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Jesu überraschende Antworten. Beobachtungen zu den Apophthegmen des dritten Evangeliums*

Published online by Cambridge University Press:  05 February 2009

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Daß Jesus überraschende Antworten gab, wird in alien vier Evangelien berichtet. Vor allem die sogenannten Apophthegmata der synoptischen Evangelien geben das zu erkennen: Jesus nimmt Stellung zu Positionen seiner Hörer, indem er zurückfragt, die Fragen seiner Umwelt als falsch gestellt kennzeichnet oder die Fragenden durch seine Antwort ‘ent-täuscht’. So befreit er sie aus einer verkehrten Frageposition.

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Copyright © Cambridge University Press 1983

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ANMERKUNGEN

[1] Zur ‘Form’ der Apophthegmata siehe Bultmann, R., Die Geschichte der synoptischen Tradition (FRLANT 29) (Göttingen, 5 1961)Google Scholar, S. 8–73, besonders S. 39–73. Er unterscheidet zwischen ‘Streitgesprächen’, ‘Schulgesprächen’ und ‘Biographischen Apophthegmata’; so auch Vielhauer, Ph., Geschichte der urchristlichen Literatur. Einleitung in das Neue Testament, die Apokryphen und die Apostolischen Väter (Berlin/New York, 1975), S. 298–301.Google Scholar Siehe ferner Gemoll, W., Das Apophthegma. Literarhistorische Studien (Wien/Leipzig, 1924)Google Scholar; Horna, K. / Fritz, K. v., ‘Gnome, Gnomendichtung, Gnomologien’, in:PRE Suppl. VI (1935), Sp. 7490Google Scholar; Dibelius, M., Die Formgeschichte des Evangeliums (Tübingen, 4 1961), S. 149–64, 172–7Google Scholar; Gigon, O./Rupprecht, K., ‘Apophthegma’, in: Lexikon der Alien Welt (Zurich/Stuttgart, 1965), Sp. 222 f.Google Scholar

Sammlungen von Apophthegmata finden sich z.B. bei Plutarch, Moralia 172B–208A (Regum et imperatorum apophthegmata); 208B–236E (Apophthegmata Laconica); 240C–242D (Lacaenarum apophthegmata). Weitere Sammlungen: Die Wiener A pophthegmen-Sammlung, hrsg. und besprochen von C. Wachsmuth, in: Festschrift zur Begrüßung der in Karlsruhe vom 27.–30. 9. 1882 tagenden 36. Philologen-Versammlung (Freiburg–Tubingen, 1882), S. 1–36; Gnomologium Vaticanum, ed. Sternbach, L. (TK 2) (Berlin, 1963); Apophthegmata Patrum, in: PG 65, 71440.CrossRefGoogle Scholar

[2] Siehe z.B. Mk. 2. 19, 25 f.; 3. 4; 11. 30; 12. 16; Mt. 17. 25; Lk. 12. 13 f.; 13. 2, 4; 13. 15; 14. 5.

[3] Siehe z.B. Mk. 9. 38–40; 10. 17 f.; 10. 35–40; Lk. 12. 13 f.; 13. 1–5; 17. 20 f. Dazu schreibt E. Trocmé, Jésus de Nazareth vu par les témoins de sa vie (Neuchâtel, 1971), in dem Kapitel ‘Le Jésus des “Apophtegmes”’ (S. 60–69)Google Scholar; ‘… Jésus refuse de jouer les rôles ou de dire les choses qu'on voudrait lui imposer’ (68).

[4] Antworten in der Form der Gegenfrage finden sich in rabbinischen Streitgesprächen; vgl. Bultmann, Geschichte der synoptischen Tradition, S. 43–6. Auch die ‘Schulgespräche’ und die ‘Biographischen Apophthegmata’ der Synoptiker haben Parallelen in der rabbinischen Tradition; siehe Bultmann, a.a.O. S. 57 f., 63.

