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Der Menschensohn im Johannesevangelium

Published online by Cambridge University Press:  05 February 2009

R. Schnackenburg
Affiliation:
Basel, Switzerland

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In dem vieldiskutierten Problemkreis der ‘Menschensohn’-Bezeichnung wendet man dem johanneischen Gebrauch des Titels verhältnismäßig wenig Aufmerksarnkeit zu, und doch ist es auffällig, daß ihn das vierte Evangelium 13 Mal gebraucht und in theologisch bedeutsame Zusammenhänge hineinstellt. Wenn die joh. Logien wegen der Eigenart dieses Evangeliums sicherlich auch für die am stärksten bewegende Frage ausscheiden, ob Jesus selbst den Titel gebraucht und sein Selbstverständnis in ihn hineingelegt hat, so gewinnen sie doch für die in der Urkirche aufgenornrnene oder nach manchen Forschern erst aufgekommene Menschensohn-Theologie, ihre Lebensdauer und Fortentwicklung eine nicht unerhebliche Bedeutung. Hat der Evangelist diese Bezeichnung im Munde Jesu nur festgehalten, weil er darum durch die synoptische Tradition wußte, oder kam er auf andere Weise mit der oder einer Menschensohn-Theologie in Berührung, die er in seine Christologie einfügte? Aber was war das dann für eine Menschensohn Theologie, wo liegen ihre Wurzeln, wo ist die Kontaktstelle, an der sie der Evangelist vorfand, und was bewog ihn, sie für seine Christologie auszuwerten? Kombinierte der Evangelist vielleicht urchristlich-traditionelle Momente mit einer anderen Konzeption, sei es einer vorgefundenen oder einer eigenen? Gerade unter traditionsgeschichtlichem Aspekt verdient die Frage Beachtung und verheißt sie einen Einblick in die Entwicklung urkirch licher Christologie.

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Copyright © Cambridge University Press 1965

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References

page 123 note 1 Schulz, S., Untersuchungen zur Menschensohn-Christologie im Johannesevangelium (Göttingen, 1957), näherhin S. 96124.Google Scholar

page 124 note 1 Iber, G., Überlieferungsgeschichtliche Untersuchungen zum Begriff des Menschensohns im Neuen Testament (ungedruckte Dissertation) (Heidelberg, 1953), besonders zu Joh. i. 51 (S. 98111) und Job. v. 27 ff. (S. 112–47).Google Scholar

page 124 note 2 Hahn, F., Christologische Hoheitstitel. Ihre Geschichte im frühen Christentum (Göttingen, 1963), S. 3941, Anm.–Text.Google Scholar

page 124 note 3 Reitzenstein, R. und Schaeder, H. H., Studien zum antiken Synkretismus aus Iran und Griechenland (Leipzig-Berlin, 1926), hier ‘Der “Mensch” im Prolog des IV. Evangeliums’, S. 306–41, besonders S. 331CrossRefGoogle Scholar: ‘Sie (die Strömung, aus der die Enosch-Tradition stammt) wird die weitere Forschung rückwärts hinauf zu verfolgen haben, womöglich bis zu dem “Menschensohn” (bzw. “Sohn Adams”), als den Ezechiel sich von Gott anreden läβt…’, — Kraeling, Anders C. H., Anthropos and Son of Man (New York, 1927), der einen Einfluβ des Anthropos–Mythus auf das Johannesevangelium ablehnt (S. 167ff.) und sich ausdrücklich gegen Schaeder wendet (S. 170 ff.).Google Scholar

page 124 note 4 Bultmann, R., Das Evangelium des Johannes (Göttingen, 4 1953), zu den Stellen, besonders S. 107Google Scholar(nimmt gnostische Quellen an); ders., Theologie des Neuen Testaments ( Tübingen, , 3 1958), S. 383: Der Titel stamme aus der jüdisch-urchristlichen Tradition, Johannes freilich verstehe ihn meist im Sinne des gnostischen Mythus.Google Scholar

page 124 note 5 Dodd, C. H., The Interpretation of the Fourth Gospel (Cambridge, 1953), S. 241–9, bes. S. 243CrossRefGoogle Scholar: ‘At any rate, the statements about the Son of Man which are actually made in the Fourth Gospel recall the figure of the heavenly Άνθρωπος as we have met it in Hellenistic documents’; S. 248: ‘Thus the term “Son of Man” throughout this gospel retains the sense of one who incorporates in Himself the people of God, or humanity in its ideal aspect.’

