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Opitz' Übersetzung von Barclays Argenis

Published online by Cambridge University Press:  02 December 2020

Von George Schtjlz-Behrend*
Affiliation:
University of Texas, Austin 12

Extract

Die bemühungen des jungen Opitz um die metrische und sprachliche Erneuerung der deutschen Dichtung aus dem Geist der Renaissance sind zu wohl bekannt, um dariiber viel Worte zu verlieren. Mit dem Buck von der Deutschen Poeterey und den beiden Poemata-Sammlungen waren allerdings nur die zwei ersten, wenn auch wichtigsten Schritte auf dem Wege dichterischer Reform getan. Opitz hatte seine Theorien, die natürlich weder ganz original waren, noch es sein konnten, zuerst 1617 im Aristarchus ausgesprochen, sie dann im Buck von der Deutschen Poeterey 1624 ausgebaut. Die wichtige erste Anwendung auf die Lyrik legte er in Buchform schon 1624, bzw. 1625, dem Publikum vor. Zum allergrößten Teil enthielten dièse Sammlungen Übersetzungen aus dem Holländischen, Französischen, Italienischen, aus dem Lateinischen und Griechischen. Trotzdem war genug Eigenes vorhanden, um den in dieser Hinsicht nicht verwöhnten Zeitgenossen zu beweisen, daß ursprüngliche Lyrik in deutscher Sprache und in den neuern Versmaßen sehr wohl möglich sei.

Type
Research Article
Copyright
Copyright © Modern Language Association of America, 1955

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References

1 Buch von der deutschen Poeterei, hrsg. von W. Braune, Neudrucke Nr. 1 (Halle, 1876), S. 22.

2 Daß Opitz dem Roman als Gattung durchaus zugeneigt war, zeigt Rubensohn am Amadis; siehe Euphorion, vi (1899), 224.

3 Siehe Karl Friedrich Schmid, John Barclays Argents Ausgaben der Argents, Literarhistorische Forschungen, Heft 31 (Berlin/Leipzig, 1904); von jetzt an als Schmid zitiert.

4 Leben und Werke Barclays werden behandelt von Ph. Aug. Becker, “Johann Barclay 1582–1621,” in Zeitschr.f. vergl. Litt.gesch., N.F., xv (1904), 33–118; Edward Bensly, “Robert Burton, John Barclay and John Owen,” Kapitel 13 der Cambridge History of English Literature, Bd. iv (Cambridge, 1910); Heinrich Koerting, Geschichte des franzosischen Romans im XVII. Jahrhundert (Leipzig, 1885–87), i, 131–162. Über die geistesgeschicht-lichen Zusammenhänge der im hofischen Roman herrschenden Gesinnung mit der absolutis-tischen Zeitströmung unterrichtet Gunther Miiller in “Hofische Kultur der Barockzeit,” Teil ii von H. Naumann und G. Miiller, Hofische Kultur (Halle, 1929), sowie auch in “Barockromane und Barockroman,” im Literaturwissenschafilichen Jahrbuch der Gor-resgesellschaft, iv (1929), 1–29.

5 Schmid Nr. 91; die 2. Aufl., “Amsterdam bey Iohan Ianfion. 1644,” Schmid Nr. 92, bietet keine beachtenswerten Textabweichungen. H. Oesterley, “Bibliographie der Einzel-drucke von Martin Opitz' Gedichten und sonstigen Schriften,” Centralblattfiir Bibliotheks-wesen, ii (1885), 383–416. Nr. 57.

6 K. Wutke, Stamm- und Übersichtstafeln der schlesischen Fürsten auf Grund von H. Grotefends Stammtafeln (Breslau, 1910), Tafel ii; und C. Grünhagen, Geschichte Schlesiens (Gotha, 1884/86), ii, 353. Dort sollte es heifien, daß die drei Fiirsten 1648 Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft zu Cöthen (statt Nurnberg) wurden; vgl. G. Krause, Der Fruchtbringenden Gesellschaft attester Ertzschrein (Leipzig, 1855), S. 500; auch Georg Rudolf war seit 1622 Mitglied.

