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Papyrus Egerton 2: ‘Missing Link’ Zwischen Synoptischer Und Johanneischer Tradition

Published online by Cambridge University Press:  05 February 2009

Kurt Erlemann
Affiliation:
Baden-Badenerstr. 15, D-69126 Heidelberg, Germany

Extract

Kaum ein Papyrusfund hat in diesem Jahrhundert so Furore gemacht wie der des P. Lond. Christ. I, oder, unter seiner bekannteren Inventarnummer, Papyrus Egerton 2. 1934 von einem ägyptischen Händler an das British Museum London verkauft, gilt er seit seiner Erstedition 1935 als eine der ältesten christlichen Handschriften auf Papyrus, paläographisch zu datieren um 200P. Keine Frage, daβ das Schriftstück das Interesse der neutestamentlichen Forschung auf sich zog, waren doch aus ihm möglicherweise neue Erkenntnisse über die Geschichte der synoptischen Tradition zu erwarten. Die Grundfrage, die seit seiner Entdeckung an das Evangelienfragment gestellt wird und weiterhin zu stellen ist, ist dementsprechend die nach dem literarischen Verhältnis zu den kanonischen Evangelien. Die Alternative heiβt: Entweder ist Egerton diesen gegenüber sekundär und ohne groβen Wert für den Historiker, oder er bietet eine von den Evangelien unabhängige, ja möglicherweise sogar ältere Überlieferung.

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Copyright © Cambridge University Press 1996

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References

1 Vgl. Schmidt, K. F. W./Jeremias, J., ‘Ein bisher unbekanntes Evangelienfragment. Einblicke in die Arbeitsweise eines alten Evangelisten’, in: ThB 15 (1936) Sp. 3445.Google Scholar

2 Fragments of an Unknown Gospel and Other Early Christian Papyri (London, 1935).Google Scholar

3 Vgl. dies., S. Iff., zu den Datierungskriterien. – Eine Korrektur der Datierung ergibt sich aus dem Fund P.Köln, 255 s.u.

4 Op. cit., 38. – H. I. Bell nimmt dieses Urteil später teilweise zurück und behauptet, PEg 2 habe Kenntnis vom JohEv und möglicherweise auch von den Synoptikern gehabt, wenn er auch andere Quellen als die der Synoptiker benutzt (Recent Discovery of Biblical Papyri [Oxford, 1937] 17ff.).Google Scholar

5 A New Gospel (Manchester, 1936 = Bulletin of the John Rylands Library 20 [1936] 56ff.). Zum Verhältnis zu den Synoptikern formuliert Dodd (ebd. 33): ‘The author may have known the Synoptics, and his language may have been to some extent influenced by them, but there is no clear evidence of this. The “Unknown Gospel” therefore would seem to have emanated from a circle which held the Fourth Gospel to be authoritative, but which, if it knew the Synoptic Gospels, preferred, at least in some cases, other authorities’ (kursiv im Original).

6 ‘Ein bisher unbekanntes Evangelienfragment. Einblicke in die Arbeitsweise eines alten Evangelisten’, in: ThB 15 (1936) Sp. 3445.Google Scholar

7 Vgl. auch Jeremias, J., Unbekannte Jesusworte (Zürich, 1948) 23.Google Scholar – Die Option begegnet schon bei Bell/Skeat, op. cit., 34, wird dort aber gegenüber der Unabhängigkeitshypothese hintangestellt.

8 ‘Evangelienfragment’, 44.

9 Op. cit., 45. – Lietzmann, Ähnlich H., Geschichte der Alten Kirche 2 (Berlin/Leipzig, 1936): 63–4.Google Scholar – Für Lietzmann entspringt PEg 2 der von der Gnosis angeregten Produktionslust und zeugt von der Willkür theologischer Erfindung. – Das Urteil Jeremias' findet sich unverändert in der 5. Auflage der ‘neutestamentlichen Apokryphen’ von E. Hennecke/W. Schneemelcher (1987), Einleitung zu PEg 2, 82–4, wieder.