[5] Bultmann, a.a.O. S. 49, möchte ‘mit Sicherheit feststellen, daß die Formung des Stoffes [der Streitgespräche] überwiegend in der palästinensischen Urgemeinde erfolgt ist’. Die Bildung der ‘Schulgespräche’ führt Bultmann, a.a.O. S. 57 f., ebenfalls auf die palästinensische Gemeinde zurück; dabei verweist er auf ihre ‘Verwandtschaft mit den Streitgesprächen wie mit den rabbinischen Schulgesprächen’. Er erwägt indessen, ob nicht neben Lk. 17. 20 f. z.B. auch Lk. 9. 51–56 und 12. 13 f. aus der hellenistischen Gemeinde stammen könnten (a.a.O. S. 58). Zur Kritik an Bultmann siehe neuerdings Porton, G. G., ‘The Pronouncement Story in Tannaitic Literature: A Review of Bultmann's Theory’, in: Semeia 20 (1981), S. 81–99.Google Scholar

[6] Zum redaktionellen Charakter von Lk. 2. 47 (im Rahmen der Erzählung vom zwölfjährigen Jesus im Tempel) vgl. Schürmann, H., Das Lukasevangelium. Erster Teil (HThK III/I) (Freiburg i. Br., 1969; 21982), S. 135, der freilich nicht an lukanische Redaktion denktGoogle Scholar; Jonge, H. J. de, ‘Sonship, Wisdom, Infancy: Luke II.41–51a’, in: NTS 24 (1977/1978), S. 317–54, näherhin 342–5Google Scholar; Fitzmyer, J. A., The Gospel According to Luke (MX) (AncB 28) (Garden City, 1981), S. 436 f., 442Google Scholar; Schweizer, E., Das Evangelium nach Lukas (NTD 3) (Göttingen, 1982), S. 41.Google Scholar – Lk. 20. 26 steht diff. Mk. 12. 17 am Ende der Perikope von der Erlaubtheit der Kaisersteuer. Daß man über Jesus (έπ′ αύτῳ¯) staunte, sagt auch Mk.; aber Lukas erweitert: ‘Sie konnten ihn nicht bei einem Wort ertappen (das er öffentlich) vor dem Volk (sprach); sie waren (vielmehr) von seiner Antwort sehr überrascht und mußten schweigen’.

[7] Vgl. Lk. 2. 46 (έυ τῳ¯ ίєρῳ¯); 20. 1 (έυ τῳ¯ ίєρῳ¯); siehe auch 21. 1.

[8] Siehe Lk. 2. 47 έξíσταυτο δέ πάυτєς … έπì … τα¯ις άποκρίσєσιυ αύτου¯, 20. 26 θαυμάσαυτєς έπì τη¯ άποκρίσєι αύτoυ¯. – έξίστημι (-άυω) ist Vorzugsvokabel der Apg. (8 Vorkommen). Die Wendung έξίσταυτο δέ πάυτєς steht z.B. auch Apg. 2. 12; 9. 21 (dort wie Lk. 2. 47 mit οί άκούουτєς). θαυμάζω mit folgendem έπί τωι kommt im NT auch Lk. 2. 33; 4. 22; 9. 43; Apg. 3. 12 vor, also nur im lukanischen Werk. Das Verbum έξίστημι charakterisiert im lukanischen Werk vornehmlich ein Erstaunen angesichts übernatürlicher Ereignisse oder über deren Auswirkung: Lk. 8. 56; 24. 22; Apg. 2. 7, 12; 8. 9, 11,13; 9. 21; 10. 45; 12. 16. Vom θαυμάζєιυ über ein Wort Jesu sprechen auch Lk. 4. 22; 20. 26; 24. 41, vom Staunen über Jesu Taten 8. 25; 9. 43; 11. 14, 38. – έξίσταμαι steht im Parallelismus neben θαυμάζω auch Apg. 2. 7; Mk. 6. 51 v. 1.

[9] άποκρίυομαι wird in den Evangelien häufig auf das Antworten bzw. Stellungnehmen Jesu bezogen, im dritten Evangelium an 22 Stellen, von denen 14 zu den Apophthegmen gehören. An den meisten Stellen wird das Subjekt ό Ιησου¯ς ausdrücklich genannt, an zwei Stellen des Sonderguts steht ό κύριος (10. 41; 13. 15), während die übrigen acht Stellen das Subjekt nicht ausdrücklich benennen (7. 22; 8. 21; 13. 2; 17. 20; 19. 40; 20. 3; 23. 3, 9).

