßt.—Die Brobitte würde danach, den von uns emendierten Text zugrundegelegt, so lauten (die Akzente kennzeichnen den Zweiheber-Rhythmus): hab lán/lahmán, oder, falls das auslautende drucklose -a zur Zeit Jesu noch klang: hab lána/lahmána; in beiden Fällen also mit Zäsur- und Endreim entweder auf -an oder auf -ana. Entsprechend würde die Vergebungsbitte so lauten: us'eboq lán/hobenán, bzw.: us'eboq lána/hobenána; wieder in beiden Fällen mit Zäsur- und Endreim entweder auf -an oder auf -ana.

Page 238 note 1 Eben diese Wortfolge (vor allem die jetzige Voranstellung des Verbs!) ist ein weiteres Indiz für die so emendierte Kurzfassung der Brotbitte (ohne τòν ⋯πιοὑσιον und σήμερον, bzw. τò καθ' ⋯μ⋯ραν): weil nämlich (siehe Textspiegel) auch bei alien übrigen Bitten das Verb voransteht. Daß es in dem von Matthäus und Lukas überlieferten Text (allein der Brotbitte!) nicht voransteht, spricht also zusätzlich gegen die Langfassung der Brotbitte.

Zu genau derselben Wortfolge (vgl. auch die Rückübersetzung) kommt auf einem ganz anderen Wege Black, M., An Aramaic Approach to the Gospels and Acts (Oxford (3), 1967), S. 238 ffGoogle Scholar.:

‘Give us our bread (habh lana laḥma)

Day by day (yoma den weyomaḥra).’

Wichtig und wertvoll an seiner Studie — für die zeitliche Einordnung der von uns als sekundär ausgeschiedenen Zusätze τòν ⋯πιούσιον und σήμερον (bzW. τòν ⋯πιοὐσιον und τò καθ ⋯μ⋯ραν) — ist dabei, daß und wie er dazu kommt, jene Zusätze lediglich mit ‘day by day’ wiederzugeben.

In einem überzeugenden Erweisgang, den wir hier aus Raumgründen nur sehr gerafft wiedergeben können, weist er nach:

1. daß beiden Wendungen ein und dasselbe aramäische ‘idiom’ zugrundeliegt: yoma den weyomaḥra;

2. daß dieses Idiom in eben diesem Sinne (‘day by day’) Luk. xiii. 32 und Luk. xiii. 33 im Munde Jesu vorkommt: ‘Behold I cast out demons, and I do cures day by day…’; ‘But day by day I must needs walk…’

3. daß ein Übersetzer, der yoma den weyomaḥra nicht als Idiom erkannte, in ‘difficulties’ geraten mußte ‘with his rendering of yomaḥra’ (daher also die Übersetzungsvarianten!).

Abschließend faßt er zusammen: ‘Matthew's text preserves the mistranslation: compared with the above Aramaic, its difficulties are explicable; σ⋯μερον is yoma (den), τòν ⋯πιο⋯σιον corresponds to (den) weyomaḥra. Luke retains τòν, ⋯πιο⋯σιον, which he no doubt found in Q,, but he has combined it with the true tradition, a correct rendering of the Aramaic, τò καθ' ⋯μ⋯ραν.’

Trifft das zu, und alles spricht dafür, so würde das bedeuten, daß τòν ⋯πιο⋯σιον und σ⋯μερον (bzw. τòν ⋯πιο⋯σιον und τò καθ' ⋯μ⋯ραν) nicht erst bei der schriftlichen Fixierung (ins Griechische), sondern schon während der mündlichen Tradition (im Aramäischen) hinzugefügt worden sind (in Gestalt des Idioms yoma den weyomaḥra): offenbar infolge des schon sehr früh einsetzenden liturgischen Gebrauchs des Vater-Unsers. Nur so nämlich erklären sich die Übersetzungsvarianten bei Matthäus und Lukas, die dann auf je verschiedene Konzeptionen der Quelle (Q) zurückzuführen wären.