10 Critique textuelle 2 (Paris, 1935) 633–49Google Scholar (= RB 44 [1935] 47ff.Google Scholar). Lagrange bestreitet den Evangelien-Charakter des Papyrus.

11 ‘Parallèles canoniques et extra-canoniques de “L'éVangile inconnu” (Pap. Egerton 2)’, in: Le Muséon 49 (1936) 5577 (Löwen, 1936).Google Scholar Cerfaux schlieβt auf eine literarische Abhängigkeit von Johannes resp. von Lukas (ebd. 74ff.).

12 Los Evangelios Apocrifos. Colección de textos griegos y latinos, versión crítica, estudios introductorios, comentarios e ilustraciones (Madrid, 2. Aufl. 1963) 95100.Google Scholar – De Santos Otero betont den s.E. apokryphen und mosaikartigen Charakter des Papyrus, die Unterschiede in Ausdruck und Inhalt schreibt er der in den ersten Jahrhunderten gängigen schriftstellerischen Freiheit zu. Sein Fazit: ‘La antigüedad indiscutible del documento y sus relaciones con San Juan son una prueba palmaria, en frase de Lagrange, de que el cuarto Evangelio existia ya a principios del siglo II en los mismos terminos en que ahora lo poseemos’ (op. cit., 96).

13 Geschichte der urchristlichen Literatur. Einleitung in das Neue Testament, die Apokryphen und die Apostolischen Väter (Berlin/New York, 3. Aufl. 1981) 636–9.Google Scholar Vielhauer sieht in den Egerton-Perikopen ein traditionsgeschichtlich gegenüber den Evangelien fortgeschritteneres Stadium, was sich in novellistischer Anreicherung zeige. Vielhauer schlieβt eine direkte literarische Abhängigkeit von den Evangelien aus, sieht aber, wie J. Jeremias, eine gegenseitige Beeinflussung von schriftlicher und mündlicher Tradition in PEg 2. Das ‘Sondergut’ wird als legendarisch angesehen.

14 ‘Papyrus Egerton 2 and the Fourth Gospel’ (ABR 37 [1989] 113).Google Scholar PEg kenne das JohEv, nicht aber die synoptischen Evangelien.

15 1.) ‘The Apocryphal Gospels and the Gospel of Mark’, 2.) ‘Papyrus Egerton 2 and the Healing of the Leper’, beide abgedruckt in: Euangelica 2: Collected Essays 1982–1991 (BEThL 99; Löwen, 1991) 753–9 bzw. 773–83.Google Scholar

16 Das Leben-Jesu-Fragment Papyrus Egerton 2 und seine Stellung in der urchristlichen Literaturgeschichte (Bern, 1946).Google Scholar

17 Four Other Gospels. Shadows on the Contours of Canon (Minneapolis/Chicago/New York, 1985) bes. 6387.Google Scholar

18 Ders. (hg.), The Other Gospels. Non-Canonical Gospel Texts (Philadelphia, 1982) bes. 72–4.Google Scholar

19 1) Einleitung in das Neue Testament im Rahmen der Religionsgeschichte und Kulturgeschichte der hellenistischen und römischen Zeit (Berlin/New York, 1980) 620–1; 2)Google ScholarAncient Christian Gospels. Their History and Development (London/Philadelphia, 1990) bes. 205–16.Google Scholar

20 Bei H. Koester (1.) ist dies gekoppelt mit einer deutlich früheren Datierung des Papyrus (Anfang 2.Jh.).

21 Einleitung, 621.

22 Ann Arbor, 1991.

23 Vgl. Bell/Skeat, op. cit, 2.

24 M. Gronewald, op. cit, 136–7 unter Hinweis auf E. G. Turner, Greek Manuscripts, 13.3.

25 Bell/Skeat, op. cit, 6–7. G. Mayeda, op. cit, 60f.; A. de Santos Otero, 95. Vgl. auch Ph. Vielhauer, op. cit., 638.

26 ‘Unbekanntes Evangelium oder Evangelienharmonie (Fragment aus dem “Evangelium Egerton”)’, in: Kölner Papyri (P.Köln) Bd. 6 = Papyrologica Coloniensia (Abh. RWA, Sonderreihe) vol. 7 (Opladen, 1987) 136–45 (no. 255).

