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Zur Entwicklung des paulinischen Gesetzesverständnisses

Published online by Cambridge University Press:  05 February 2009

Ulrich Wilckens
Affiliation:
Fur Charles Kingsley Barrett Zum 65. Geburtstag

Extract

Das Gesetzesverständnis des Paulus ist in letzter Zeit wieder in den Brennpunkt der Diskussion getreten. Dabei scheint mir über dem systematischen Interesse an der inneren Einheit der untereinander so spannungsreichen Aussagen die einfache historische Frage, ob Paulus denn wirklich in all seinen Briefen eine durchweg einheitliche Konzeption zeige, immer noch zu wenig Gewicht zu erhalten. Zwar verlockt der integrale Charakter des Römerbriefs dazu, die hier zweifellos vorhandene, im Zusammenhang vorgetragene Konzeption als Rahmen zu benutzen, in den sich die Aussagen der übrigen Briefe einordnen lassen. Aber auf diesem Wege liegt zugleich die Gefahr nah, daß, die Aussagen der übrigen Briefe zu wenig in ihrem je eigenen Skopos zur Geltung kommen, weil sie dem des Römerbriefs zu- und eingeordnet werden und so ihre Eigenart, ja u.U. auch manche Gegensätzlichkeit verlieren. Der umgekehrten Betrachtungsweise kommt jedenfalls zunächst der methodische Primat zu: die Briefe des Paulus in chronologischer Reihenfolge durchzumustern, so daß die Aussagen des Römerbriefs erst am Schluß ihren Ort bekommen. Damit öffnet sich zumindest die Möglichkeit einer Entwicklung im Denken des Paulus. Die folgende Skizze soll ein Beitrag dazu sein.

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References

Anmerkungen

[1] Ich nenne als die wichtigsten Gesprächspartner der folgenden Skizze: Barrett, C. K., ‘The Allegory of Abraham, Sarah and Hagar in the Arugment of Galatians”, in: Rechtgertigung (Käsemann, FS. E., hrsg. Friedrich, J., Pöhlmann, W., Stuhlmacher, P.) (Tübingen-Göttingen, 1976), S. 116.Google Scholar; Dülmen, A. V., Die Theologie des Gesetzes bei Paulus, SBM 5 (Stuttgart, 1968)Google Scholar; Hahn, F., ‘Das Gesetzesverständnis im Römer- und Galaterbrief’, ZNW 67, (1976), 2963CrossRefGoogle Scholar; Hübner, H., Das Gesetz bei Paulus, FRLANT 119 (Göttingen, 1978)Google Scholar; Kertelge, K., ‘Rechtfertigung’ bei Paulus, NTA NF 3 (Münster, 2 1971)Google Scholar; Klein, G., ‘Sündenverständnis und theologia crucis bei Paulus’, in: Theologia crucis – signum crucis (Dinkler, FS. E.) (Tübingen, 1979), S. 249–82Google Scholar; Luz, U., Das Geschichtsverständnis des Paulus, BevTh 49 (München, 1968)Google Scholar; Sanders, E. P., Paul and palestinian Judaism (London, 1977)Google Scholar; Stuhlmacher, P., ‘“Das Ende des Gesetzes”. Über Ursprung und Ansatz der paulinischen Theologie’, ZThk 67 (1970), 1439Google Scholar; ders., ‘Das Gesetz als Thema biblischerTheologie’, Zthk 75 (1978), 251–80Google Scholar

[2] Das betont mit Recht Hübner, Gesetz 13 f. u. pass.; er beschränkt sich aber auf Verhältnis zwischen Gal. und Röm.

[3] So gehen die meisten Authoren vor, auch ich selbst in: Rechtfertigung als Freiheit (Neukirchen, 1974), S. 77109Google Scholar; vgl., JedochChristologie und Anthropologie im zusammenhang der paulinischen Rechtfertigungslehre’, ZNW 67 (1967), 6482, hier 67 ff.Google Scholar

[4] Da ich mein Verständnis der Gesetzesaussagen des Römerbriefs in meinem Kommentar dargelegt habe (vgl. Der Brief an die Römer, EKK VI/1, 1978; VI/2, 1980), soll hier das Gewicht auf den früheren Briefen liegen.

