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Goethe's Gedicht Auf Schiller's Schädel

Published online by Cambridge University Press:  02 December 2020

Karl Viëtor*
Affiliation:
Harvard University

Extract

Es ist bekannt, wie es dazu gekommen war, daß Schiller's Leiche nicht in einem besonderen Grab, sondern in einer “standesgemäßen” Massengruft, dem Kassengewölbe auf dem Friedhof vor der Weimarer Jakobskirche beigesetzt wurde. 1826 wollte die Stadtverwaltung diesen Friedhof, der seit einiger Zeit nicht mehr benutzt worden war, räumen lassen. Dabei wäre dann jede Spur von Schiller's Begräbnisort auf immer verschwunden. Der damalige Bürgermeister, Carl Leberecht Schwabe, empfand, was für eine Schande das sein würde. Er erbot sich, die Reliquien ausfindig zu machen und dafür zu sorgen, daß sie auf dem Neuen Friedhof auf eine Art beigesetzt würden, die des großen Toten würdig war. Aber als man daran ging, den Sarg zu bergen, stellte es sich heraus, daß in dem kleinen Gewölbe ein chaotisches Durcheinander von morschen Brettern und modernden Gebeinen herrschte. Keine Inschrift, kein Merkmal wies den Weg zu Schiller's Ueberresten. Der wackere Schwabe mußte sich schliesslich damit begnügen, 23 Schädel zu sammeln und zu versuchen, nach dem Bild des Verstorbenen, wie die Erinnerung es heraufzurufen vermochte, den Schädel des Dichters zu ermitteln. Ein bestimmter Schädel fiel ihm gleich auf, der “durch edle, regelmäßige Gestaltung” ausgezeichnet war. Dies, so war Schwabe überzeugt, müße Schiller's Schädel sein. Er verglich die Maße von Schiller's Totenmaske, von Ludwig Klauer hergestellt. Sie schienen für diesen Schädel genau zu stimmen, und nur für ihn. Die untere Kinnlade fehlte; auch sie wurde noch in der Gruft gefunden. Nun wurden die drei bekanntesten unter den Aerzten Weimars gebeten, die Messungen zu kontrollieren. Sie bestätigten Schwabes Feststellung. Endlich wurden alle Bewohner Weimars und der Umgegend, die Schiller näher gekannt hatten, aufgefordert, den ausgesuchten Schädel zu besichtigen. Sie fanden “ohne eine einzige Ausnahme,” dies müße der echte Schädel sein. Eine Rolle spielte dabei auch der Umstand, “daß Schiller seine trefflichen, vollständig erhaltenen Zähne mit ins Grab genommen hatte.” Bei allen andern Schädeln fehlten die Zähne. Nun war Schwabe seiner Sache gewiß. Er unterrichtete den Großherzog und Goethe über den kostbaren Fund. Schwabe dachte daran, die Reliquien an einer ausgewählten, weithin sichtbaren Stelle des neuen Friedhofs begraben zu lassen und auf öffentliche Kosten ein Denkmal zu errichten. Die Angehörigen Schiller's waren damit einverstanden. Der Großherzog und Goethe entschieden sich schließlich für eine andere Lösung. Die nach Schiller's Tod von Dannecker hergestellte Marmorbüste, die er den Hinterbliebenen geschenkt hatte, sollte erworben und im Saale der Bibliothek aufgestellt werden. In dem Sockel der Büste wollte man den Schädel niederlegen. Das geschah denn auch durch einen feierlichen Akt am 17. September 1826. Die Familie war durch Schiller's Sohn Ernst vertreten. Es erschien als selbstverständlich, daß Goethe teilnehmen würde; war er doch als Freund des Toten und als Aufseher der Bibliothek gleicherweise verpflichtet.

Type
Research Article
Information
PMLA , Volume 59 , Issue 1 , March 1944 , pp. 142 - 183
Copyright
Copyright © Modern Language Association of America, 1944