7 Alexander Reifferscheid, Quellen zur Geschichle des ge-istigen Lebens in Deulscldand während des siebzehnten Jahrhunderts (Heilbronn, 1889); Brief Nr. 262, Zeile 75. Dies Buch von jetzt an als Reifferscheid zitiert.

8 Reifferscheid, Nr. 262, 77.

9 “Zu Opitz' Daíne,” Euphorion, xvii (1911), 755.

10 Ludwig Geiger, Hrsg., “Ungedruckte Briefe von Martin Opitz,” Archivfilr Litteraturge-schkhie, v (1876), 316–370; S. 343.

11 Reifferscheid, Nr. 221, 6.

12 Oesterley, “Bibliographie,” Nr. 54.

13 Übersetzt aus Christoph Colers “Laudatio … Martini Opitü,” inFellgibels Opitzausgabe von 1690 auf der 23. unpaginierten Seite.

14 Gilbert Waterhouse, The Literary Relations of England and Germany in the Seventeenth Century (Cambridge, 1914), S. 51. Waterhouse bringt bei der Besprechung der Argents eine Zusammenstellung der auf diesen Roman bezuglichen Zitate aus Reifferscheid.

15 Reifferscheid, Nr. 193, 25.

16 Ludwig Geiger, Millheilungen aus Handschrifien, 1. Heft (Leipzig, 1876), S. 35–36.

17 Brief an Buchner vom Nov. 1626; Geiger, Mitlheilungen, S. 39. In der Anmerkung ebd. bemerkt Geiger, das auf der Titelseite angekundigte Privileg sei merkwurdigerweise nicht, wie sonst iiblich, im Buche selbst abgedruckt. Die sorgfältig gefuhrten Impres-sorienlisten im Österreichischen Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien verzeichnen auch kein solches.

18 Reifferscheid, Nr. 364; 370, 16 und Anm. ebd., S. 880.

19 Brief an Buchner, Nov. 1626; siehe Anm. 17.

20 Geiger, Mitlheihmgen, S. 40.

21 Opitz äua sich in geringschätziger Weise tiber viele seiner Werke, indem er die Schnelle oder Flüchtigkeit der Ausführung betont. In der Widmung des Aristarchus nennt er diese Abhandlung “natum paene citius quam conceptum, unius & alterius dieculae studium” (Witkowskis Ausgabe, S. 84). Im 8. Kapitel des Buches von der deutschen Poeterei, Neudrucke Nr. 1, S. 54, lesen wir, daß der Autor “vor fünff tagen … die feder erst ange-setzt” babe. Dafne ist, nach der Angabe der Vorrede an den Léser, “von der Hand weg geschrieben.”

22 Über die beiden graveur-artistes vgl. Thieme und Becker, Allgemeines Lexikon der bil-denden Kunstler (Leipzig, 1907 f.), xiii und xxiv.

23 Bugnotius in seiner Leidener 1A von 1659 (Schmid Nr. 26) hat zum erstenmal Kapitel-einteilungen in einer lateinischen Ausgabe des Romans. Diese unterscheiden sich grtindlich von denen in fA. Paula Kettelhoit in ihrer Formanalyse der Barclay-Opilzschen “Argents,” Diss. (Münster, 1934), zieht die Kapiteleinteilungen der Argents, die ja weder von Barclay noch von Opitz stammen, viel zu stark heran fiir die Zuteilung des Romans an das Barock. Diese Richtigstellung soil dagegen die Kettelhoitsche Arbeit, die wesentlich zum Ver-ständnis des Werkes beitragt, sonst nicht herabsetzen.

24 Über die Ânderungen vgl. Albert Collignon, Notes historiques, littéraires et bibliographiques sur l'Argenis de Jean Barclay (Paris/Nancy, 1902), S. 65–66.

25 Leider ist es mir nicht gelungen, eine solche Lesart in einer 1A nachzuweisen. Das Auf-zeigen der Textvorlage für fA liegt nicht mehr im Rahmen dieser Arbeit. Buon 1621 (Schmid Nr. 1 oder 2) kämen in Frage, doch scheidet Buon 1622 (Schmid Nr. 4) aus.