[5] Zur Datierung des Galaterbriefes vgl. meine Argumente in Rechtfertigung als Freiheit (s.o. Anm. 3) s. 84 f. Anm. 16.

[6] Ich halte die Nachricht in Apg. 7. 58; 8. 13 jedenfalls in dem Sinne für historisch zutreffend, daß, Paulus zu denjenigen Mitgliedern der hellenistischen Synagoge von Apg. 6. 9 gehörte, die die intensive Christus-Verkündigung ihrer bisherigen Brüder als Blasphemie verurteilten und sie deswegen verfolgten. Ob Paulus an der Steinigung des Stephanus selbst beteiligt war, muß freilich fraglich bleiben, weil alle drei genannten Notizen den Eindruck von lukanischen Zusätzen zum Kontext des ihm vorgegebenen Martyriumsberichts machen. Die ehemalige Zugehörigkeit des Paulus zu jener Gruppe von ‘hellenistischen’ Juden erweist aber schlagend die Notiz in Apg. 9. 29.

[7] Zur jüdischen Deutung von Dt. 21. 23 auf die Kreuzigungsstrafe s.u. Anm. 35.

[8] So auch Stuhimacher, z. B., Gesetz (s.o. Anm. 1), These 17Google Scholar; vgl. Hengel, M., ‘Zwischen Jesus und Paulus’, ZThK 72 (1975), 151206, hier 191 f.Google Scholar

[9] Daß darüberhinaus auch zwiscthen den paulinischen Gemeinden und den Gemeinden des antiochenisehen Missionsbereichs Kontakte bestanden haben, zeigt die Erwähnung des Barnabas neben Paulus in 1 Kor. 9. 6; vgl. dazu Barrett, C. K., The First Epistle to the Corinthians, BNTC (London, 1968), S. 204.Google Scholar

[10] First Corinthians (s.o. Anm. 9), 5. 205.

[11] Vgl. Barrett, , First Corinthians (s.o. Anm. 9), S. 169: ‘From the Jewish point of view this is a paradoxical, or rather an absurd, statement.’Google Scholar

[12] Vgl. dazu Wilckens, U., Rechtfertigung als Freiheit (s.o. Anm. 3) S. 77109Google Scholar, sowie Der Brief an die Römer (EKK VI/1) (Zürich-Neukirchen), S. 202–33.

[13] Gegen, H. Conzelmann, Der erste Brief an die Korinther (KEK V) (GÖttingen, 11 1969), S. 190Google Scholar und viele andere Exegeten, die in v. 21b νόμος als ‘uneigentlich gebraucht’ beurteilen, Barrett, vgl. richtig, First Corinthians (s.o. Anm. 9), S. 212–14Google Scholar; auch Dülmen, V., Theologie des Gesetzes (s.o. Anm. 1), S. 123 Anm. 162.Google Scholar

[14] So Lietzmann, z. B. H., An die Korinther 1.11, HNT 9 (Tübingen, 4 1949) (mit Ergänzungen von W. G. Kümmel) S. 43.Google Scholar

[15] Vgl. besonders Weiß, J., Der erste Korintherbrief (KEK V) 91910(Nachdruck, 1970), S. 380.Google Scholar

[16] Vor allem schließt v. 57 über v. 56 hinweg an das Zitat in v. 54 f. an.

[17] Vgl. Grundmann, W., ‘Gesetz, Rechtfertigung und Mystik bei Paulus’, ZNW 32 (1933), 5265CrossRefGoogle Scholar, hier 54 f.; vgl. ThWNT 11, 309.Google ScholarDanach, W. G. Kümmel, in: Lietzmann, H., An die Korinther 1.11 (s.o. Anm. 14), S. 196Google Scholar; vorsichtiger, Barrett, First Corinthians, S. 384Google Scholar und Conzelmann, H., Der erste Brief an die Korinther, KEK 5 (Göttingen, 1969), S. 350 Anm. 42.Google Scholar

