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Jost Schillemeit, Studien zur Goethezeit. Ed. Rosemarie Schillemeit. Göttingen: Wallstein Verlag, 2006. 620 pp

from Book Reviews

Published online by Cambridge University Press:  14 March 2018

Walter Tschacher
Affiliation:
Chapman University
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Summary

Der Großteil der hier vorgelegten sechsundzwanzig Studien des 2002 verstorbenen Germanisten Jost Schillemeit wurde bereits zu seinen Lebzeiten veröffentlicht. Der älteste Aufsatz erschien 1964, der jüngste ein Jahr vor seinem Tod. Die Herausgeberin betont, dass “der Verfasser … an eine Sammlung dieser Studien nicht gedacht” (616) habe. Dennoch handelt es sich bei diesen Arbeiten um alles andere als eine überflüssige Publikation. Knappe vierzig Jahre war Schillemeit sowohl aus Autor als auch Herausgeber eine wichtige Stimme in den literaturwissenschaftlichen Debatten Deutschlands. Ob es sich nun um Rezensionen oder Beiträge in Buchlänge handelte, stets argumentierte Schillemeit auf hohem wissenschaftlichem Niveau. Schon aus diesem Grund lohnen die nicht mehr leicht zugänglichen oder vergriffenen Texte eine erneute Lektüre.

Die Disparatheit der verschiedenen Studien lässt sich auch durch die Gliederung in fünf Schwerpunkte (Poetik und Hermeneutik / Studien über Goethe / Verfasser von Bonaventuras Nachtwachen / Studien über Heine, Mörike, Gutzkow, Fontane, Raabe / Philologische Streifzüge) nicht verbergen. Ins Positive gewendet, könnte man sagen, dass dieser Band Schillemeits äußerst facettenreiche Arbeit dokumentiert. Kritiker mögen ihm zwar ein nicht allzu ausgeprägtes Theoriebewusstsein vorwerfen, Schillemeit zeigt allerdings auch Qualitäten, die unabhängig von theoretischen Standpunkten auch heute noch gewürdigt werden sollten, nämlich stupende Belesenheit und manchmal geradezu an Pedantik grenzende Genauigkeit beim Lesen. Was er für eine Mörikelektüre empfiehlt, trifft auch auf seine eigenen Arbeiten zu: “Man kann und man sollte jedes Wort … ganz genau nehmen” (485).

Es ist hier nicht möglich und sicher auch nicht notwendig, auf alle Aufsätze einzugehen und ich beschränke mich daher auf einige ausgewählte Beispiele, die Schillemeits Arbeitsweise genauer beschreiben. Zu einer seiner bekanntesten Veröffentlichungen gehört “Bonaventura. Der Verfasser der Nachtwachen.” In der fast hundertdreißigseitigen Studie liefert er einen überzeugenden Indizienbeweis für August Klingemann, einen nicht ganz zu Unrecht vergessenen Schriftsteller, als den Autor der Nachtwachen. Nachdem er im Detail die bisherigen Identifikationsversuche—z. B. galt Schelling lange Zeit als der Autor—beschreibt und widerlegt, beginnt er seine eigene, fast schon detektivische Suche nach dem unbekannten Autor. Die Vertrautheit mit Klingemanns Werk erlaubt Schillemeit, derart zahlreiche wörtliche und inhaltliche Parallelen in Klingemanns Schriften und den Nachtwachen nachzuweisen, dass es heute schwer fallen dürfte, Klingemann nicht für den Verfasser der Nachwachen zu halten. Eine Fußnote am Ende der Studie erwähnt einen Handschriftenfund in der Amsterdamer Universitätsbibliothek, in dem Klingemann sich selbst als den Autor der Nachtwachen bezeichnet, und damit wohl die Diskussion über dieses Thema beendet.

Type
Chapter
Information
Goethe Yearbook 17 , pp. 403 - 405
Publisher: Boydell & Brewer
Print publication year: 2010

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