Page 238 note 2 òϕελημα und αμαrgr;τια sind Übersetzungsvarianten (aram. ḥobah).—Vgl. Black, M., a. a. O. S. 102, 270, 276Google Scholar.

Page 239 note 1 So expressis verbis die Aussage des Vergebungslogions (Matth, . vi. 14 f.)Google Scholar, das unmittelbar auf das Vater-Unser folgt (siehe unten S. 240 Anm. I). — Vgl. auch Matth, . xviii. 35Google Scholar, den Schlußvers des Schalksknechtsgleichnisses, der dieselbe Forderung artikuliert: Ούτως κagr;ι πατήρ μον ό ύρανιος ποιήει ύ;μΙν, έμιν μή αϕ⋯Τε ἕκασ τῷ αύτυũ απò Τών καρδι⋯ν ύμ⋯ν.

Page 239 note 2 Weniger aus liturgischen, als vielmehr aus theologischen Grϼnden also.

Page 239 note 3 Das, wenn das Endergebnis vorliegt, so knapp und prägnant formuliert sein wird, daß man, wie sich zeigen wird, nicht ein einziges Wort (!) streichen kann, ohne alles zu zerst϶ren. Es ist kaum anzunehmen, daϟ das Zufall sein sollte. Viel eher wird man annehmen müssen, daß es sich dabei um eine bewußte poetische Kunstform handelt.

Page 240 note 1 Ein (wenn auch nur analoges) Indiz hierfür finden wir in dem unmittelbar folgenden Logion Matth. vi. 14 f.:

Denn: genau wie das Vater-Unser ist auch dieses Logion durch Auslassungen, Umstellungen und Zusätze ‘verderbt’, wie unsere Emendation ausweist:

Übrigens ist es so (das belegt einmal mehr unser metrisches Postulat) völlig parallel konstruiert: Doppel-Dreiheber im antithetischen Parallelismus membrorum mit Endreim, Zäsurreim und Alliteration!

Page 240 note 2 Vgl. Dalman, G., a. a. O. S. 344 ffGoogle Scholar.

Page 240 note 3 Die ja doch damit rechnet, daß Gott in Versuchung führt (oder in Versuchung führen kann) und die ihn bittet, den, der sich mit dieser Bitte an ihn wendet, nicht in Versuchung zu führen.

Page 240 note 4 Vgl. Matth, . xvi. 1Google Scholar; ix, 3; xxii. 35; Mark. viii. 11; x. 2; xii. 15; Luk. xi. 16; xx. 23.

Page 240 note 5 Vgl. Matth, . iv. 1Google Scholar; iv. 3; Mark, . i. 13Google Scholar; Luk. iv. 2; iv. 13; viii. 13.

Page 241 note 1 Im Gegenteil!: Jk. i. I3 wird dieser Gedanke sogar ausdrücklich abgewehrt; und zwar, wie es scheint, im Blick auf die Versuchungsbitte des Vater-Unsers (vgl. Seesemann, H., Th.W. VI, 29 und Anm. 33Google Scholar), die also — das folgt daraus — schon damals Anlaß zu Mißdeutungen gegeben hat. Daß aber eben dies nun unmöglich war: von Gott zu denken, er ‘versuche’ Menschen, auch das — so meinen wir — gehört zu dem Neuen in Jesu Botschaft, das den Rahmen des Judentums sprengt, Trifft das aber zu, dann kann die Versuchungsbitte, der Schluß ist zwingend, zumindest in dem vorliegenden Wortlaut, auch nicht ursprünglich sein.

Page 241 note 2 Ins Aramäische zurückübersetzt, würde sie, diesen von uns emendierten Text zugrundegelegt,, folgendermaßen lauten (die Akzente kennzeichnen wieder den Zweiheber-Rhythmus): uśezebίnnan/ minnisjónan, oder, falls das auslautende drucklose -a zur Zeit Jesu noch klang: uśezebίnndna/minnisjóndna; in beiden Fällen also wieder mit Zäsur- und Endreim entweder auf -an oder auf -ana.