[18] Vgl. von, Dülmen, Theologie des Gesetzes (s.o. Anm. 1), S.168Google Scholar f.; auch Barrett, , First Corinthians, S. 383 f.Google Scholar

[19] Zur Erklärung des im einzelnen schwierigen Textes vgl. Kümmel, in Lietzmann-Kümmel, An die Korinther 1.11 (s.o. Anm. 14), S. 199.Google Scholar

[20] Schulz, S., ‘Die Decke des Mose’, ZNW 49 (1958), 1CrossRefGoogle Scholar ff. und Georgi, D., Die Gegner des Paulus im 2. Korintherbrief, WMANT 11 (Neukirchen, 1964), S. 258Google Scholar ff. (besonders S. 282) vermuten, Paulus habe hier einen Text der Gegner polemisch glossiert. Vgl. dagegen Luz, , Geschichtswerständnis, S. 128–30.Google Scholar

[21] Auf den überlieferungsgeschichtlichen Hintergrund kann hier nicht eingegangen werden; vgl. dazu Luz, z. B. U., ‘Der alte und der neue Bund bei Paulus und im Hebräerbrief’, EvTh 27 (1967), 318 ff.Google Scholar

[22] Vgl. Wilckens, U., DerBriefan die Römer, 1, S. 134.Google Scholar

[23] So mit vielen Belegen - besonders aus Platon, der darin eine große Wirkung gehabt hat - Windisch, H., Der zweite Korintherbrief (KEK VI), 9 1924, 5Google Scholar f. Dagegen wendet Bultmann, R., Der zweite Brief an die Korinther (KEK Sonderband) (1976), S. 80 zwar mit Recht ein, daß in jener griechischen Tradition der vόμoς γραθος immer als ‘Ursprung und Grundlage des historisch fixierten Gesetzes’ gemeint ist, während bei Paulus von Jer. 31 her umgekehrt ‘der geschichtliche Gegensatz von atl. Offenbarung und Christusoffenbarung’ als von altem und neuem Bund vor Augen steht (so auch Windisch S. 111 selbst sowie W. G. Kümmel in Lietzmann-Kümmel, S. 199). Doch behält Windisch insofern Recht, als in jüdischer Tradition nie die Schriftlichkeit der Tora als soiche abgewertet wird, wofür em besonders interessantes Beispiel die Weise ist, wie Philo Jos. 31 und Abr. 5 den hellenistischen Topos auf die Tora anwendet. Darum hat γράμμα als Bezeichnung der Tora nirgendwo negative Bedeutung. Diese Antithese taucht erst bei Paulus auf und kann darum nur so erklärt werden, daß Paulus den hellenistischen Topos radikal zur Wirkung bringt, weil er damit die negative Bedeutung der Tora gegenüber dem Evangelium herausstellen kann.Google Scholar

[24] Vgl. Wilckens, U., Der Brief an die Römer, 1, S. 127 ff.Google Scholar

[25] So Roloff, z. B.J., Apostolat - Verkündigung - Kirche (Gütersloh, 1965), S. 79Google Scholar; Oostendorp, D. W., Another Jesus. A Gospel of Jewish-Christian Superiority in II Corinthians, Diss (Amsterdam, 1967), S. 11 Anm. 16.Google Scholar

[26] So Kälsemann, z. B. E., ‘Die Legitimität des Apostels’, ZNW 41 (1942), 33 ff.Google Scholar; Barrett, C. K., ‘Paul's Opponents in II Corinthians’, NTS 17 (1970/1970), 233 ff.CrossRefGoogle Scholar

[27] Vgl. Barrett, C. K., ‘Allegory’ (s.o. Anm. 1), S. 9 f.Google Scholar unter Hinweis auf Jub 16, 17 f., Josephus, , Ant. 1 188 f., 215 und das Targum Pseudo-Jonathan.Google Scholar

[28] Daß Paulus sich auch in dieser polemischen Exegese methodischer Kriterien rabbinischer Hermeneutik bedient, hat C. K. Barrett, ‘Allegory’ (s.o. Anm. 1) gezeigt.

