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Die Grundzüge Der Ptolemaeischen Gnosis

Published online by Cambridge University Press:  05 February 2009

Extract

Irenaeus hat in den ersten acht Kapiteln des ersten Buches seines Werkes Adversus haereses einen geschlossenen und abgerundeten Bericht von einem Zweige der valentinianischen Gnosis gegeben. Die gleiche Quelle, der er folgt, hat auch Clemens von Alexandrien in seinen Excerpta e Theodoto Kap. 43–65 ausgezogen.1 Das gleiche System — oder ein aufs engste verwandtes —lassen der Brief des Ptolemaeus an Flora,2 eine von Irenaeus zitierte Auslegung des Johannes-Prologs3 und die zahlreichen Fragmente des Herakleon4 erkennen. Der Gegenstand der nachfolgenden Untersuchung bildet das von Irenaeus dargelegte und von Clemens excerpierte System, das ich nach Sagnards Vorgang mit Ptolemaeus verbinde.5 Irenaeus hat in seinem großen Bericht auch Züge aus einer anderen Spielart des Valentinianismus eingearbeitet; die Scheidung dieser beiden ‘Systeme A und B’6 ist aber meist leicht zu vollziehen.7 Auch Anklänge an andere gnostische Systeme fehlen nicht und müssen gleichfalls unberücksichtigt bleiben.8 Ironische Zwischenbemerkungen und Wendungen des Irenaeus, denen Sagnard mit Recht einen besonderen Abschnitt gewidmet hat, spielen in der Darstellung des Kirchenvaters eine geringere Rolle als in der späteren Polemik und sind ebenfalls leicht zu erkennen.9 Der so gereinigte Bericht des Irenaeus, ergänzt durch die Excerpte des Clemens, zu dessen Verdeutlichung wir gelegentlich den Brief an Flora und die Fragmente des Herakleon heranziehen, bietet nun em sehr eigenartiges und eigenständiges Ganzes, dessen Grundz¨ge und besondere Struktur herauszustellen sich lohnt.

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Copyright © Cambridge University Press 1959

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References

page 16 note 1 Die Heranziehung von Exc. ex Theod. 29–68 als eines einheitlichen Stückes in meinem Von Valentin zu Herakleon (Gießen, 1928), S. 85ff. war verfehlt. — Das Buch wird im Folgenden mit Foerster, Val. zitiert.

page 16 note 2 Epiphanius, Panarion 33, 3–7, mit den anderen zu besprechenden Quellen abgedruckt bei W. Völker, Quellen zur Geschichte der christlichen Gnosis (Tübingen, 1932), S. 87–93.

page 16 note 3 Irenaeus, adv. haer. I, 8, 5 f.; bei Völker, a. a. O., S. 93–5.

page 16 note 4 Zumeist im Johanneskommentar des Origenes; bei Völker, a. a. O., S. 63–86. — Ich zitiere die Herakleonfragmente im Folgenden nach meiner Zählung (F.) und der von Brooke-Völker (V.).

page 16 note 5 Fr. Sagnard, M.-M., La gnose valentinienne et le témoignage de Saint Irénée (Paris, 1947), S. 227–32. Sagnards Werk ist im Folgenden mit Sagnard zitiert.Google Scholar

page 16 note 6 Nach Lipsius' Vorgang von K. Müller eingeführte Bezeichnung, vgl. Foerster, Val. S. 48, und Sagnard, der S. 146–98 eine Gegenüberstellung beider Fassungen gibt.

page 16 note 7 Foerster, S., Val. S. 4479 und Sagnard a. a. O.Google Scholar

page 16 note 8 Die wichtigsten auszuscheidenden Sätze aus anderer als valentinianischer Gnosis werden im Laufe der Untersuchung genannt; von Sagnards Analyse unterscheide ich mich hauptsächlich dadurch, daß ich den Abschnitt über den Libertinismus der Gnostiker schon von Ir. I, 6 Mitte an als sich nicht auf das System des Ptolemäus beziehend ausscheide.

page 16 note 9 Sagnard, S. 266–91.

page 17 note 1 Zum Folgenden verweise ich auf meinen Aufsatz ‘Das Wesen der Gnosis’ in Die Welt als Geschichte, xv (1955), S. 100–14.Google Scholar

page 17 note 2 μηδέν γάρ ψυχνκòν έντòς Πληρώματος χωρεīν, Ir. 1, 7, 1. — Zitate aus dem ersten Buch von Irenaeus adv. haer. werden weiterhin nur mit Kapitel und § zitiert.

page 17 note 3 συντέλεıα, 6, I gegen Ende; ε│ς τó παντελές, 7, 5.

page 17 note 4 τήν δέ συντέλεıαν, δταν μυρφωθη κα│ τελεıωθη γνωσεı πν τνευματıκóν, 6, 1.

page 18 note 1 Stellen Foerster, Val., Register, und Sagnard, Register.

page 18 note 2 Hippolyt, Refut. VI, 12, 2 ff., bei Völker (s. oben, S. 16, Anm. 2), S. 5.

