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24h DURCHEINANDER / 24h MUDDLE

from Documents from the Inaugural 24h DURCHEINANDER in Berlin

Published online by Cambridge University Press:  11 March 2017

Kattrin Deufert
Affiliation:
gemeinsam der Künstlerzwilling deufert&plischke
Thomas Plischke
Affiliation:
gemeinsam der Künstlerzwilling deufert&plischke
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Summary

Der Brechtbrief von Hans-Thies Lehmann und Helene Varopoulou wurde für unser erstes DURCHEINANDER verfasst, das im August 2015 im Berliner Theater HAU1 im Rahmen des Festivals “Tanz im August” Premiere hatte. DURCHEINANDER ist der Titel einer Projektreihe und auch Motto für unsere künstlerischen Arbeitsweisen. Das Projekt DURCHEINANDER untersucht und produziert eine gewisse gesellschaftliche Unordnung, fordert aber auch gegenseitige Bezugnahme und soziale Interaktion und sucht die Kommunikation im Chaos des künstlerischen Handelns. Unsere Arbeitsprozesse fordern es geradezu heraus, Entscheidungen und Erfahrungen verstärkt durch-die-anderen zu machen und zu verstehen und im eigenen Handeln öfter mal einen Schritt zur Seite zu treten.

Seit mehreren Jahren denken wir Theater als eine soziale Situation, die bestimmte Merkmale wie die Publikumsbehandlung oder Raum- und Zeitbezüge des Brecht'schen epischen Theaterdiskurses weiterführt und umsetzt. Was wir mit Anderen ein neues episches Theater nennen, ist ein choreografisches Theater, das Aktionen, Akteure, Besucher, Räume und Objekte in komplexen Partituren im Auf- und Abbau seiner selbst verknüpft. Das neue epische Theater re-funktionalisiert Theater als Raum: es kann getrennt Parlament, Akademie und Lebensraum oder alles in einem sein. Als Parlament verhandelt es Meinungen, die noch nicht geäußert wurden, als Akademie verhandelt es das Nichtwissen und das Nochnichtwissen, als Lebensraum gibt es uns Zeit und Raum zum Leben in der Gemeinschaft der Fremden. Zuallererst ist Theater immer ein lebendiger und sozialer Ort, der sich auf unterschiedliches Wissen, unterschiedliche Kulturen, Sprechweisen und Meinungen öffnet. Das neue epische Theater ist ein Theater der sozialen Realität in seiner temporär geteilten Ausweglosigkeit. Mehr noch als die Notausgangsschilder braucht das Publikum im Theater eine Aufgabe in neuen gemeinsamen Lebensformen, um den Alltag in der Umgebung aufzuheben. Das neue epische Theater nimmt seine Zuschauer ernst, es macht kein Theater für sie, sondern mit und von ihnen. Wie im Lehrstück von Brecht aktivieren wir den Zuschauer und beziehen ihn ein. Das Publikum ist das Theater. Das Publikum macht unser Theater. Es gibt keine Vorführung und keinen Vorführeffekt, sondern Aufführung und Teilhabe. Auch in der Welt der Theaterumgebung ist jeder verantwortlich für sein Tun. Im neuen epischen Theater gilt das Gesetz der polyphonen Antistatik und des temporären Durcheinanders. Seien Sie auf der Hut!

Das DURCHEINANDER im August 2015 brachte etwa fünfundzwanzig Künstlerinnen und Künstler sowie ein vielfaches an Publikum im Berliner HAU1 zusammen, um in vierundzwanzig Stunden ein ganzes Theater um-, auf-, und wieder abzubauen.

Type
Chapter
Information
Publisher: Boydell & Brewer
Print publication year: 2016

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