[29] Vgl. so auch Hübner, , Gesetz (s.o. Anm. 1), S. 16 f.Google Scholar

[30] Zu beachten ist: Paulus schreibt statt LXX έν пāσω τοīς λόγοις ποũ νόμου τούτου: пāσω τοīςγεγραμμένολς έν τ πιπλίω̣ τοū νόμου. Schlier, , Der Brief an die Galater (KEK 7), (14 1971), S. 132Google Scholar meint, Paulus habe damit den Inhalt der Tora im Sinne von γμάμα 2 Kor. 3. 6 f.; Röm. 2. 29; 7. 6 ‘als “nui Geschriebens” (= Gesetzesvorschriften)’ hervorheben wollen. Doch kommt ‘geschrieben in dem Buch des Gesetzes’ in Dt. 28. 58; 30. 10 im selben Wortlaut wie in Gal. 3. 10 vor, so daß an em Einwirken dieser Stellen im Zitat von Dt. 27. 26 zu denken ist. Daß in τοīς ggr;εγραμμένοις ein negativer Klang zu hören sei, ist aus dem paulinischen Kontext nicht zu erweisen; im Gegenteil, es entspricht γέγραппταλ in v. 10. 13.

[31] So Hübner, H., Gesetz (s.o. Anm. 1), S. 42.Google Scholar

[32] So richtig Hübner, H., Gesetz (s.o. Anm. 1), S. 20Google Scholar sowie die dort Anm. 12a Genannten; zuletzt Becker, J., NTD 8 (1976), 36Google Scholar; auch Betz, H. D., Galatians (Hermeneia) (Philadelphia, 1979), S. 146, der jedoch zugleich von 3. 19, 21 f. her die Funktion der jüdischen Tora darin sehen will, daß sie die Übertretungen selbst hervorrufe, urn deretwillen sie die Sünde dann unter ihren Fluch stelle.Google Scholar

[33] Nicht ist gemeint, daß die Tora selbst die Fluchwirklichkeit sei, nämlich als der jüdische Teilbereich der allgemein-menschlichen Erfahrung der Herrschaft der Weltelemente (4. 4, 9): so jetzt – nach Schlier S. 136 – besonders krass Betz S. 148 f.

[34] Vgl. dazu den Exkurs in: Wilckens, U., Der Brief an die Römer, 1, S. 233 ff.Google Scholar

[35] Daß Dt. 21. 23 bereits im Judenturn auf die Kreuzigungsstrafe bezogen verstanden worden ist, bezeugen jetzt 4 Q Nah 8 sowie besonders die Tempeirolle von Qumran Kol. 64, 6–13. Von daher gewinnt die Vermutung beträchtlich an Boden, daß Dt. 21. 23 nicht erst für das Judentum im 2. und 3. Jahrhundert (vgl. Justin, , Dial. 89, 190Google Scholar, 1; Ev. Nicodem. 16), sondern bereits von Anfang an ein entscheidender Schriftgrund gegen die Verkundigung des gekreuzigten Jesus als des Messias gewesen ist; vgl. Jerernias, G., Der Lehrer der Gerechtigkeit (Göttingen, 1963), S. 133–5Google Scholar; Kuhn, H.-W., ‘Jesus als Gekreuzigter in der frühchristlichen Verkundigung bis zur Mitte des 2. Jahrhunderts’, ZThK 72 (1975), 146, hier 36 f.Google Scholar; Hengel, M., ‘Mors turpissirna crucis’, in: Rechtfertigung, FS E. Käsemann (Tübingen, 1976), S. 125–84, hier S. 176 ff.Google Scholar

[36] Vielleicht ist έκ πίσρεως als Wiederholung aus dem Zitat aus Hab. 2. 4 (Schlier, S.134 Anm. 1Google Scholar) und στω dann im erklärenden Sinn aufzufassen: ‘Das Gesetz aber heißt nicht “aus Glauben”, sondern…’; so zuletzt, Betz, Galatians, S. 147.Google Scholar

[37] Auch hier ändert Paulus den LXX-Wortlaut (ἅ ποῂησας ἅνθρωπος) leicht, urn die antithetische Entsprechung zu Hab. 2. 4 herauszustellen: ò ποιησας αύτα entspricht ő δίκαως έκ πίστεως. In Röm. 10. 5 zitiert er den LXX-Wortlaut.

