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Auf Den Spuren von Hauptmanns Florian Geyer (I)

Published online by Cambridge University Press:  02 December 2020

Hermann J. Weigand*
Affiliation:
Yale University (Schluβ, folgt)

Extract

Gerhart Hauptmann hat in seinem Florian Geyer den groβzügigen Versuch gemacht, eine um vier Jahrhunderte zurückliegende Zeit mit den Mitteln naturalistischer Technik auf der Bühne lebendig zu machen. Dem Drama in seiner Eigenschaft als Wortkunstwerk gegenüber stellte sich der Dichter die Forderung, einen Dialog zu schaffen, der im Leser und Hörer die Illusion erwecken müsse, er vernehme unmittelbar die Sprache von Menschen der deutschen Reformationszeit, genau so, als wäre der Dialog vor vier Jahrhunderten auf Schallplatten aufgenommen und für unsre Zeit aufbewahrt worden. Es galt mithin, den Satzbau, die Wortformen, den Wortschatz und die ganze Fülle jener bildlichen Wendungen, die den charakteristischen Stil einer Epoche ausmachen, mit möglichster Treue nachzubilden. Um dieses Ziel auch nur annähernd zu erreichen, war—von der höheren, eigentlich schöpferischen Befähigung ganz abgesehen—zweierlei vonnöten: erstens eine auβerordentliche Gabe der Einfühlung in das Leben einer vergangenen Zeit und sodann ein gewissenhaftes Studium des aus jener Zeit überlieferten Schrifttums.

Type
Research Article
Information
PMLA , Volume 57 , Issue 4-Part1 , December 1942 , pp. 1160 - 1195
Copyright
Copyright © Modern Language Association of America, 1942

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References

Note 1 in page 1160 Max Lenz, “Florian Geyer,” Preuβische Jahrbücher, lxxxiv (1896), pp. 97–127. Wörtlich heiβt es dort: “Vielmehr zeigt seine Dichtung weder in den Persönlichkeiten noch in der Abschilderung der Zustände und Anschauungen noch auch in der Sprechweise selbst etwas von dem Geist der Quellen, trotzdem er diese offenbar sehr viel fleiβiger studiert hat als einer seiner Vorgänger, und die Redewendungen, mit denen er die Sprache des 16. Jahrhunderts nachbildet, sich vielleicht sämtlich in der Literatur nachweisen lassen mögen…. Aber niemals benahmen sie sich, wie ich sie kenne, weder Edelleute noch Bürger und Bauern so rüde wie Hauptmanns Helden in jeder Szene….” (pp. 97–98).

Note 2 in page 1161 “Zur Textkritik von Hauptmanns Florian Geyer, MFDU, xxxiii (1941), pp. 198–202.

Note 3 in page 1161 “Götz von Berlichingen in Gerhart Hauptmanns Florian Geyer,” Neue Jahrbücher für das Klassische Altertum Geschichte und Deutsche Literatur, xli (1918), pp. 460–474.

Note 4 in page 1161 “Andreas Gryphius als Quelle für Gerhart Hauptmann,” Preuβische Jahrbücher, cxxxxviii (1922), 307–324.

4a Nachdem diese Arbeit abgeschlossen und für PMLA angenommen war, erschien eine Arbeit von Carroll H. Owen: “Hauptmann's Sources for Florian Geyer” in GR xvi (1941), 286–303. Eine spätere Veröffentlichung wird sich damit befassen. Einige zusätzliche Anmerkungen—durch Buchstaben gekennzeichnet—nehmen schon hier auf Owen Bezug.

Note 5 in page 1163 Dies trifft auch zu auf Konstruktionen wie: “Zuvor aber waren sie Herolde senden” (FG 81) oder altertümliche Partizipialformen wie: “… daβ alle … vor groβer Freud' and schreiende durch die Kammern geloffen” (FG 185).

Note 6 in page 1163 Unsere Zitate folgen der Gesamtausgabe des Dramatischen Werks. “Erste bis fünfte Auflage der Ausgabe zum 70. Geburtstag des Dichters 1932.” Von der sechsten Auflage an weist der Text jedenfalls eine wichtige Änderung auf. Das Wort des Sartorius gegen Ende des ersten Akts: “Der deutschen Zwietracht mitten ins Herz!” (FG 106), wird nun auf Geyer übertragen!

Note 7 in page 1163 Herausgegeben von Joseph Bergmann (Stuttgart, 1845), = Bibliothek des Literarischen Vereins Stuttgart, Band xii.

Note 8 in page 1164 Herausgegeben von Franz Schulz (Straβburg, 1913).

Note 9 in page 1165 Sebastian Brants Narrenschiff. Herausgegeben von Friedrich Zarncke (Leipzig: Georg Wigands Verlag, 1854).

Note 10 in page 1165 “Alsatia.” Beiträge zur elsässischen Geschichte, Sage, Sitte und Sprache, herausgegeben von August Stöber. 1862–1867 (Mülhausen, 1868).