27 K. F. W. Schmidt/J. Jeremias, op. cit, 37, schlieβen aus Joh 10.31 auf den Jerusalemer Tempel als Ort der Handlung.

28 Möglich, aber nicht zwingend nachzuweisen, ist eine Brechung des Sabbatgebotes als Hintergrund des Disputs (so K. F. W. Schmidt/J. Jeremias, op. cit, 39, mit Verweis auf den Kontext von Joh 5, zurückhaltender G. Mayeda, op. cit, 15).

29 Im Neuen Testament sind die ἄρχοντες nicht eindeutig definierbar. Nach Lk sind sie Mitglieder des Synhedrions (23.13; 24.20). Die Verbindung ‘ἄρχοντες το⋯ λαο⋯’ begegnet im Neuen Testament nur in Act 4.8. Die ἄρχοντες, nehmen in PEg 2 die Position ein, die in den kanonischen Evangelien von den Pharisäern ausgefüllt wird (mit Bell/Skeat, op. cit, 16), eine Beobachtung, die im Blick auf den situativen Kontext von PEg 2 auszuwerten ist, vgl. S. 30.

30 Verbindende Stichworte zum Vorhergehenden sind wohl γραφαί und κατηγορεῖν, wenn diese auch wohl aufgrund des fragmentarischen Charakters des Eingangsteils nicht erhalten sind.

31 Vgl. G. Mayeda, op. cit., 23.

32 So G. Mayeda, op. cit, 22, und H. Koester, op.cit, 620.

33 Mit Koester, H., Ancient Christian Gospels, 209–10.Google Scholar

34 Gegen L. Cerfaux; J. Pryor.

35 Bell/Skeat, op. cit, 39.

36 K. F. W. Schmidt/J. Jeremias (op. cit., 39) rechnen aufgrund der Textlücke zwischen verso und recto mit einer weiteren gotteslästerlichen Aussage Jesu. Doch dies läβt sich nicht mit letzter Sicherheit ermitteln, vgl. M. Gronewald, op. cit, 143.

37 Vorausgesetzt, die von A. de Santos Otero (op. cit., 98) vorgenommene Rekonstruktion des Textes an dieser Stelle (Z.25) ist einigermaβen korrekt. Doch ist das Motiv der Übergabe Jesu an das Volk allein schon auffallig und widerspricht der Tendenz der kanonischen Evangelien.

38 Im JohEv sind die Fronten vertauscht: Das Volk redet aus Furcht vor den ‘Juden’ resp. Pharisäern nicht offen von Jesus (7.13; 9.22; 12.42; 19.38).

39 Mit G. Mayeda, op. cit., 30. – ‘παράδοσις’ ist in der Bedeutung ‘Übergabe’ im Neuen Testament nicht belegt (aber: ‘παραδιδόναι’ Mk 14.41; Mt 26.45!) – ὣρα mit Genitiv vgl. Lk 1.10; 14.17; Act 3.1.

40 Die Überleitung ist äuβerst knapp gehalten, der Verfasser gibt sich keine Mühe, beide Perikopen ‘biographisch’ miteinander zu verbinden.