[38] Galater, S. 134 f.Google Scholar Ebenso zuletzt Luhrmann, D., Der Brief an die Galater, ZBK 7 (Zürich, 1978), S. 55.Google Scholar

[39] ‘Sündenverständnis’ (s.o. Anrn. 1), S. 270 ff.

[40] Ebd. 5. 271; ähnlich zuletzt Becker, J., Galater, S. 36.Google ScholarDamit wird, Schlier, Galater, S. 132Google Scholar korrigiert, nach dem in v. 10b ‘das Schwergewicht auf dem ποιησαι ruht’; ebenso zuletzt Lührmann, , Galater, S. 55.Google Scholar

[41] Klein, , ‘Sündenverständnis’, S. 271.Google Scholar

[42] Ebd.

[43] Ebd. S. 272.

[44] ‘Allegory’ (s.o. Anm. 1), S. 6 f.

[45] Barrett, C. K., ‘Allegory’ (s.o. Anm. 1), S. 7Google Scholar; vgl. ebd. S. 16 zu Gal. 4: ‘The argument… sheds some light on Paul's understanding of the iustificatio impiorum.’

[46] Betz, Gut, Galatians, S. 121: vv. 19 f.Google Scholar antworten auf die Frage von vv. 17 f., ‘how can the Christian who seeks to be justified before God by faith in Christ and not by “works of the Torah” escape being “a sinner”?’

[47] Zum traditionsgeschichtlichen Hintergrund der σύν – Φρωτ̣ – Aussagen vgl. Wilckens, U., Der Brief an die Römer, 2, S. 42 ff.Google Scholar

[48] Bauer, W., Wörterbuch, S. 1734.Google Scholar So unter vielen anderen Schlier, , Galater, S. 152 f.Google Scholar; Dülmen, A. v., Theologie des Gesetzes (s.o. Anm. 1), S. 42Google Scholar; Hübner, H., Gesetz (s.o. Anm. 1), S. 27.Google ScholarBetz, , Galatians, S. 164–7Google Scholar erörtert überhaupt nur diese Auffassung.

[49] Vgl. Liddell-Scott, 1979.

[50] 2 Chr. 7. 21; Tob. 2. 14; Jdt. 8. 19; Sap. 18. 2; Sir. 20. 23; 27. 1; 29. 9; 31(34). 12; 32 (35). 5; 34 (31). 6, 17; 35 (32). 2; 38. 17; Dan. 2. 13; 1 Makk. 3. 29; 6. 13, 24, 59; 9. 10; 11. 11, 33; 12. 45; 13. 3,4,6; 14. 25; 2 Makk. 4. 16; 3 Makk. 5.41; 6. 36.

[51] So Burton, , Galatians, S. 188Google Scholar; Mussner, , S. 245 f. mit Anm. 5Google Scholar; Becker, , Galater, S. 42Google Scholar; Lührmann, , Galater, S. 63.Google Scholar

[52] Vgl. Schlier, , Galater, S. 159 fGoogle Scholar, sowie die Literatur bei Mussner, Galater, S. 248 Anm. 18.Google Scholar

[53] Diese Auslegung scheint sich in neuerer Zeit durchgesetzt zu haben; vgl. Lietzmann, H., Römer, S. 21 f.Google Scholar; Oepke, A., Der Brief des Paulus an die Galater (THK NT IX) (Berlin, 21957), S. 84Google Scholar; Mussner, , Galater, S. 248 f.Google Scholar; Hübner, , Gesetz (s.o. Anm. 1), S. 28Google Scholar; Becker, , Galater, S. 43Google Scholar, Lührmann, , Galater, S. 63Google Scholar; Betz, , Galatians, S. 171–3, der überdies vermutet, duß Paulus die stoische Regel τòőμοιον τ òμοίωῂ zugrundelege.Google Scholar