page 124 note 6 Cullmann, O., Die Christologie des Neuen Testaments (Tübingen, 1957), S. 144 ff.Google Scholar (im Judentum Zusammenhang mit ‘Spekulationen über einen Urmenschen, den göttlichen Prototyp der Menschheit’, S. 144.); S. 189 ff. (der 4. Evangelist, genau wie Paulus, mit den Menschensohn-Vorstellungen völlig vertraut).

page 124 note 7 Sidebottom, E. M., The Christ of the Fourth Gospel (London, 1961), S. 69136. Dazu des näheren weiter unten; vgl. auch seine vorangehenden Arbeiten: ‘The Ascent and Descent of the Son of Man in the Gospel of John’Google Scholar, Angl. Th. R.ıı (1957), 115–22Google Scholar; ‘The Son of Man as Man in the Fourth Gospel’, Exp. T. LXVIII (1957), 231–5, 280–3.Google Scholar

page 125 note 1 Vgl. bes. Cullmann, , Christologie, S. 169–86;Google ScholarBrandenburger, E., Adam and Christus. Exegetisch-religionsgeschichtliche Untersuchung zu Röm. 5, 1221Google Scholar(I. Kor. 15) ( Neukirchen, , 1962), S. 68157Google Scholar(volle Bejahung des Anthropos-Mythus, allerdings zurückhaltend zur Verbindung mit dem ‘Menschensohn’, vgl. S. 131–5). Er schreibt: ‘Vielleicht hat dabei auch das urchristliche Verständnis Jesu als des “Menschensohnes” eine Rolle gespielt. Dieser Titel muβte in einem stark häretischgnostisch gefärbten hellenistischen Judentum geradezu notwendig im Sinne ihrer vorgegebenen Adam-Anthropos-Spekulationen verstanden werden…. Der “Menschensohn” wurde zum christlich-gnostischen Anthropos-(“Mensch”)-Erlöser.’ —Zur Kritik vgl. Vögtle, A., ‘Die Adam-Christus-Typologie und der “Menschensohn”’, Trierer Theol. Zeit. LX (1951), 309–28Google Scholar; ders., ‘Der “Menschensohn” und die paulinische Christologie’, in: Congresses Internationalis Catholicus Studiorum Paulinorum 1961, Band I (Rom, , 1963), 199218.Google Scholar

page 126 note 1 Vgl. Thüsing, W., Die Erhöhung und Verherrlichung, Jesu im Johannesevangelium (Münsteri. W. 1960Google Scholar), bes. S. 253–88.

page 126 note 2 Iber, G., loc. cit. S. 110, lehnt eine Verbindung dieser Stelle mit den übrigen Menschensohn-Sprüchen ab; auf seine Interpretation (S. 188ff) können wir hier nicht eingehen, doch vgl. unten Anm. 3, S. 129.Google Scholar

page 126 note 3 Vgl. dazu besonders Iber, G.; loc. cit. S. 133–8.Google Scholar

page 127 note 1 Vgl. Blank, J., ‘Die Verhandlung vor Pilatus Jo. 18, 28–19,Google Scholar16 im Lichte johanneischer Theologie’, Bibl. Zeitschr. N.F.III (1959), 6081.Google Scholar

page 127 note 2 Joh. iv. 29Google Scholar; v. 12; vii. 46; viii. 40; ix. 11, 16a, b, 24; x. 33; xi. 47, 50; xviii. 14, 17, 29; xix. 5.

page 127 note 3 Loc.cit. (Anm. 3, S. 124), S. 326–9.Google Scholar

page 128 note 1 Interpretation, S. 411,Google Scholarvgl. S. 245 Anm.I.

page 128 note 2 Vgl. Interpretation, S. 245f.Google Scholar

page 128 note 3 The Christ of the Fourth Gospel, S. 124.Google Scholar

page 129 note 1 Ebd. S. 6983Google Scholar (Seitenzahlen oben in Klammern); vgl. auch Exp.T. LXVIII (1957), 231–5.Google Scholar

page 129 note 2 Ev, Das. des, Joh. S. 196f.Google Scholar(weitere Stimmen ebd. S. 197 Anm. 1).