41 So schon Dalman, G., Worte Jesu. Mit Berücksichtigung des nachkanonischen jüdischen Schrifttums und der aramäischen Sprache 1 (Leipzig, 2. Aufl. 1930) 274ff.Google Scholar, weiter Shanks, H., ‘Is the Title “Rabbi” Anachronistic in the Gospels?’, JQR 53 (1962/3) 337–45;CrossRefGoogle ScholarDonaldsson, J., ‘The Title Rabbi in the Gospels – Some Reflections on the Evidence of the Synoptics’, JQR 63 (1972/3) 287–91.CrossRefGoogle ScholarZeitlin, Anders S., ‘The Title Rabbi in the Gospels Is Anachronistic’, JQR 59 (1968/9) 158–60.CrossRefGoogle Scholar

42 Op. cit, 33–4.

43 ‘La guéison du lépreux (Me 1.40–45 et par.)’, in: Lopez, R. Aguirre/F. Garcia, Hg., Escritos Biblia y Oriente (Bibliotheca Salamanticensis. Estudios, 38; Salamanca/Jerusalem, 1981)283–91.Google Scholar

44 Op. cit, 96.

45 Op. cit, 637.

46 Schmidt, K. F. W./Jeremias, J., ‘Evangelienfragment’, 37.Google Scholar

47 Zitiert bei Hieronymus Comm. in Matth. 12.13: ‘Caementarius eram, manibus uictum quaeritans. Precor te, Iesu, ut mihi restituas sanitatem, ne turpiter mendicem cibos.’

48 Zum Zeitpunkt des Beitrags von Schmidt/Jeremias war PKöln 255 freilich noch nicht bekannt.

49 Letzteres Motiv bringt er dafür an passenderer Stelle ein, als Reaktion auf die heuchlerische Steuerfrage. Die Annahme gedächtnismäβiger Digression (Neirynck, ‘Apocryphal Gospels’, 759) ist nicht zwingend.

50 Nach K. F. W. Schmidt/J. Jeremias, op. cit, 41, erfolgte ausweislich Lev 13–14 und CD 13.4–7 die Besichtigung durch einen, nicht durch mehrere Priester. – Jeremias, J., Unbekannte Jesusworte, 22,Google Scholar schlieβt daraus, daβ der Autor palästinische Verhältnisse nicht kannte. Die Lesart ‘ἱερε⋯σιν’ scheint indes eine Eigenheit der syrischen Überlieferung zu sein, sie ist in mehreren syrischen Lesarten und in Tatians Diatessaron bezeugt.

51 So schon K. F. W. Schmidt/J. Jeremias (op. cit, 41). Sie sprechen von einem ‘Hinübergleiten’, ‘wie sie für gedächtnismäβige Wiedergabe kennzeichnend ist’.

52 (Συν-)οδεύειν im Neuen Testament nur in Lk 10.33 und Act 9.7; πανδοχεῖον in Lk 10.34.

53 Συνεσθίειν im Neuen Testament nur in Lk 15.2; Act 10.41; 11.3.

54 ‘Papyrus Egerton 2’, 775.

55 Die Position im Gesamtwerk ist äuβerst ungewiβ, Bell/Skeat, op. cit., 40.

56 Bei den synoptischen Entsprechungen die Herodianer bzw. Pharisäer.

57 G. Mayeda, op. cit., 45; weiter Ph. Vielhauer, op. cit., 637; W. Schneemelcher, 84.

58 Das schlieβt die Frage nach dem Verhaltnis zum römischen Kaiser nicht aus. So macht J. D. Crossan (op. cit, 79) darauf aufmerksam, daβ ‘βασιλεύς’ in den Ostprovinzen auch Bezeichnung des Imperators war (mit Verweis auf Mt 17.25 u.a.).

59 Vgl. Eph 5.4; Kol 3.18; Phlm 8.

60 Der Unterschied bedeutet nicht, daβ in PEg 2 die tiefe theologische Bedeutung fehlt (so Mayeda, op. cit., 48), er ist vielmehr kontextbedingt und paβt zur vermuteten Thematik des Papyrus, die Bezeugung und Anerkennung Jesu als κύριος.

61 Cf. Anm. 49.

62 Ansonsten sind kleinere Unterschiede im Zitat selber feststellbar (τιμῷσιν statt τιμᾷ; μάτην σέβονται statt μάτην δ⋯σέβονταί με).