[10] Die übrigen 8 Vorkommen des auf Jesus bezogenen άποκρίυομαι stehen in Zusammenhängen, die der Form der Apophthegmata nahestehen: Lk. 4. 4 par. Mt.; 4. 8, 12 diff. Mt. (Versuchungsgeschichte); 8. 50 diff. Mk. (Antwort an Jairus); 9. 41 par. Mk. (Antwort an das ‘ungläubige Geschlecht’); 22. 51 diff. Mk. (Antwort auf die Frage der Jünger V. 49b); 23. 3 par. Mk. (Antwort an Pilatus); 23. 9 Sondergut (Antwort-Verweigerung vor Herodes Antipas).

[11] Die Apophthegmen des lukanischen Sondergutes sollen vorerst ausgeklammert bleiben, well bei ihnen der Anteil lukanischer Redaktion nicht gesichert ist.

[12] Siehe Bultmann, Geschichte der synoptischen Tradition, S. 9–38. Im Anschluß an Bultmann ist im folgenden notiert, ob es sich um ein Streit- oder Schulgespräch (= S) oder um ein Biographisches Apophthegma (= B) handelt. Die mit a–c gekennzeichneten Einheiten stammen aus der Logienquelle.

[13] Zur Definition der Apophthegmen vgl. Bultmann, a.a.O. S. 8: ‘… solche Stücke, deren Pointe ein in einen kurzen Rahmen gefaßtes Jesuswort bildet’. Die Streitgespräche z.B. ‘nehmen ihren Ausgang von einer Handlung oder einem Verhalten, woran der Gegner anknüpft und seinen Angriff als Vorwurf oder als Frage vorbringt’ (ebd. 40). In den Schulgesprächen wird ‘in der Regel einfach der Meister von einem Wißbegierigen gefragt’(ebd. 56), während der formale Aufbau der Biographischen Apophthegmata stärker variiert (vgl. ebd. 58). Die Bezeichnung άπόφθєγμα wird nahezu technisch verwendet: Xenophon, Hell. II 3, 56; Diogenes Laertius IV 7(47); V 1(17); diese Stellen bezeugen übrigens den Plural. Der Singular steht z.B. Diogenes Laertius I 4(79), der auch das Verbum άποφθέγγομαι auf die Rede des Weisen bezieht: I 2(63); 3(73). – Die Grenzen zwischen Apophthegma und Chrie (χρєία) sind nicht scharf zu ziehen. Bei der Chrie ist im allgemeinen das Bonmot wichtiger als die Person des Sprechers. Zur χρєία siehe Dibelius, Formgeschichte des Evangeliums, S. 151–64; Fritz, K. v. in: PRE Suppl. VI (1935), Sp. 87–9Google Scholar; Gärtner, H., ‘Chreia’, in: Der kleine Pauly I (Stuttgart, 1964), Sp. 1161Google Scholar; Gigon, O./Hommel, H., ‘Chrie’, in: Lexikon der Alien Welt (1965), Sp. 586Google Scholar; Lausberg, H., Handbuch der literarischen Rhetorik (München, 2 1973), § 1117.Google Scholar

[14] Der widersprechend-korrigierende Charakter des Ausspruchs Jesu gegenüber der Erwartung seiner Kontrahenten ist bei Lukas nur in drei der insgesamt 19 Apophthegmen, die aus Mk. bzw. Q stammen, schwach ausgebildet: Lk. 5. 27c (Ruf in die Nachfolge, par. Mk.); 7. 22 f. (Auskunft an die Johannesjünger, par. Mt.); 21. 3 f. (Belehrung über den Wert des Opfers der Witwe, par. Mk.).

[15] Bultmann, , Geschichte der synoptischen Tradition, S. 40.Google Scholar

[16] Vgl. Trocmé, Jésus de Nazareth, S. 65 f.Google Scholar; Pesch, R., Das Markusevangelium (HThK II/1–2) (Freiburg 1. Br., 1976, 1977), I, S. 67, 149–51;II, S. 1 f. Die älteste formgeschichtliche Untersuchung war:Google ScholarAlbertz, M., Die synoptischen Streitgespräche. Ein Beitrag zur Formengeschichte des Urchristentums (Berlin, 1921). Albertz führte die Streitgespräche auf ‘Urgespräche’ Jesu zurück (S. 57–80).Google Scholar

[17] Analogien sind das biblische Buch der Sprüche (Salomos); die Sapientia Salomonis, der Mischnatraktat Pirqe Abot, das koptische Thomas-Evangelium. Der Form der Apophthegmata kommen die Antworten nahe, die nach der Epistula Aristeae (187–292) die Mitglieder der jüdischen Gesandtschaft vor dem ägyptischen König (auf dessen Fragen hin!) geben.

