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Response to Willi Goetschel

Published online by Cambridge University Press:  03 May 2023

Stephen D. Dowden
Affiliation:
Brandeis University, Massachusetts
Meike G. Werner
Affiliation:
Vanderbilt University, Tennessee
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Summary

MEINE DAMEN UND HERREN, Steve Dowden hat am Beginn eine Typologie der Responses entworfen: Koreferate, richtig ausgearbeitete Referate, von denen wir ja ganz beeindruckende gehört haben, substantielle Fragen oder Improvisationen. Meines ist eine Schwundstufe des letzten, was daher rührt, daß ich durch einen Irrtum einen anderen Aufsatz von Willi Goetschel zur Response erhalten habe. Ich hatte es vorbereitet und nun — Hermann Levin Goldschmidt. Das ursprüngliche Thema, dem wir uns heute morgen stellen wollten, war die Deutsch-jüdische Literaturinterpretation der Doppelidentität: eine jüdisch-israelische Perspektive und als Hauptredner war Gershon Shaked vorgesehen. Shaked ist in Deutschland bekannt durch zwei Bücher. Ein Buch über jüdische Identität deutschsprachiger Autoren und seine im vergangenen Herbst erschienene Geschichte der hebräischen Literatur, eine Doppelperspektive, eine Verlängerung, der Amir Eshel nachher noch etwas nachgehen wird.

Wichtig und das Aufschlußreiche an diesem Thema ist das Doppelte. Immer wenn von Juden in Deutschland, von Juden aus Deutschland die Rede ist, kommt etwas Doppeltes zur Sprache. Hinrich Seeba zeigte uns Heinz Politzer als Amerikaner und Deutschsprachigen, als Künstler und Gelehrten. Und wenn ich ihn richtig verstanden habe, so brachte diese Spannung etwas Doppeltes zum Ausdruck, nämlich ein deutschsprachiger Jude zu sein. Christoph König und Amir Eshel zeigten uns Ludwig Geiger als Interpreten von Goethe und den Juden, von deutscher Literatur und jüdischer Geschichte, eine Art Selbstinterpretation auch dies. Hannah Arendt schließlich hat eine ganze Reihe jüdischer Identitätsmuster entwickelt. Denken Sie an den Schlemihl, den Paria, all das, was sie in ihrem Aufsatz über jüdische Tradition entwirft als Identitätsmuster. Auch das ist immer in einer Dopplung gedacht. Bei Margarete Susman hat Barbara Hahn uns gestern auf das Schlüsselmotiv des Zerrissenen hingewiesen. Von Käte Hamburger haben wir auch eine doppelte Identität, wenn nicht mehrfache Identität erfahren, als Philosophin und Germanistin, als Exilierte in Schweden und deutschsprachige Literaturwissenschaftlerin. Hermann Levin Goldschmidt schließlich, auch hier etwas Doppeltes, nämlich der deutsch-jüdische Dialog, wie Willi Goetschel es uns gezeigt hat.

Ich möchte in den Gedanken, die ich äußere, etwas zu dieser Atmosphäre der fünfziger Jahre sagen und Ihren Blick darauf hinführen. 1959 erschien im Jüdischen Verlag in Berlin die Anthologie Jüdisches Schicksal in deutschen Gedichten, herausgegeben von Siegmund Kaznelson, dem langjährigen Leiter des jüdischen Verlages. Im Untertitel hieß dieses Jüdisches Schicksal in deutschen Gedichten: eine abschließende Anthologie. Juden würden fortan nicht mehr auf Deutsch, sondern in anderen Sprachen dichten. Es sei ein irreversibler Bruch, eine Zäsur entstanden.

Type
Chapter
Information
German Literature, Jewish Critics
The Brandeis Symposium
, pp. 167 - 170
Publisher: Boydell & Brewer
Print publication year: 2002

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