Page 241 note 3 Wir sind in der glücklichen Lage, diese Emendation der Versuchungsbitte anhand eines Textes. belegen (und damit erhärten) zu können, der ihre tragenden Vokabeln in genau derselben Konzeption bietet: Οīδεν κύριΟςεύσβεīς (2.. Pe. ii. 9).

Page 242 note 1 Siehe oben S. 237 Anm. 4 und S. 241 Anm. 2.

Page 242 note 2 Nicht nur zwei, wie G. Dalman (a. a. O. S. 316), K. G. Kuhn (a. a. O. S. 39) und J. Jeremias (a. a. O. S. 15) meinen.

Page 242 note 3 Die Rückübersetzung würde folgendermaßen lauten (wieder kennzeichnen die Akzente den Zweiheber-Rhythmus): jitqaddάs/semάk, tetέ/malkutάk.

Page 242 note 4 Den Jesus durchgängig anzuwenden pflegte, wie sich leicht feststellen läßt; und zwar nicht nur in der einfachen Form: zur Bildung von Distichen, sondern auch: zur Konstruktion von Doppel-Distichen, Triptychen und Doppel-Triptychen.

Page 242 note 5 Der sie — aus Gründen, die noch zu erheben sein werden — nicht bietet.

Page 242 note 6 Denn auch sie ist, wie jene, zweihebig konstruiert und endet, wie jene, auf σΟυ — genau unserem metrischen Postulat entsprechend. — Auf Aramäisch würde sie lauten: tehέ/re'utάk.

Page 243 note 1 Siehe oben S. 239.

Page 243 note 2 Was alles müßten wir wohl streichen, wenn wir anfangen wollten zu streichen, was er gestrichen hat?! Nur — bei den übrigen Logien (und Gleichnissen), bei denen er es getan hat, tangiert es nicht so. In den Fällen pflegt man zu sagen, daß er gelegentlich den Parallelismus zerbricht (was natürlich richtig ist). Merkwürdig ist freilich, daß man, wo immer sich bei Matthäus eine Parallele findet, die gegenüber der verkürzten Lukas-Fassung den vollen Parallelismus bietet, nicht ebenso zu streichen anfängt wie beim Vater-Unser. Eigentlich wäre das nur konsequent. Kann man das aber nicht (und wo kämen wir hin, wenn wir das wollten?), so ist nicht zu begreifen, mit welchem Recht man es hiero können will.

Page 244 note 1 Siehe oben S. 242.—Anzumerken ist hierzu, daß die Konjunktion u(=we=‘und’) kein Eigengewicht hat.

Page 244 note 2 Diese Feststellung leitet zurück zu unserem eingangs erhobenen metrischen Postulat, das ja doch nur erhoben werden konnte, weil — wie sich jetzt gezeigt hat — die Voraussetzung dafür gegeben war: bewußter poetischer Gestaltungswille. Jenes Postulat (Zweiheber-Rhythmus und Endreim), das, um den Wortbestand des Vater-Unsers in den Griff zu bekommen, zunächst nur grob angelegt werden konnte, ist inzwischen (abgesehen vom Parallelismus membrorum, der nicht extra erwähnt zu werden braucht) noch um zwei Werte zu ergänzen: um Zäsurreim und Alliteration.

Page 244 note 3 Wer diese Auffassung teilt und daraus folgert, sie könne daher nicht ursprünglich sein, der muß es sich gefallen lassen, daß wir von ihm auf zwei Fragen eine schlüssige Antwort erwarten. Erstens: Warum wurde diese Bitte (gegen den Gebetsbrauch der lukanischen Gemeinden) in den matthäischen Gemeinden gebetet? Zweitens: Warum setzte Lukas statt der verbal konstruierten Gethsemane-Bitte, wie sie ihm Mark, . xiv. 36cGoogle Scholar vorlag, eine substantivische Konstruktion, wie sie nur in der dritten aov-Bitte der matthäischen Vater-Unser-Fassung vorliegt? — Zur letzteren dieser beiden Fragen vgl. Anm. 4; zur ersteren sei gleich hinzugefügt: Lediglich die Antwort, in den matthäischen Gemeinden wurde sie gebetet, weil sie dort aufgekommen und in Gebrauch gekommen war, genügt uns nicht. Darauf würden wir J. Jeremias' Argumentation (siehe S. 234) umkehren und sagen: Wer sollte es gewagt haben, zu den zwei σΟυ-Bitten eine dritte hinzuzufügen? Wohlgemerkt: keine liturgische Erweiterung (wie den angehä);, sondern eine direkte (zusätzliche!) Bitte.