page 129 note 3 Vgl. Iber, loc.cit. (Anm. 2, S. 126), S. 128–47; X.Google ScholarLèon-Dufour in N.T.S. VII 1960/1), 253f.;Google ScholarBoismard, anders wieder M.-E. in Revue Bibl. LXVIII (1961), 514–18 (zwei Schichten in Joh. v. 19–25 und 26–30,Google Scholar von denen die erste eine ‘relecture’ der zweiten ist).

page 129 note 4 Vgl. Tödt, H. E., Der Menschensohn in der synoptischen Überlieferung (Gütersloh, 1959);Google ScholarHahn, F., loc. cit. (Anm. 2, S. 124), S. 13–53.Google Scholar– Auf die durch E. Schweizer erneut in Gang gekommene Diskussion können wir hier nicht eingehen.

page 130 note 1 Vgl. bes. Mark. ix. 12,Google Scholar wo die ausdrückliche Berufung auf die Schrift und die altertümliche Wendung έξουδενηΘῇ Is. liii. 3 denken lassen; das ist dem Sinne nach aber auch in Mark. viii. 31 parr.; Luk, ferner. xvii. 25Google Scholar aufgenommen. Vgl. Jeremias, J. im Theol. Wörterbuch zum N.T. v, 704;Google ScholarMichaelis, W., ebd. S. 913ff;Google ScholarTödt, anders E., loc. cit. S. 151–7, der Ps. cxviii. 22 für die zugrundeliegende Schriftstelle hält. Der Einfluβ von Is. liii (V. 10 ff.) läβt sich aber wenigstens für Mark. x. 45b par. nicht leugnen, vgl.Google ScholarLohse, E., Märtyrer und Gottesknecht (Göttingen, 1955), S. 117–22;Google ScholarHahn, F., loc. cit. S. 57 ff.— Die ganze Frage ist im Lichte des Schriftgebrauchs der Urkirche gut dargestellt bei B. Lindars, New Testament Apologetic. The Doctrinal Significance of the Old Testament Quotations (London, 1961), S. 77–88 (zu Joh.:S. 83).Google Scholar

page 131 note 1 Vgl. Windisch, H., ‘Angelophanien um den Menschensohn auf Erden’, Z.N.W. xxx (1931), 215–33;Google ScholarSchulz, S., loc. cit. S. 97103;Google ScholarIber, G., loc. cit. S. 98110.Google Scholar Mit Recht betonen aber die letztgenannten Autoren gegen Windisch, daβes sich nicht um eine ‘Historisierung’ der apokalyptischen Menschensohn-Vorstellung handele, sondern um eine Neuinterpretation im Sinne des joh. Offenbarungsgedankens (und der joh. Christologie). Vgl. Michaelis, noch W., ‘Joh. i. 51,Google Scholar Gen. xxviii. 12 und das Menschensohn-Problem’, Theol. Literaturzeitung, LXXXV (1960), 561–78,Google Scholar der sich gegen die Auffassung wendet, als handele es sich um ein ‘isoliertes Einzellogion’ (S. 565), und eine Neu-interpretation der Versuchungsgeschichte vermutet (S. 573), aber ebenfalls an dem traditions-geschichtlichen Hintergrund der jüdischen Apokalyptik festhält (S. 576f.).

page 131 note 2 Justin, , Dial. 32,Google Scholar1 (Goodspeed 126).

page 132 note 1 Vgl. Schnackenburg, R., ‘Die Messiasfrage im Johannesevangelium’, in: Neutestamentliche Aufsätze (Schmid, Festschr. für J.) (Regensburg, 1963), S. 240–64.Google Scholar

page 133 note 1 Vgl. Art. ‘Ich-Aussagen’: Lex. für Theol. und Kirche,2 v (Freiburg i. Br., 1960), 594f.Google Scholar(mit Lit.).

page 133 note 2 Vgl. Schürmann, H., ‘Die Sprache des Christus. Sprachliche Beobachtungen an den synoptischen Herrenworten’, Bibl.Zeitschr. N.F.II (1958), 5484.Google Scholar

page 134 note 1 Diese Bezugnahme oder ‘Motivik’ läβt sich wohl doch, entgegen W. Michaelis (loc. cit. S. 568ff.), nicht leugnen; dagegen hält er mit Recht die Meinung fern, ‘der Menschensohn bei Joh. entspreche der Gestalt Jakobs in Gen. 28, 12, er sei Jakob bzw. die Verkörperung Jakobs unter joh. Aspekt’ (S. 573).Google Scholar

page 134 note 2 Vgl. Grelot, dazu zuletzt P., ‘Jean VII, 38: eau du rocher ou source du Temple?’, Revue Bibl. LXX (1963); 4351Google Scholar (beides!); dort auch Lit. zur vorangegangenen Debatte.