[18] Dies hat schon Bultmann, Geschichte der synoptischen Tradition, S. 359 f., beobachtet.

[19] Lukas hat den Bezug auf die Gemeinde z.B. Lk. 5. 30 diff. Mk. 2. 16 verdeutlicht: [Warum eßt und trinkt ihr (scil. die Jünger Jesu) mit den Zöllnern und Sündern?’

[20] Gegner Jesu: Nrn. 1, 6, 7, 8, 10, 11, 12; neutrale Personen: Nrn. 3, 4, 5, 9, 14; Jünger: Nrn. 2,13.

[21] Dibelius, Formgeschichte des Evangeliums, S. 161, 162 f.

[22] Dibelius, a.a.O. S. 162, hält es für denkbar, daß auch die Situationsangaben Lk. 11. 27; 13.1; 19. 39 vom Evangelisten stammen, vielleicht allerdings ‘nur die prägnante Stilisierung’. Die Verwendung von άποκρίυομαι zur Einführung des Ausspruchs Jesu (Lk. 7. 40; 10. 41; 13. 2; 13. 15; 14. 3; 17.17; 17. 20; 19. 40) kann eventuell gleichfalls auf die Hand des Lukas zurückgehen.

[23] Kurze Situationsangaben (wie Lk. 10. 1; 11. 1; 12. 41; 14. 15, 25; 15. 1 f.; 18. 1 [9?]; 19. 11) macht Lukas (wahrscheinlich von sich aus) auch zu Worten Johannes' des Täufers: Lk. 3. 10,12, 14. Vgl. dazu Schürmann, Lukasevangelium I, S. 169 Anm. 54: έπєρωτάω kennt die Q-Tradition nicht, Lukas verwendet es aber von sich aus Lk. 6. 9; 8. 9; 18. 40; 20. 21; 22. 64, jeweils diff. Mk. (vgl. ferner 17. 20; 18. 18; 20. 27, 40). Das Simplex έρωτάω ist in griechischen Apophthegmen häufig bezeugt (z.B. Die Wiener Apophthegmen-Sammlung, Nrn. 6, 8, 16, 17, 20, 23 u.ö.; Gnomologium Vaticanum, Nrn. 2, 7, 8, 18 u.ö.). In Apophthegmen des dritten Evangeliums begegnet das Kompositum außer Lk. 3. 10, 14; 6. 9; 18. 18; 20. 21, 27, 40 z.B. auch 17. 20.

[24] ‘Die Fragen sind kurz und im Blick auf den Leser formuliert’: Berger, K., Exegese des Neuen Testaments. Neue Wege vom Text zur Auslegung (Heidelberg, 1977), S. 210Google Scholar, unter Berufung auf Lohfink, G., Die Himmelfahrt Jesu. Untersuchungen zu den Himmelfahrts- und Erhöhungstexten bei Lukas (StANT 26) (München, 1971), S. 156 f.Google Scholar

[25] Vgl. Schulz, S., Q. Die Spruchquelle der Evangelisten (Zürich, 1972), S. 404 f.Google Scholar

[26] Siehe Schulz, a.a.O. S. 85, der allerdings nicht ausschließt, daß auch Lk. 11. 2a auf Lukas zurückgeht.

[27] Während Lk. 10. 1 erzählend den κύριος erwähnt (so auch 12. 42), begegnet 12. 41 die Anrede κύριє (so auch 13. 23; 17. 37; 22. 49).

[28] Der mit ‘zu Tisch Liegende’ 14. 15 ist laut 14. 1 bei einem Pharisäer-Archon zu Gast und wahrscheinlich gleichfalls als Pharisäer vorgestellt; vgl. V. 3: ‘Gesetzeslehrer und Pharisäer’.

