Summary
Wer mit unbefangenem Blick den Entwicklungsgang verfolgt hat, den die indogermanische Sprachforschung in den letzten zwanzig Jahren nahm, weiss, wie grosse Fortschritte in dieser Zeit diese trotz ihrer siebenzig Jahre immer noch als jung zu bezeichnende Wissenschaft in jugendlicher Spannkraft und Schöpferlust nach Umfang wie nach Inhalt gemacht hat. Dass die ganze vielgliedrige und weitMn sich zerstreuende Forschung wieder einmal, wenn auch nur in den Hauptzügen, zusammengefasst und zu einem einheitlichen Gesammtbild verarbeitet werden müsse, darüber ist wol kein Sachverständiger im Zweifel. Wurde doch das vortreffliche Schleicher'sche Compendium, dessen erste Auflage ini J. 1861 erschien und das der Verfasser dann noch zweimal, zuletzt kurz vor seinem Tode, in neuer Bearbeitung herausgab, bereits im J. 1876, als es zum letzten Male, nur ganz unbedeutend verändert, ediert wurde, von den beiden Herausgebern einer völligen Urnarbeitung bedürftig eraohtet (s. die Vorrede p. IX). So bin ich denn dessen sicher, dass der ‘ Grundriss ’, dessen erster Band dem Leser vorliegt, einem wirkliehen Bedürfnisse entgegenkomme.
Ob derselbe seine Aufgabe auch einigermassen befriedigend löse, und ob er geeignet sei, unserer Wissenschaft und ihren Jöngern in ähnlioher Weise zu nützen, wie dieselben seiner Zeit durch Schleicher's Buch gefördert worden sind, darüber werden sachkundige Kritik und Erfahrung entscheiden. Ich selbst bin mir zwar wol bewusst, dass ich der von Schwierigkeiten aller Art umgebenen Aufgabe nicht in jeder Beziehung gerecht geworden bin, hoife indessen auch so etwas Brauchbares, wenigstens vorlaufig Brauchbares geliefert zu haben.
- Type
- Chapter
- Information
- Publisher: Cambridge University PressPrint publication year: 2010First published in: 1886