Book contents
- Frontmatter
- Contents
- Cap. I Einleitung
- Cap. II Allgemeines über das wesen der sprachentwickelung
- Cap. III Der lautwandel
- Cap. IV Bildung der auf die sprache bezüglichen vorstellungsgruppen und wirksamkeit dieser gruppen
- Cap. V Zerstörung und verwirrung der gruppen durch laut- und bedeutungswandel
- Cap. VI Reaction gegen die zerstörung und verwirrung der gruppen
- Cap. VII Bedeutungsdifferenzierung
- Cap. VIII Verschiebungen in der gruppierung der etymologisch zusammenhängender wörter
- Cap. IX Der positive wert der isolierung
- Cap. X Urschöpfung
- Cap. XI Die scheidung der redeteile
- Cap. XII Die spaltung in dialecte
- Cap. XIII Sprache und schrift
- Cap. XIV Die gemeinsprache
Cap. XIII - Sprache und schrift
Published online by Cambridge University Press: 29 August 2010
- Frontmatter
- Contents
- Cap. I Einleitung
- Cap. II Allgemeines über das wesen der sprachentwickelung
- Cap. III Der lautwandel
- Cap. IV Bildung der auf die sprache bezüglichen vorstellungsgruppen und wirksamkeit dieser gruppen
- Cap. V Zerstörung und verwirrung der gruppen durch laut- und bedeutungswandel
- Cap. VI Reaction gegen die zerstörung und verwirrung der gruppen
- Cap. VII Bedeutungsdifferenzierung
- Cap. VIII Verschiebungen in der gruppierung der etymologisch zusammenhängender wörter
- Cap. IX Der positive wert der isolierung
- Cap. X Urschöpfung
- Cap. XI Die scheidung der redeteile
- Cap. XII Die spaltung in dialecte
- Cap. XIII Sprache und schrift
- Cap. XIV Die gemeinsprache
Summary
Ueber die abweichungen der sprachlichen zustände in der vergangenheit von denen in der gegenwart haben wir keinerlei kunde, die uns nicht durch das medium der schrift zugekommen wäre. Es ist wichtig für jeden sprachforscher niemals aus den augen zu verlieren, dass das geschriebene nicht die sprache selbst ist, dass die in schrift umgesetzte sprache immer erst einer rückumsetzung bedarf, ehe man mit ihr rechnen kann. Diese rückumsetzung ist nur in unvollkommener weise möglich (auch dessen muss man sich stets bewust bleiben), soweit sie aber überhaupt möglich ist, ist sie eine kunst, die gelernt sein will, wobei die unbefangene beobachtung des verhältnisses von schrift und aussprache, wie es gegenwärtig bei den verschiedenen völkern besteht, grosse dienste leistet.
Die schrift ist aber nicht bloss wegen dieser vermittlerrolle object für den sprachforscher, sie ist es auch als ein wichtiger factor in der sprachentwickelung selbst, den wir bisher absichtlich nicht berücksichtigt haben. Umfang und grenzen ihrer wirksamkeit zu bestimmen ist eine aufgabe, die uns noch übrig bleibt.
Die vorteile, welche die geschriebene vor der gesprochenenrede in bezug auf wirkungsfähigkeit voraus hat, liegen auf der hand. Durch sie kann der enge kreis, auf den sonst der einfluss des individuums beschränkt ist, bis zur weite der ganzen sprachgenossenschaft anwachsen, durch sie kann er sich über die lebende generation hinaus, und zwar unmittelbar auf alle nachfolgenden verbreiten. Es ist kein wunder, dass diese in die augen stechenden vorzüge gewöhnlich bei weitem überschätzt werden, auch in der sprachwissenschaft überschätzt sind, weil es etwas mehr nachdenken erfordert sich auch die jenigen punkte klar zu machen, in denen die schrift hinter der lebendigen rede zurückbleibt.
- Type
- Chapter
- Information
- Principien der Sprachgeschichte , pp. 245 - 265Publisher: Cambridge University PressPrint publication year: 2009First published in: 1880