[29] διєγόγγυζου (15. 2) wie 19. 7 in der Zachäusgeschichte, wo gleichfalls der Umgang Jesu mit ‘Sündern’ (so 19. 6 wie 15. 2) kritisiert wird. Das γογγύζєιυ ist die Reaktion der ‘Pharisäer und Schriftgelehrten’ auch Lk. 5. 30 (diff. Mk. 2.16); hier geht es um die Mahlgemeinschaft der Jesus-Jünger mit ‘Zöllnem und Sündern’ (vgl. dazu auch oben Anm. 19).

[30] Siehe oben Anm. 29.

[31] ταūτα bezieht sich eindeutig auf die vorausgehenden Jesusworte 19. 9 f. – Marshall, I. H., The Gospel of Luke (Exeter, 1978), S. 703, meint, das Gleichnis von den Minen sei (gemäß V. 11!) an die ‘followers of Jesus’ gerichtet.Google Scholar

[32] Siehe dazu neuerdings Sanders, J. T., ‘The Parable of the Pounds and Lucan Anti-Semitism’, in: TS 42 (1981), S. 660–8, näherhin 665–7.Google Scholar

[33] Schweizer, , Evangelium nach Lukas, S. 186, hält den Einleitungsvers für stilistisch lukanisch.Google Scholar

[34] Siehe Schneider, G., Das Evangelium nach Lukas (Ökumen. Taschenbuchkommentar zum NT, 3) (Gütersloh/Würzburg, 1977), S. 363; Schweizer, a.a.O. S. 170, 187.Google Scholar

[35] So Schneider, , Evangelium nach Lukas, S. 364, mit Hinweis auf Lk. 14. 11 (dazu ebd. 314 f.).Google Scholar

[36] Siehe dazu oben Anm. 6.

[37] Schürmann, , Lukasevangelium I, S. 135.Google Scholar

[38] Iersel, Siehe B. van, ‘The Finding of Jesus in the Temple’, in: NT 4 (1960), S. 161–73, besonders 168–73. Schürmann, a.a.O. S. 135 Anm. 269, hat hingegen wegen der syntaktischen Inkongruenz Bedenken, Lk. 2.47 dem Evangelisten zuzuweisen. Doch zeigt de Jonge, ‘Sonship, Wisdom, Infancy’, S. 342–5, überzeugend, daß der Vers in der vorliegenden Form stärkstens von Lukas geprägt ist.Google Scholar

[39] Vgl. Mk. 1. 22 par. Lk. 4. 32; Mk. 1. 27 par. Lk. 4. 36; ferner Lk. 7. 36 (‘wenn dieser ein Prophet ware …’). Siehe auch Albertz, Die synoptischen Streitgespräche, S. 75.

[40] Die Frage, die Jesus in V. 49 an seine Eltern richtet, setzt vielleicht voraus, daß Maria und Josef an die Worte des Engels Lk. 1. 32, 35 hätten denken sollen. Die Korrespondenz von 1. 32, 35 und 2. 49 wird vor-lukanisch sein. – Die Wendung ‘mein Vater’ (V. 49) kommt bei Lukas in Aussagen Jesu noch dreimal vor: Lk. 10. 22 (par. Mt.); 22. 29; 24. 49. Sie bezieht sich stets auf die exklusive Vollmacht, in der ‘der Sohn’ den Menschen die Gaben Gottes vermittelt: die Gotteserkenntnis, das ‘Reich’ und den Geist. Zur Traditionsgrundlage dieser ‘Sohnes’-Christologie vgl. Hahn, F., Christologische Hoheitstitel. Ihre Geschichte im frühen Christentum (FRLANT 83) (Göttingen, 3 1966), S. 320–9Google Scholar; siehe auch George, A., Études sur l'æuvre de Luc (Paris, 1978), S. 229–31Google Scholar; de Jonge, ‘Sonship, Wisdom, Infancy’, S. 351 f.

[41] Vgl. auch Lk. 20. 39 f.; 22. 52 f.

[42] Koine-Text und ‘westlicher’ Text lassen Jesus antworten: ‘Ihr wißt nicht, welchen Geistes ihr seid!’ (V. 55). Die meisten dieser Textzeugen (außer D) fügen ferner (nach Lk. 19. 10) an: ‘Denn der Menschensohn ist nicht gekommen, Menschenleben zu vernichten, sondern zu retten’ (V. 56).