Note 11 in page 1165 Vgl. aber den Nachtrag (Nr. 9) zu unserm Abschnitt: Die Strophen und Verse.

Note 12 in page 1166 Vgl. Anm. 4.

Note 13 in page 1176 Thomas Murners Deutsche Schriften (Walter de Gruyter und Co.), Band iii (1925), 205.

Note 14 in page 1184 Die Volkslieder der Deutschen. Herausgegeben durch Friedrich Karl Freiherrn von Erlach, 5 Bände (Mannheim: bei Heinrich Hoff, 1834–36).

Note 15 in page 1184 Alle Hoch- und Niederdeutsche Volkslieder. Herausgegeben von Ludwig Uhland. 2 Bände (Stuttgart und Tübingen: J. G. Cottascher Verlag, 1844–45).

Note 16 in page 1184 Die Historischen Volkslieder der Deutschen vom 13. bis 16. Jahrhundert. Herausgegeben von R. Freiherr von Liliencron. 4 Bände. Leipzig: F. C. W. Vogel, 1865–69).

Note 17 in page 1184 Vgl. Anm. 7.

Note 18 in page 1184 Bergreihen. Ein Liederbuch des xvi. Jahrhunderts. Herausgegeben von John Meier (= Braunes Neudrucke, 99–100). (Halle a.S.: Max Niemeyer, 1892).

Note 19 in page 1185 Franz M. Böhme: Altdeutsches Liederbuch. Volkslieder der Deutschen nach Wort und Weise aus dem 12.–17. Jahrhundert (Leipzig: Breitkopf und Härtel, 1877).

Note 20 in page 1185 David Friedrich Strauβ: Ulrich von Hutten. 2 Bände (Leipzig: Brockhaus, 1858).

Note 21 in page 1185 Vgl. Anm. 2.

Note 22 in page 1186 Johannes Janssen: Geschichte des Deutschen Volkes seit dem Ausgang des Mittelalters. Band II. Siebente verbesserte Auflage (Freiburg i.B.: Herdersche Verlagsbuchhandlung, 1882).

22a Owen, a.a.O. 298–299, zitiert diese Verse. Er behauptet, sie stünden, nach Bensen 572–573, in Eisenharts Chronik, S. 97. Beides ist falsch. Bensen bezieht sich weder auf diese Verse, noch stehen sie in Eisenharts Chronik.

Note 23 in page 1187 “Florian Geyer in der Geschichte und bei Gerhart Hauptmann.” (Neue Jahrbücher für das Klassische Altertum, Geschichte und Deutsche Literatur und für Pädagogik.) 1916. Band 37, S. 227.

23a Owen, a.a.O. 302, hat die Herkunft dieser Stelle bereits nachgewiesen.

Note 24 in page 1189 Vgl. Anm. 1.

Note 25 in page 1189 Dr. W. Zimmermann, Allgemeine Geschichte des Groβen Bauernkrieges. 3 Bände (Stuttgart: Franz Heinrich Köhler, 1841–43).

Note 26 in page 1189 Günther Franz: Der Deutsche Bauernkrieg. 2 Bände (München und Berlin: Verlag Oldenbourg, 1933).

26a Damit ist auch Blau, nach dem Owen, a.a.O. 303, die Huttenverse zitiert, als Quelle erledigt, denn sein Text entspricht demjenigen im Kürschner. Die Umbildung eines Huttenverses in Menzingens Erwiderung ist Owen übrigens entgangen.

Note 27 in page 1191 Herausgegeben von K. A. Barack. “Bibliothek des Literarischen Vereins Stuttgart,” Band 91–94. 1869 f.

Note 28 in page 1191 Würtzburg, 1883 gedruckt. Herausgegeben von Dr. August Schäffler und Dr. Theodor Henner. Verlag des historischen Vereines von Unterfranken. Der Schluβsatz der gediegenen Eintleitung der Herausgeber lautet (xlvi): Möge nun das unsterbliche Werk unsers Magisters Lorenz Fries in dem würdigen Gewande, das ihm die rühmlichst bekannte Thein'sche Druckerei (Stürz) um die Lenden gegürtet, seinen Weg wandeln und die tiefere Erkenntnis einer höchst wichtigen Epoche unserer vaterländischen Geschichte in immer weitere Kreise tragen !

Note 29 in page 1191 FG 189 werden die Anfangsverse des “armen Judas” bei anderer Gelegenheit gesungen.

29a Owen, a.a.O. 305, weist diese Verse bei Blau in genau demselben Wortlaut nach, der im Drama vorliegt. Hauptmann hat demnach den Liedtext ohne Änderung übernommen!

29b Owen, a.a.O. 290, zitiert eine Stelle aus Bensen, die einwandfrei als Vorlage der Hauptmannschen Wendung anzuerkennen ist.