page 134 note 3 Das gilt besonders für den Logos-Hymnus, wie allgemein zugestanden wird; auβerdem vgl. Dodd, Interpretation, S. 1073;Google ScholarZiener, G., ‘Weisheitsbuch und Johannesevangelium’, Biblica, XXXVIII (1957), 396418;Google ScholarFeuillet, A., Etudes Johanniques (Paris, 1962), S. 7299;Google ScholarSidebottom, E. M., loc. cit. passim und S. 203–7;Google ScholarBraun, F.-M., Jean le Thèologien II: Les grandes traditions d'Israël (Paris, 1964), S. 115–35.Google Scholar

page 134 note 4 Vgl. Schnackenburg, R., Die Johannesbriefe (Freiburg i. Br., 2 1963), z. St. (S. 195f.).Google Scholar

page 134 note 5 Colpe, C., Die religionsgeschichtliche Schule. Darstellung und Kritik ihres Bildes vom gnostischen Erlösermythus Göttingen, 1961Google Scholar.— Auβerdem vgl. Mowinckel, S., He That Cometh (Oxford, 1956), S. 420–37 (betont die Verschiedenheit von ‘Urmensch’ und ‘erster Mensch’, glaubt aber auch an einen Einfluβ des Anthropos-Mythus auf die jüdische Konzeption vom ‘Menschensohn’); O. Moe, ‘Der Menschensohn und der Urmensch’, Studia Theol. XIV (1960), 119–29.Google Scholar— Zum Material für den Anthropos-Mythus vgl. Staerk, noch W., Die Erlösererwartung in den östlichen Religionen (Stuttgart-Berlin, 1938), S. 7144;Google ScholarBrandenburger, E., loc. cit. S. 77131;Google ScholarSchenke, H.-M., Der Gott ‘Alensch’ in der Gnosis (Berlin, 1962).Google Scholar

page 135 note 1 Loc. cit. S. 140–70.Google Scholar

page 135 note 2 Loc.cit.S. 173f.Google Scholar

page 135 note 3 Loc.cit. (vorige Anm.), S. 144–54.Google Scholar

page 135 note 4 Die Texte sind zusammengestellt bei Iber, loc. cit. S. 1126.Google Scholar Der Ausdruck kommt vor bei den Gnostikern Ptolemaus, Markus, bei den Ophiten (Naassenern), bei Monoimos and in den Pseudo-Klementinen (hier nur als Würdename Jesu). Vgl. Schenke, auch, loc. cit. S. 615.Google Scholar

page 135 note 5 Schenke, , loc. cit. S. 154.Google Scholar

page 135 note 6 Vgl. Schweizer, E., ‘Die Herkunft der Präexistenzvorstellung bei Paulus’, Evang. Theol. xix (1959), 6570.Google Scholar

page 136 note 1 Vgl. Haenchen, E., ‘Der Vater, der mich gesandt hat’, N.T.S. IX (1962/1913), 208–16.Google Scholar

page 136 note 2 ‘Messie, Logos et Fils de l'Homme’, in: La venue du Messie (Recherches bibl. VI) (Löwen, 1962), S. 133–47, besonders S. 144 ff.;Google Scholarders., Jean le Thèologien, II, 227.Google Scholar

page 137 note 1 Die nächste Parallele ist Eph. iv. 8ff.;Google Scholar siehe dazu Schlier, H., Christus und die Kirche im Epheserbrief (Tübingen, 1930), S. 118Google Scholar (mit gnostischen Parallelen); ders., Der Brief an die Epheser (Düsseldorf, 1957), S. 192f.;Google Scholar für Joh, . iii. 13Google ScholarOdeberg, stellt H., The Fourth Gospel (Uppsala-Stockholm, 1929) S. 7298,Google Scholar reiches Material aus mandäischen, aber auch aus jüdischen Texten zusammen. Die christlich-gnostischen Texte aus Nag-Hammadi sind herangezogen bei Brandenburger, loc. cit. S. 89–93, 95–9; ausführlich besprochen bei Schenke, loc. cit. S. 6–15, 34–43, 49 ff., 61 ff.