[43] Siehe v. Fritz in: PRE Suppl. VI 88, der von der Chreia sagt, daß sie nicht ‘immer in einer Aussage bestehen muß’ (wie die Gnome), sondern auch ‘in einem Apophthegma Oder der Erzählung einer Handlung bestehen kann’. Vgl. auch Lausberg, Handbuch, § 1117.

[44] So Schweizer, Evangelium nach Lukas, S. 110: V. 53b ist wenigstens in der Formulierung lukanisch.

[45] Ist Lk. 9. 52–56 lukanisches Äquivalent für Mk. 10. 35–45?

[46] Dies setzt Schweizer, a.a.O. S. 110, voraus.

[47] So Schneider, Evangelium nach Lukas, S. 228; Fitzmyer, Gospel According to Luke I, S. 826. Siehe auch Miyoshi, M., Der Anfang des Reiseberichts Lk 9,51–10,24 (AnBib 60) (Rom, 1974), S. 6–15, der neben 9. 51 die VV. 53b, 56b für redaktionell hält.Google Scholar

[48] Die beiden Stücke Lk. 10. 25–28, 29–37 gehörten wohl schon vor-lukanisch zusammen; siehe Schweizer, Evangelium nach Lukas, S. 121.

[49] Daß Lk. 10. 25–28 von Mk. 12. 28–34 abhängig ist, kann aber nicht ausgeschlossen werden; siehe Zimmermann, H., ‘Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter: Lk 10, 25–37’, in: Die Zeit der Kirche. Festschrift für H. Schlier (Freiburg, 1970), S. 58–69; vgl. Schneider, Evangelium nach Lukas, S. 247.Google Scholar

[50] Siehe das Stichwort ποιέω in den (teilweise lukanischen) Versen Lk. 10. 25, 28, 37a, b.

[51] Lk. 13. 24 διά τη¯ς οτєυη¯ς θύρας ist lukanisches Äquivalent für διά τη¯ς οτєυη¯ς πύλης Mt. 7. 13 (Q); siehe Schulz, Spruchquelle, S. 310 f.

[52] Zu der Anrede κύριє vgl. oben Anm. 27.

[53] Siehe, Lohfink, Himmelfahrt Jesu, S. 156.Google Scholar

[54] άγωυίζєσθє ist gegenüber dem matthäischen єίσέλθατє sekundär; vgl. Schulz, Spruchquelle, S. 310.

[55] Lohfink, a.a.O. S. 156.

[56] ‘Lukanisch’ ist in Vers 14 die Verwendung von ύπάρχω (Partizip: Lk. 7. 25; 9. 48; 11. 13; 16. 23; 23. 50) und έκμυκτηίζω (vgl. 23. 35 diff. Mk.). Vers 15 (oder wenigstens V. 15b) ist ein authentisches Jesuswort; siehe Marshall, , Gospel of Luke, S. 625.Google Scholar

[57] Schneider, , Evangelium nach Lukas, S. 337.Google Scholar

[58] φιλργυρος kommt im NT auch 2 Tim. 3. 2 vor; vgl. φιλαργυρία 1 Tim. 6. 10 (vgl. auch Gnomologium Vaticanum, Nr. 265; Diogenes Laertius VI 2 [50]).

[59] Siehe oben Anm. 34.

[60] Lukanisch sind: die Verwendung von οί άπόστολοι, die Bezeichnung ό κύριος (vgl. oben Anm. 27) und der Gebrauch von προστίθημι siehe Schneider, Evangelium nach Lukas, S. 347. Es geht im Zusammcnhang wohl um die Vorstellung, den ‘Aposteln’ müsse ein höheres Maß an Glauben zukommen. Oder sollte es um ‘Verleihung’ von Glauben bzw. nur um ‘Stärkung’ des Glaubens gehen?

[61] Lohfink, Himmelfahrt Jesu, S. 155.

[62] Vgl. Die Wiener Apophthegmen-Sammlung, Nrn. 70; 98; 154; 186. Mit έφη Nrn. 43 und 82, mit έρωτώμєυος Nr. 91. Zu diesem Schema siehe ferner Gnomologium Vaticanum, Nrn. 2; 7; 8; 18 u.ö., und Diogenes Laertius IV 7 (47 f.); V 1 (17 f.).

[63] Zur bewußten Verwendung von άποκρίυμαι siehe oben unter II.