[54] Das ist jedenfalls gegen Klein, ‘Sündenverständnis’ (s.o. Anm. 1), S. 272 f. festzuhalten, der nicht beachtet, daß von einem ςωοпοιεĩω die Rede ist, d.h. nicht einem ‘Lebenspenden’, sondern von Totenauferweckung (vgl. 1 Kor. 15. 22, 36, 45; 2 Kor. 3. 6; Röm. 4. 17; 8. 11). Hier steht jene Tauftradition im Hintergrund, nach der die Rechtfertigung des Sünders durch keine geringere Kategorie als die der eschatologischen Totenauferweckung verstanden werden kann. Im übrigen zeugt es von einem katastrophalen Mißverständnis des paulinischen Sünden- und Rechtfertigungsverständnisses, wenn Klein ebd. meint: lsquo;Keine Rede kann ja davon sein, daß dort die Heilskraft des Gesetzes bloß (sic!) für Sünder bestritten wurde.’ Als ob Christus ‘bloß für Sünder’ gestorben wäre! Die Meinung jedoch, das Gesetz habe für Gerechte keine Heilskraft, widerstreitet Gal. 3. 12. Das ist auch in 3. 21 nicht gemeint.

[55] Vgl. Betz, , Galatians, S. 277 Anm. 43.Google ScholarBecker, , Galater, S. 70 verweist auf Test. Seb. 8.4–9. 3.Google Scholar

[56] Vgl. Mussner, , Galater, S. 373 f.Google Scholar

[57] So zuletzt, Becker, Galater, S. 67.Google Scholar

[58] So Schlier, z.B., Galater, S. 246.Google Scholar

[59] So zuletzt Lührmann, , Galater, S. 88.Google Scholar

[60] Von 3. 2 ff. an ist der Rückgang auf die Geistgabe der Taufe das Argument des Paulus gegen den Judaismus in Galatien; vgl. 3. 2, 5, 14; 4. 6, 29; 5. 5, 16 ff. Darum hat auch die direkte Anrede an die Galater ύμεīς οί пngr;ευματικοί in 6. 1 Appell-Charakter. Nichts spricht dafür, daß Paulus hier einen pneumatischen Selbstanspruch der Galater – gar im Sinne gnostischen Selbstbewußtseins – gegen sie kehrt: Gegen, W. Schmithals, Paulus und die Gnostiker (ThF 35) (Hamburg, 1965), S. 32.Google Scholar

[61] Vgl. Blass-Debrunner-Rehkopf, , Grammatik des neutestamentlichen Griechisch (Göttingen, 14 1976), § 275Google Scholar, 2 sowie ausführlich Hübner, H., Das ganze und das eine Gesetz, KuD 21 (1975), S. 239–56, sowie die dort S. 241 Anm. 11 angegebene Literatur.Google Scholar

[62] Mussner, , Galater, S. 370 betont mit Recht, daß man zwischen пληροūν im Sinne der Erfüllung des Gesetzes im Tun und пληροūν im Shine der Sinn-Mitte des Gesetzes keine Alternative sehen darf.Google Scholar

[63] Gut, Becker, Galater, S. 69: ‘Wie etwa 1 Mose 15, 6 in Gal 3, 6 die Schriftstelle ist, in der das ganze Wesen des Gesetzesunter dem Gesichtspunkt der Gerechtigkeit zutage tritt, so nimmt für Paulus 3 Mose 19, 18 eine analoge Stellung in bezug auf die Liebe em.’Google Scholar

[64] So richtig Hübner, , Gesetz (s.o. Anm. 1), S. 37–9, der jedoch zu Unrecht in der Formulierung ò пāς νόμος polemische Ironie gegenüber der jüdischen Position im Sinne von 5. 3 sehen will.Google Scholar

[65] Zu diesem bekannten traditionsgeschichtlichen Zusammenhang braucht hier nur z.B. auf Mussner, , Galater, S. 371 f. verwiesen zu werden.Google Scholar

[66] àγαпāν τòν θεόν kommt bei Paulus nur allien, ohne Kombination mit Lev. 19. 18 vor, vgl. 1 Kor. 2. 9; 8. 3; Röm. 8. 28. Vgl. jedoch 1 Thess. 4. 9: θεοδιδακτοί έστε έίς τò άγαпāν άλλήλους.