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References

Note 1 in page 142 Ueber die Vorgänge beim Begräbnis Schiller's und der Auffindung des Schädels ist öfter berichtet worden. Sie sind übrigens in allen Einzelheiten durch zeitgenössische Briefe und Aufzeichnungen dokumentarisch so gut bezeugt, wie man es nur wünschen kann. Das hat wohlgesinnte aber schlecht unterrichtete Kritiker sowenig wie wahnbesessene Politiker abgehalten, törichte Entrüstungs-Legenden zu erfinden. Den frühsten öffentlichen Bericht des Hergangs gab der Aufsatz “Schiller's Begräbnis. Von einem alten Manne,” Die Grenzbolen, iv, 2. Semester, 3. Band (1845), 405. Der Verfasser benutzte eine Handschrift C. L. Schwabe's, die der Sohn, Julius Schwabe, später veröffentlicht hat unter dem Titel “Schiller's Beerdigung und die Aufsuchung und Beisetzung seiner Gebeine” (Leipzig, 1852). Mir stand nur der Neudruck (Weimar, 1913) zur Verfügung. Von dem gleichen Verfasser der Aufsatz “Ein vergessenes Monument,” Dt. Revue, xv (1890), 3. Teil, 362. Neuerdings hat J. A. von Bradish diese und andere Dinge, zum Teil auf Grund von eigenen Studien, noch einmal in richtiger Beleuchtung gezeigt: Schillers Schädel (Leipzig, 1932) ; “Drei Legenden um Schiller's Beisetzung,” Monatshefte f. dt. Unterricht, xxvi (1934), 213; “Dichtung und Wahrheit um Sch.'s Hingang,” Monatshefte, xxix (1937), 257. Die Originale von Schwabe's Aufzeichnungen sind, zusammen mit allen andern, bisher bekannt gewordenen Dokumenten, jetzt veröffentlicht durch Max Hecker, Schiller's Tod und Bestattung (Leipzig, 1935). Hier auch eine Abbildung des Kassengewölbes (nach S. 224).

Note 2 in page 144 Karl Schmidt, Schillers Sohn Ernst, Neue Ausgabe (Paderborn, 1905), 296.

Note 3 in page 144 Erster Abdruck bei J. Schwabe, 81–84. Dann, mit den Korrekturen und einem Kommentar, veröffentlich durch Max Hecker, Goethe-Jahrbuch, 1904, 46. In der W. A. steht sie in i. 42, ii. Abt., 75.

Note 4 in page 144 “Wenn ich ein zerstreutes Gerippe finde, so kann ich es zusammenlesen und aufstellen; denn hier spricht die ewige Vernunft durch ein Analogon zu mir, und wenn es das Riesenfaultier wäre.” Betrachtungen im Sinne der Wanderer (1829) : Maximen u. Reflexionen, ed. M. Hecker, No. 600.

Note 5 in page 145 An Caroline, 29. Dezember 1826. Wilhelm u. Caroline v. Humboldt in ihren Briefen, vii (1926), 309 f. Diese Stelle nicht bei Hecker.