63 Es setzt voraus, daβ eine christologische (Um-)Deutung solcher Zitate gegenüber einer theologischen Deutung in jedem Falle sekundär ist. Wir haben es hier m.E. jedoch mit zwei unabhängigen Rezeptionen desselben Zitats zu tun, die christologische Deutung in PEg 2 ergibt sich aus Kontext und Themenstellung.

64 ‘Evangelienfragment’, 42, mit dem Schluβ: ‘Die Digressionen beweisen, daβ auch die Zinsgroschen-Perikope nicht einer schriftlichen Quelle entnommen, sondern aus dem Gedächtnis reproduziert ist.’

65 So Bell/Skeat, op. cit, 24.

66 So K. F. W. Schmidt/J. Jeremias, op. cit, 42; vgl. Daniels, op. cit, 211ff.

67 Den Hinweis verdanke ich Berger, K., Die Gesetzesauslegung Jesu. Ihr historischer Hintergrund im Judentum und im Alten Testament (WMANT 40; Neukirchen, 1972) 439–40.Google Scholar

68 K. Berger, ebd., mit Verweis auf eine gemeinsame Tradition von Amen-Worten, die dies zum Ausdruck bringen (Mk 11.23; Mit 21.21 u.a.).

69 Op. cit., 144 – Vgl. auch die Überlegungen von Bell/Skeat, op. cit, 24–5.

70 Bell/Skeat, op. cit., 38.

71 Mit G. Mayeda, op. cit, 72. – Kein Argument für die Priorität des PEg 2 ist indes die Feststellung Koesters (Einleitung, 621), daβ der Versuch der Steinigung in JohEv (vgl. frg. 1 recto) auseinandergerissen ist, so daβ der Eindruck wiederholter Anfeindungen entsteht; der fragmentarische Charakter des Papyrus läβt die Möglichkeit offen, daβ auch hier weitere Anfeindungen folgen (vgl. die Vermutungen zu frg. 3!).

72 Mit Bell/Skeat, op. cit., 37; G. Mayeda, op. cit, 75; J. B. Daniels, op. cit, 271–2.

73 Der Versuch von Neirynck, PEg 2 als postlukanisch zu erweisen, überzeugt nicht (s.o. 21–2).

74 Vgl. dazu Bell/Skeat, op. cit, 31ff.; G. Mayeda, op. cit, 60. – Anders K. F. W. Schmidt. J. Jeremias (op. cit., 43), die PEg 2 einem der in Ägypten kursierenden apokryphen Evangelien (EvÄg; EvHeb; Evangelium des Basilides) oder einem vierten, unbekannten, zuordnen. Doch kommt einzig das genannte Zitat aus EvNaz (vgl. Anm. 47) m.E. in Betracht, und hier ist keinesfalls von literarischer Abhängigkeit zu sprechen.

75 Bereits Bell und Skeat halten die Möglichkeit, PEg 2 stelle eine frühe Evangelienharmonie dar, für ausgeschlossen. Wie die vorliegende Analyse ergibt, zeigt PEg 2 in der Gestaltung seiner Stoffe und in ihrer inhaltlichen Akzentuierung eine eigenständige Konzeption auf. Die Arbeitsweise von PEg 2 ist nicht mit ‘Evangelienharmonien’ wie etwa Tatians Diatessaron zu vergleichen. So ist nicht ein bestimmtes Evangelium als ‘Skelett’ auszumachen, besonders frg. 2 recto spricht gegen eine ‘harmonisierende Tendenz’ Egertons. Enkratitische Züge fehlen ebenso wie erläuternde Zusätze. Die judenchristliche Tendenz Egertons spricht gegen eine Abhängigkeit von Tatian (vgl. Koester, H., Ancient Christian Gospels, 215, 430).Google Scholar – PEg 2 ist damit ein Beleg für die Annahme wechselnder Kombination kleiner Einheiten als Überlieferungsprinzip (Theiβen, G., Lokalkolorit und Zeitgeschichte in den Evangelien. Ein Beitrag zur Geschichte der synoptischen Tradition [Fribourg/Göttingen, 2. Aufl. 1992] 5)Google Scholar.