[67] Hier sind sämtliche neueren Kommentare - mit Ausnahame von Betz (s.u.) - ebenso zu nennen wie z.B. noch v. Dülmen, , Theologie des Gesetzes (s.o. Anm. 1), S. 66 ff.Google ScholarKertelge, K., Rechtfertigung (s.o. Anm. 1), S. 224 meint, νόμος sei hier im Sinne von θέλημα θεοū gemeint, das sonst in paränetischem Kontext steht; in 6. 2 liege ‘eine Ausnahme’ vor, ‘die dadurch verständlich wird, daß Paulus hier im Gegensatz zum Gesetz des Mose formuliert.’Google Scholar

[68] Darauf läuft die Exegese bei Mussner, , Galater, S. 399 hinaus.Google Scholar

[69] Davies, W. D., Torah in the Messianic Age and/or in the Age to come (JBL.MS 7) (Philadelphia, 1952), S. 91 f.Google Scholar und nach ihm vor allem Schoeps, H.-J., Paulus (Tübingen, 1959), S. 179 sehen die - freilich erst spät bezeugte - rabbinische Vorstellung im Hintergrund, daß der Messias das Gesetz völlig neu lehren werde; vgl. Midr. Qoh 11,8(52a) bei Bill III 577: ‘Die Tora, die ein Mensch in dieser Welt lernt, ist Nichtigkeit gegenüber der Tora des Messias.’ Muß es auch als unbewiesen und wohl unwahrscheinlich gelten, daß diese Anschauung auf das 1. Jahrhundert zurückgeht, so zeigt die Stelle doch sehr schön die Vorstellungsstruktur, in der die paulinische Rede vom νόμος τοū Χριστοū unter jüdischem Aspekt als sinnvoll rezipierbar ist. Immerhin hat der Evangelist Matthäus die Lehrreden Jesu als solche des Messias verstanden, vgl. besonders Mt. 5. 17 ff.!Google Scholar

[70] Beide Bedeutungsnuancen spielen wohi ineinander: der ‘Fall’ einer christlichen Übertretung als solcher und sein Bekanntwerden in der Gemeinde.

[71] Zu έν пνεύματι пραύτητος vgl. ∼ℸ⌉ℷУ |ℸ⌉ℸ 1 QS IV,3. Die beiden Nuancen ‘Güte’ und ‘Demut’ könncn jeweils im Kontext verschieden betont sein; vgl. zum ersten besonders 2 Kor. 10. 1 (neben έпιεικεíα). In Gal. 6. 1 hat die Bedeutung ‘Güte’ Anhalt am ‘Zurechtbringen’, die Bedeutung ‘Demut’ an der Fortsetzung σκοпων κ.τ.λ.

[72] Vgl. Lührmann, , Galater, S. 96.Google Scholar

[73] So Betz, , Galatians, S. 300.Google Scholar

[74] Zum literarkritischen Problem kann hier nur so viel gesagt werden, daß ich mit vielen anderen 3. 2–4. 1 für ein Fragment aus einem anderen Philipperbrief halte, der sich gegen die gleichen judaistischen Gegner richtet wie (2 Kor. und) Gal. und darum aus der gleichen Zeit stammt.

[75] Wie sich dazu die Betonung der Heilshoffnung gegenüber einem falschen ‘Vollendungs’-Bewußtsein (vv. 12–16 als Ausführung von v. 11) und vor allem die Polemik gegen den Wandel der Gegner (vv. 17 ff.) verhält, kann hier nicht erörtert werden.