Page 244 note 4 Dafü;r sprichtzweifelsfrei seine Fassung Gethsemane-Bitte (Luk. xxii. 42b: πλsήν μή Τò θÉλμα μον αλλα Τò γόν υινεθω), die, vergleicht man sie mit den Fassungen der Seitenreferenten (Mark, . xiv. 36cGoogle Scholar: άλλ σύ τι Έυ;ώ θελώαλλα τι σύ, Matth, . xxvi. 39cGoogle Scholar: πλήν ούχ ώςÉγώ θÉλω άλλ ώςσύ), deutlich erkennen läß;t, daß; er (und zwar: absichtlich!) die verbale Konstruktion der ihm vorliegenden Markus-Fassung fallenläß;t und statt dessen zurü;ckgreift auf die ihm (dort!) nicht vorliegende substantivische Fassung, wie sie bei Matthäus in der dritten oov-Bitte des Vater-Unsers begegnet und die ihm also von anderswoher bekannt gewesen sein muß; nämlich — der Schluß; ist zwingend —: von seinem eigenen und seiner Gemeinden Vater-Unser her.

Page 244 note 5 Ihm ist nach Luk. i. 1–4 das Buch gewidmet.

Page 244 note 6 Im Zusammenhang mit der zweiten aou-Bitte, die, im Kontext gelesen, zu dem Mißverständnis Anlaß geben könnte, es handle sich bei der paaiTeta um eine politische Herrschaft und bei dem θέλημα um einen politischen Willen.

Page 244 note 7 Oder wer auch immer sich hinter diesem Namen verbergen mag. Es ist nämlich keineswegs ausgeschlossen, daß Theophilus (‘Gottesfreund’) nur Deckname ist.

Page 244 note 8 Der unterrichtet werden sollte oder wollte (entsprechend dem Prolog). ‘Seine Unterrichtung kann amtlichen Charakter getragen haben, wie er sie sich als Beamter verschaffen muß;te’ (Grundmann, W., Das Evangelium nach Lukas, Berlin (2), 1961, S. 45)Google Scholar.

Page 245 note 1 Jeremias, J., a. a. O. S. 13Google Scholar.

Page 245 note 2 Wie hier eine Auslassung, so scheint xii. 51 eine Textänderung auf das Konto politischer Rück-sichten zu gehen, wo Lukas ganz charakteristisch μάχαιρα (Mattb. x. 34) in ändert; sicherlich: um den möglichen Verdacht zu zerstreuen, Jesus habe eine politische Herrschaft erobern wollen.

Page 245 note 3 Siehe oben S. 244 Anm. 4.

Page 245 note 4 So auch Jeremias, J., a. a. O. S. 17Google Scholar. — Kuhn, Gegen K. G., a. a. O. S. 39Google Scholar.

Page 245 note 5 Jeremias, J., a. a. O. S. 18Google Scholar.

Page 246 note 1 Kuhn, K. G., a. a. O. S. 34Google Scholar.

Page 246 note 2 Auch dies ist, wie umfangreiche Untersuchungen am Korpus der Herrenworte ergeben haben, eines der Kennzeichen der Redeweise Jesu: äußerste Sparsamkeit der Diktion. Denn: ist ein Logion ursprünglich oder hat man seinen ursprünglichen Wortlaut wiedergewonnen, so darf man sicher sein, daß man nicht ein Wort mehr streichen kann, ohne alles zu verderben.

Page 246 note 3 Vgl. hierzu Jeremias, J., a. a. O. S. 16 fGoogle Scholar.