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Thomas Manns Goethebild (Schluβ)

Published online by Cambridge University Press:  02 December 2020

Bernhard Blume*
Affiliation:
Mills College

Extract

Die auβerordentliche Bedeutung, die Goethe für Thomas Mann gewonnen hat, ist nicht im Aesthetischen begründet. Goethe hat keineswegs im Formalen vorbildlich auf Thomas Mann gewirkt; schon deshalb nicht, weil Thomas Mann ja weder Lyriker noch Dramatiker ist, und was die Erzählung anbelangt, so haben Werke wie der “Werther” und der “Wilhelm Meister,” die in der Tat eine Tradition gebildet haben, schwerlich direkt, sondern höchstens durch Zwischenglieder auf Thomas Mann Einfluβ ausgeübt. Man mag den “Tonio Kröger” als einen späten Ausläufer des durch den “Werther” begründeten Weltschmerzromans betrachten: weder im Temperament noch in der Struktur, weder im Lyrismus noch in der Leidenschaft sind die beiden Werke wirklich vergleichbar. Am ehesten lieβe sich der “Tonio Kröger” noch in die Nähe von Storms “Immensee” einreihen, in dem manches von der Substanz des “Werther” verdünnt und verfeinert wiederkehrt: die kühle Atmosphäre, der leise und behutsame Gang der Handlung, die Abneigung gegen Szenen und Ausbrüche, die fast selbstverständliche Haltung des Verzichts, der gedämpfte Ton, die Vorliebe für Unausgesprochenes, nur Angedeutetes, die durchgehende Lebensproblematik lassen “Immensee” und “Tonio Kröger” in der Tat verwandt erscheinen, auch wenn sie im Zauber der lyrischen Naturstimmung auf der einen Seite, der Meisterschaft dialektischer Formulierungskunst auf der anderen weit auseinandergehen.

Type
Research Article
Information
PMLA , Volume 59 , Issue 3 , September 1944 , pp. 851 - 868
Copyright
Copyright © Modern Language Association of America, 1944

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References

240 Lotie in Weimar, S. 292.

241 Brief vom 23. Jan. 1778.

242 Brief vom 4. Oktober 1816; in Goethe, Kestner und Lotte, hersg. von Eduard Berend (München, 1914), S. 118.

243 Biedermann, Goethes Gespräche, ii, 367 f.

244 Annalen, Jub.-Ausg., 30, S. 298.

245 Bemühungen, S. 28 f.

246 Corona (Duke University Press, 1941), S. 201.

247 Bemühungen, S. 30.

248 Gespräch vom 16. Dezember 1828.

249 Vgl. Karoline von Wolzogen, Schillers Leben (Stuttgart: Cotta, o. J.), S. 6.

250 Lotte in Weimar, S. 71.

251 Ibid., S. 79.

252 Vgl. Biedermann, Goethes Gespräche, iv, 404.

253 Lotte in Weimar, S. 90 ff.; vgl. Goethe als Repräsentant …, S. 34 ff. und Goethe und Tolstoi, S. 72 ff.; s.a. S. 275 f. dieser Arbeit.

254 Lotte in Weimar, S. 212.

255 Und., S. 160.

256 Ibid., S. 65.

257 Ibid., S. 114.

258 Ibid., S. 117.

259 Brief vom 8. Nov. 1777.

260 Lotte in Weimar, S. 245.

261 Ibid. S. 282.

262 Biedermann, ii, 340 f.

263 S. 299 f.

264 Biedermann, ii, S. 358.

265 Lotte in Weimar, S. 317 f.

266 A.a.O., S. 191.

267 Lotte in Weimar, S. 318.

268 Biedermann, iii, 240.

269 Riemers schlechtes Verhältnis mit August machte für eine Zeitlang seinen Verkehr im Hause Goethe unmöglich. Vgl. Goethes Tagebücher und den Brief an Riemer vom Juli 1816.

270 Lolle in Weimar, S. 234.