76 Vgl. G. Mayeda, op. cit, 75. – Lediglich frg. 2 verso läβt sich nicht in den ‘roten Faden’ integrieren, was aber mit dessen unklarer Position in der Gesamtschrift und dem stark beschädigten Charakter zu entschuldigen ist. Auβerdem muβ es ja durchaus nicht sein, daβ das die anderen Fragmente prägende Thema die ganze Schrift ausgefüllt hat. Immerhin läβt sich sagen, daβ Jesus in 2 verso durch sein Demonstrationswunder sich einmal mehr als der Herr über die Natur erweist und damit seine göttliche Herkunft bezeugt.

77 Joh 5.45–6; 9.29 in frg. 1 verso, sowie Mk 1.44parr in frg. 1 recto.

78 Frg. 2 recto.

79 Vgl. Joh 3.2; 9.29; Mk 12.14parr in frg. 1 verso und 2 recto.

80 Vgl. Joh 7.30; 8.59 und 10.31 in frg. 1 recto.

81 Mk 12.13–16parr; Lk 6.46–7 und Mk 7.6–7par in frg. 2 recto. – Man beachte auch die bereits erwähnte Integrierung des Jesaja-Zitats in den Kontext von frg. 2 recto.

82 Das Thema stellt sich somit differenzierter dar als von Mayeda (op. cit, 58) angenommen.

83 Mit Bell/Skeat, op. cit, 31; gegen de Santos Otero, op. cit., 96.

84 Die genannten Gruppen sind die νομικοί (frg. 1 verso, Z.lff.), die ἂρχοντες (frg. 1 verso, Z.5ff.) und der ⋯χλος (frg. 1 recto). Pharisäer werden nicht genannt, was auffällig ist: In den synEvv ist das klassische Gegnergespann Jesu in Vollmachtsfragen ‘Pharisäer und Schriftgelehrte’. Ihre Position wird von den ‘ἄρχοντες’ ausgefüllt. – Die Nichterwähnung der Hohenpriester fällt nicht ins Gewicht, da diese Gruppe nur im Rahmen des Prozesses Jesu als Exekutive (zusammen mit Schriftgelehrten, Hohem Rat, Ältesten und Volksvertretern (ἄρχοντες) auftreten.

85 Mit Koester, H., Einleitung, 620.Google Scholar

86 Das JohEv vermittelt einen anderen Eindruck: Teile des Volkes, ja sogar der Oberen und Pharisäer schenken Jesus Glauben (vgl. Nikodemus), werden aber von den dominierenden Pharisäern diszipliniert (vgl. Joh 7.13, 25, 45–52; vgl. auch Schenke, L., ‘Joh 7–10: Eine dramatische Szene’, ZNW 80 [1989] 172–92).CrossRefGoogle Scholar

87 Der in einigen westlichen Handschriften an Joh 5.39 angefügte Nachsatz ‘in quibus putatis vos vitam habere; hae(c) sunt quae de me testificantur’ (a, b, syr.cu) entspricht der Egerton-Lesart. Das würde auf Syrien als den Raum hindeuten, in dem sowohl JohEv als auch PEg 2 kursierten (Bell/Skeat, op. cit., 17). Die Herausgeber schlieβen die Herkunft Egertons aus Syrien nicht aus. – Für den syropalästinischen Raum als Entstehungsgebiet des JohEv spricht sich u.a. K. Wengst (Bedrängte Gemeinde und verherrlichter Christus. Ein Versuch über das Johannesevangelium, München, 3. Aufl. 1990)Google Scholar aus.

88 Gegen Daniels, op. cit, 272–3.

89 Mit Koester, H., Ancient Christian Gospels, 43ff.Google Scholar