[64] Vgl. Schneider, Evangelium nach Lukas, S. 354 f., wo 17. 20b, 21a als jesuanisch gelten, V. 21b jedoch dem dritten Evangelisten zugeschrieben wird. Schweizer, Evangelium nach Lukas, S. 180, stellt diese Position in Frage und hält V. 21b mit dem Ausdruck ‘mitten unter euch’ für traditionell.

[65] So neueidings Marshall, Gospel of Luke, S. 653, der die Authentizität von V. 20b bezweifelt und von V. 21 a für möglich hält.

[66] Zur Deutung des έυτός ύμώυ siehe G. Schneider, ‘έυτός’, in: EWNT I, Sp. 1125–1127.

[67] Siehe Schneider, a.a.O. Sp. 1126 f.

[68] Vgl. Schneider, Evangelium nach Lukas, S. 355.

[69] Zur Anrede κύριє (hier im Munde der Jünger) siehe oben Anm. 27.

[70] Die Frage V. 49b ist aus dem Stoff von Mk. 14. 47 gebildet. Die Antwort Jesu ist nicht ein prägnantes Logion (wie Mt. 26. 52 [53 f.]).

[71] Vgl. Schneider, Evangelium nach Lukas, S. 462.

[72] єίς τήυ βασιλєίαυ σου lesen P75 B L samss boPt.

[73] έυ τη¯ βασιλєία bezeugen Sinaiticus A C* C2 R W Koine lat sy. Vgl. auch D: ‘am Tag deines Kommens’.

[74] єίς τήυ βασιλєίαυ ist an die Zusage Jesu: ‘… wirst du im Paradies sein’ angeglichen (räumlicher Aspekt!).

[75] Diese Lesart wird z.B. vorgezogen von Schneider, Evangelium nach Lukas, S. 482, 484 f.; Schweizer, Evangelium nach Lukas, S. 238, 240.

[76] Zur Anrede κύριє siehe oben Anm. 27.

[77] Vgl. Lk. 17. 20;dazu oben Nr. 7.

[78] Siehe Schneider, G., Die Apostelgeschichte. I. Teil (HThK V/1) (Freiburg, 1980), S. 201.Google Scholar

[79] Daß Apg. 1. 6–8 lukanischen Ursprungs ist, demonstriert z.B. Lohflnk, Himmelfahrt Jesu, S. 153–8: Die Jüngerfrage und die Antwort Jesu ‘entstammen der lukanischen Redaktion’ (S. 157). – Innerhalb der Endzeitrede Lk. 21. 5–36, der als Vorlage Mk. 13. 1–37 diente, hat Lukas zunächst Mk. 13. 10 übergangen, wo die Notwendigkeit der Evangeliumsverkündigung ‘an alle Völker’ ausgesprochen ist (vgl. Apg. 1. 8). Dann überging Lk. 21 auch Mk. 13. 32: ‘Aber jenen Tag oder die Stunde kennt niemand, weder die Engel im Himmel, noch der Sohn, sondern nur der Vater’. Dafür hat Apg. 1. 7: ‘Es ist nicht eure Sache, Zeiten und Termine zu kennen, die der Vater in seiner eigenen Vollmacht festgesetzt hat’.

[80] Zu den W. 7 f. siehe Schneider, a.a.O. S. 202–4.

[81] Vgl. oben Anm. 40.

[82] Siehe dazu die oben besprochenen Texte Lk. 17. 20 f.; 19. 11; 23. 39–43; Apg. 1. 6–8.

[83] Vgl. Lk. 6. 46; 10. 25–37; 13. 22–24; 17. 20 f.; Apg. 1. 6–8.

[84] Siehe Lk. 12. 41; 17. 5 f.; 22. 24–27.

[85] Vgl. Lk. 9. 52–56; 18. 7 f.; 22. 49–51.

[86] Siehe Lk. 1. 1–4: Die ‘Worte’ der bisherigen Unterweisung sollen durch die Evangelienschrift, eine historische Monographic, überboten werden. Zu vergleichen ist auch die Papias-Notiz über Markus.

[87] Vgl. dazu Tannehill, R. C., ‘Varieties of Synoptic Pronouncement Stories’, in: Semeia 20 (1981), S. 101–19, der fünf verschiedene Typen unterscheidet, während Bultmann nur drei (bzw. zwei) erkannte.Google Scholar