page 18 note 3 Vgl. Hippolyt, Refut. VI, 12, 2: δυνάμεı, υúκ ένεργεíα.

page 18 note 4 6, I, s. oben, S. 17, Anm. 4.

page 18 note 5 Frg. 10 F. = 12 V.

page 18 note 6 Darf man an C. G. Jungs Gedanken über animus und anima denken?

page 19 note 1 2, 1

page 20 note 1 S. meinen oben S. 17, Anm. I genannten Aufsatz, S. 105.

page 20 note 2 Epiph. Pan. XXXIII, 7, 8 f.

page 21 note 1 Vielleicht hängt es damit zusammen, daß Origenes in Frg. 18 F. = 23 V. des Herakleon sagt, die Anhänger des Herakleon konnten nichts Deutliches über das ‘Verlorensein’ der pneumatischen Natur sagen.

page 22 note 1 Quispel, G., Gnosis als Weltreligion (Zürich, 1951), S. 37.Google Scholar

page 22 note 2 Vgl. Evangelium Veritatis (ed. Malinine u. a., 1956), fol. IX r, Z. 9–11: ‘L'Ignorance du Pére a produit la Terreur et la Peur’.

page 24 note 1 Foerster, Val. S. 26 ff.

page 24 note 2 Epiph., Pan. XXXIII, 5, 13.

page 24 note 3 6, 1; 7, 5.

page 24 note 4 Die Verwandtschaft des Hylischen und des Pneumatischen spielt vielleicht auch in der Spekulation 5, 4 mit, daß der κυσμκράτωρ, weil er ein πνεũμα της πυνηρíας ist, im Gegensatz zum Demiurgen ‘das über ihm’ erkennt. Doch ist nichtsicher, ob diese Stellezum System des Ptolemäus gehört, Sagnard S. 173a sieht in der Erwähnung des ‘Weltherrschers’ einen Zug aus dem System B. Immerhin spricht auch Herakleon vom ‘Teufel’. — Herakleons Auslegung: Frg. 40 F. = 46 V., s. unten, S. 26, Anm. 4.

page 25 note 1 Sagnard, S. 179a, unten.

page 25 note 2 5, 2; vgl. Frg. 17 F. = 21, V. des Herakleon.

page 25 note 3 Foerster, Val. S. 79; Sagnard S. 163a.

page 26 note 1 Mit άπυρíα wechselt εκπληξıς, oder beide werden zusammen genannt.

page 26 note 2 Exc. ex Theodot. 48, 3 sagt nur kurz, daß ‘aus der Furcht die Tiere’ seien.

page 26 note 3 Dieselbe Vermischung der beiden psychischen Wesenheiten ist Irenaeus auch 4, 2 unterlaufen: έκ μεν γάρ έπıυτρφης τά λυıπά την κóσμυν καí τυυ Δημıυυργυõ πασαũ ψυχην την γένεσıν εíληψέναı έκ δέ τυργψóβυυ καí της λúπης την άρχη ε│ληψένı.

page 26 note 4 Herakleon, Frg. 40 F. = 46 V.: τòν δıάβυλυν μη εχεıν θέλημα άλλ έπıθυμíας … ταυ δıυβóλυυ γıνυμένυς.

page 27 note 1 Holl liest in seiner Epiphaniusausgabe mit dem Lateiner:, während Völker mit den griechischen Handschriften των ψυχıκων bietet, was das Richtige sein dürfte.

page 28 note 1 S. oben, S. 20, Anm. I.

page 28 note 2 Epiph., Pan. XXXIII, 3, 6: die Weltschöpfung dem Teufel zuzuschreiben, άπρυνυήτων … έστíάνθρωπων, τής τρυνρíαθ τυυ Δημıυυıυυργσυ μή αıτıαν λαμβανυμένων: an der im Text genannten Irenaeusstelle meint έκκλησıα nicht die (psychische) Großkirche, sondern die Pneumatiker, Sagnard S. 407, 302 f.

page 28 note 3 Vgl meinen Anm. 17, oben S. I, genannten Aufsatz, S. 109–11.

page 29 note 1 Exc. ex Theod. 59, I: σπέρμα … ένεδúσατυ … υ κατά μıκρóν μυρψυυτα δά γνωσεως, vgl. ebd. 57, I: γνετα … τυυ μέν μóρψωσıσ τυυ πνευυματκυυ, vgl. 6, I (Anm. 17, oben. S. 4).

page 29 note 2 4, 5; Exc. ex Theodot. 44, 2.

page 30 note 1 Die letzten Worte von Exc. 62, I: άλλ' αυτóς sind mir unverständlich. Sollte αυτó zu lesen sein? Die Erklärung von Sagnard, S. 534, Anm. 3, befriedigt nicht.

page 30 note 2 ‘Geistig’ hier im Sinn von ‘unkörperlich’ gemeint.

page 30 note 3 Vielleicht liegt in der Wendung 2, 2, daß die Sophia beinahe ‘von der Saßigkeit des “Abgrundes” verschlungen worden wäre’, auch eine Absage an die die unio erstrebende Mystik. Gnosis ist nicht gleich Mystik.