26 Vgl. Georg Baesecke, Die Sprache der Opitzischen Gedichlsammlungen von 1624 u. 1625, Diss. (Göttingen, 1899); Albert Schultze, Die Stellung des Verbs bei Martin Opitz, Diss. (Halle, 1903); Charlotte Chafer Fleischmarm, The Strong Verb in Martin Opitz, Diss. (Univ. of Pennsylvania, Philadelphia, 1921). All diese Arbeiten sind rein deskriptiv und beziehen sich überhaupt nicht auf den Stil. Dariiber schreibt impressionistisch Friedrich Gundolf, Martin Opitz (Miinchen, 1923), S. 42–43 und analysierend und wägend Richard Alewyn in “Vorbarocker Klassizismus und griechische Tragödie,” Neue Heidelberger Jahrbücher, N.F., 1926, S. 3–63.

27 Joseph Kehrein, Grammatik der deutschen Sprache des funfzehnten lis siebenzehnten Jahrhunderts, 3 Teile (Leipzig, 1863).

28 Karl Weinhold, Veber deulsche Dialectforsehung. Die Laut- und WortbUdung und die Formen der schlesischen Mundart (Wien, 1853). Diese Arbeit wird in der folgenden Liste mit W bezeichnet; WB verweist auf Weinholds Beitrage zu einem schlesischen Worterbuch, Anhang zum xrv. Bande der Sitzungsberichte der philosoph.-histor. Classe der kaiserl. Akad. der Wissenschaften (Wien, 1855).

29 Zu erwähnen ist hier noch die von Weinhold angeregte Arbeit von P. Drechsler, Wencel Scherffer und die Sprache der Sclilesier, Germanistische Abhandlungen Nr. 11 (Breslau, 1895).

30 Andreas Tscheming, Unvorgreiffliches Bedencken üter etliche MiBbrduche in der deutschen Schreib- und Sprach-Kunst (Lübeck, 1659), S. 109.

31 Siehe hierzu Wolfgang Stammler, “Zur Sprachgeschichte des xv. und xvi. Jahrhun-derts,” S. 171–189 der Ehrismann-Festschrift Vont Werden des deutschen Geisles (Berlin u. Leipzig, 1925).

32 Alewyns Ausführungen sind seither durch Wolfgang Schildknecht in seinem Buche Deutscher Sophohles (Würzburg, 1935) ergänzt und modifiziert worden. Schildknecht spricht der Ophzischen Antigone den Charakter einer berechtigten Ûbertragung insBarockidiom zu.

33 Vgl. hierzu H. Rademann, Versuch eines Gesamtbildes von Martin Opitz zur Antike, Diss. (Jena, 1926), S. 56–59.

34 Eine griindliche Arbeit über den Stil Barclays fehlt; einige vage und sich widerspre-chende Feststellungen über den Stil der Argenis finden sich bei Collignon, Notes historiques. S. 140–144.

35 Stammler, op. cit., S. 179–187; obigeListe wurde von Rademann angeregt.

36 Alewyn, op. cit. (Anm. 26), S. 38.

37 Hermann Gumbel, Deutsche Sonderrenaissance in deutscher Prosa, Deutsche For-schungen, Heft 23 (Frankfurt a.M., 1930); besonders S. 45–53.

38 Alewyn, op. cit., S. 43: “E i n Wort bezeichnet, mehrere umschreiben.”

39 Hinweis vermittelt durch Carl Vogts Aufsatz “Joh. Balth. Schupp” in Euphorion, xviii (1911), 360. Schupp schreibt auf S. 43 seiner Dissertalio Praeliminaris De Opinione (Rinteln, 1640), Opitz möge ihm verzeihen, wenn er ihm den Vorwurf mache, in der Argewisübersetzung den Geist der französischen Sprache nachgeahmt und wider den Geist der deutschen mehr als einmal gesündigt zu haben. Er beruft sich dann auf das Horazische “Non [sic] verbum verbo debet reddere fidus interpres” aus der Ars Poetica und stellt Luther und die Reichstagsabschiede als Muster hin.