[76] Darin liegt das starke Wahrheitsmoment der Hypothese, die Gegner in Philippi seien Juden. In der Tat weist nichts im Text selbst daraufhin, daß sie Christen sind. Der Gegensatz zu ihnen erscheint jedenfalls durchweg als durch nichts Christliches vermittelt: Das christliche ‘wir’ klingt exktusiv. Das Beispiel des vorchristlichen Paulus (v. 4b-6) läßt Ieicht im Blick auf die Gegner entsprechend eifemde Pharisäer assoziieren, das Beispiel seiner radikalen Abkehi ebenso die Abkehr der Philipper von ihnen. Auch die Polemik gegen das ‘Vollkommenheits’-Bewußtsein (vv. 12 ff.) würde verständlich, wenn sie sich gegen entsprechende Aussagen über die Vollkommenheit, die die Tora schenke (vgl. Jak. 1. 25!), richtete. Und daß die ‘Feinde des Kreuzes des Christus’ (vv. 17ff.) Juden sein können, und die Polemik gegen sarkischen Wandel und irdische Gesinnung eine Parallele in Gal. 4. 21 ff. hat, ist nicht einfach von der Hand zu weisen.

[77] Vgl. so vor ailem Klein, G., ‘Individualgeschichte und Weltgeschichte bei Paulus’, in: Rekonstruktion und Interpretation (Bev Th 50) (München, 1969), S. 180224; ders., ‘Sündenverständnis’ (s.o. Anm. 1), S. 267–74.Google Scholar

[78] So besonders Klein, , ‘Individualgeschichte’, S. 209 f.Google Scholar; dagegen zuletzt Becker, , Galater, S. 43Google Scholar; Betz, , Galatians, S. 169 f.Google Scholar

[79] Zum folgenden vgl. durchweg die Darlegungen und Nachweise in meinem Kommentar.

[80] Gewiß dient 2. 13 – gerade weil Paulus jüdische Zustimmung erwarten kann – im Kontext von 1. 18–3. 20 dazu, den Juden als Sünder zu markieren, nicht etwa dazu, Fälle einer Rechtfertigung durch das Gesetz von Fällen der Verurteilung hervorzuheben. Der Skopus geht dahin, die heilsgeschichtliche, mit der Gabe der Tora begründete Prärogative des Juden zu bestreiten und ihn im Blick auf das für die Rechtfertigung einzig entscheidende Tun des Gesetzes mit dem Nichtjuden gleichzustellen, so daß das Resultat dann in 3. 9 lautet: πάντες ύΦ' aacgr;μαρτιαν. In diesem Sinn aber ist gerade die volle Geitung von 2. 13 die Voraussetzung des radikalen Urteils von 3. 9! (Zu, Klein, ‘sündenverständnis’, S. 253 ff.).Google Scholar

[81] Gegen, Klein ebd. S. 258.Google Scholar

[82] Gegen, Klein, ebd. S. 261.Google Scholar

[83] Paulus faßt das Gebot als wirkkräftiges Wort auf. Von daher ist das ‘Kennenlernen’ der Sünde durch das Gebot em ‘kognitiver’ Akt von durch und durch ‘existenzieller’ Wirkung. Denn die Sünde kennenlernen, heißt eben zugleich erkennen, daß ich ein Sünder bin und als solcher durch das Gebot der Verurteilung zugesprochen bin, die der Sünde als entsprechendes Geschick folgt (zu, Klein, ‘Sündenverständnis’, S. 261 ff.).Google Scholar

[84] Der ‘Betrug’ der Sünde besteht also nicht in einer Art ‘Verblendung’, nämlich in dem Wahn, ‘durch Erfüllung des Gesetzes Gottesdienst zu treiben’ (Conzelmann, H., Grundriß der Theologie des Neuen Testaments (1967), S. 251)Google Scholar, sondern umgekehrt darin, daß ‘die Sünde’ das Gebot, das mit das Begehren untersagt, dazu benutzte, sich in mir als Begehren zu verwirklichen, sofern ich nämlich erst im Angesprochensein durch das Gebot dem Gebot widersprechen und das Verbotene tun kann. Mit dem Begehren meint Paulus das konkrete Sündigen, nicht den Willen, das Gebotene zu erfüllen! (gegen, Klein, ebd. S. 264 f.).Google Scholar

[85] Daß VόμOς auch hier durchweg synonym gebraucht ist, ja daß erst so der Gedanke des Paulus in seiner Radikalität stringent wird, habe ich Römer, , 2, S. 90 ff. zu zeigen versucht.Google Scholar