Note 6 in page 146 Die Debatte über den Schädel aber kam nun erst recht in Schwung. Ein halbes Jahrhundert später erprobte die exakte Naturwissenschaft ihre neuen Methoden an diesem Problem. Wenn Goethe sich auf seinen an morphologischen Phaenomenen geschulten Blick und das intuitive Schauen verlassen hatte, so versuchten die Anatomen und Anthropologen nun dem Schädel mit “Hebeln und Schrauben” sein Geheimnis abzugewinnen. Das erste Unternehmen dieser Art war das Buch von Hermann Welcker, Schiller's Schädel und Totenmaske (Braunschweig, 1883). Er blickt mit Verachtung herab auf die Untersuchungen solcher unmethodischer und unkritischer Geister wie Lavater, Gall, C. G. Carus (der den Schädel für echt hielt und darüber in s. “Symbolik d. menschlichen Gestalt” [Leipzig, 1853], 148 sich geäußert hatte.) Sie seien verantwortlich dafür, daß die Frage, welche Beziehungen zwischen Schädelform, Gesicht und Gehirn bestehen, unter den Wissenschaftlern in Mißkredit gekommen war. Welcker will ein genau messendes Verfahren ausbilden, wobei Schädel und Totenmaske verglichen werden. In Untersuchungen der Schädel von Dante Kant, Schiller, Raffael hat er die neue Methode vorgeführt. Für Schiller war sein Ergebnis, dass der von Schwabe ausgewählte, von Goethe beglaubigte Schädel nicht der echte sein könne, weil die Maße des Schädels für die der echten Maske (die Welcker ausfindig gemacht hatte) überall zu groß seien. Er glaubt, es handle sich um den Schädel des Bürgermeisters C. C. A. Paulsen (1813 beigesetzt). Welcker gesteht selbst, er habe nie eine Arbeit ausgeführt, die ihm soviel Bedenken und Zweifel gemacht und bei der er sich so unsicher gefühlt habe. Das Beweisverfahren enthält denn auch soviel unsichere und fragwürdige Posten, daß es das Ergebnis nur wahrscheinlich machen, aber nicht sichern kann. Kein Wunder, daß die Untersuchung nicht überzeugte. Sie wurde abgelehnt von Laien wie Karl Siegen, “Das Schicksal von Schillers Gebeinen,” Die Gegenwart, xxiv (1883), 69, und H. Düntzer, “Schillers Schädel,” Vom Fels zum Meer, iii (1885/86), 161; aber auch von Kraniologen wie H. Schaafhausen, der den sogen. Schiller-Schädel für echt erklärte und nur den nachträglich aufgefundenen Unterkiefer für falsch (Archiv. f. Anthropologie, xv, Supplement, 170). Gegen diese Kritiker hat Welcker seine Ergebnisse mit neuen Untersuchungen verteidigt (Die Gegenwart, xxiv [1883], 307; Archiv. f. Anthropologie, xv [1884], 438; xvii [1888], 19). Eine Entscheidung herbeizuführen versuchte schließlich der Jenaer Anatom August von Froriep. Er hat 1911 das verschüttete Kassengewölbe ausgegraben, alle darin aufgefundenen Schädel zum erstenmal genau untersucht und mit dem Abguß von Schiller's Schädel wie mit seinen Totenmasken verglichen. Die mühseligen Untersuchungen die nach der “Welckerschen Methode” ausgeführt und in einem prächtigen Werk veröffentlicht wurden (Der Schädel F. v. Schiller's und d. Dichters Begräbnisstätte [Leipzig, 1913]) schienen Welcker's Annahme bestätigen zu können, daß der von Schwabe ausgewählte Schädel der von C. C. A. Paulsen sei. Froriep glaubte ferner, den echten Schiller-Schädel. und die zugehörigen Skeletteile endlich gefunden zu haben. Auch seine Feststellungen blieben nicht ohne Widerspruch, wurden aber von der Mehrzahl der Fachgenossen angenommen (vgl. M. Langerhans, “Schillers Tod und Bestattung,” Zeitschrift f. Menschenkunde, iii [1927], 364, und die in Anm. 1 genannten Bücher von Bradish und Hecker) Die Gebeine und der Schädel, die Froriep ausgewählt hatte, wurden 1914 ebenfalls in der Fürstengruft beigesetzt. Es ist aber zu sagen, daß auch diesmal nur von Wahrscheinlichkeit, nicht von Gewißheit die Rede sein kann, schon darum, weil der 1827 beigesetzte Schädel auch von Froriep nicht vergüchen werden durfte. Wer Lust hat, mag auch jetzt noch Goethe's Kenntnis und Intuition vertrauen und den Schädel, bei dessen Betrachtung die unsterblichen Terzinen enstanden, für den echten halten. Auch Hecker's Ansicht kann das nicht hindern; er ist in dieser Sache selbst nur ein Laie. Sein Buch schließt die neuste Phase einer Debatte ab, die offenbar nicht enden kann, weil alle bisher erprobten Methoden kein vorkommen überzeugendes Ergebnis zu erbringen vermögen. Hecker's Buch wurde im Auftrag der Goethe-Gesellschaft verfaßt. Es sollte den unerhörten Verleumdungen entgegenwirken, die Mathilde Ludendorff in einem verbreiteten Pamphlet sich erlaubt hatte. Julius Petersen brauchte in einer Ansprache vor den Mitgliedern der Goethe-Gesellschaft zur Kennzeichnung dieses Machwerks Ausdrücke wie “Schundliteratur,” “Giftmischerei,” “Pfuhl nationaler Selbstbeschmutzung” (vgl. Goethe, Vierteljahrsschrift d. Goethe-Gesellschaft, i [1936], 146). Das Berliner Propaganda-Ministerium beschlagnahmte (daraufhin?) im gleichen Jahr alle Veröffentlichungen, die sich mit Schillers Ende befaßten, darunter auch das Buch von Hecker. Um einer so mächtigen “Giftmischerin” erfolgreich entgegenzuwirken, hätte es freilich einer andern Haltung bedurft, als der in Hecker's “Nachwort” sich kundgebenden Mischung von ehrlicher Entrüstung und ängstlicher Devotheit gegenüber dem Namen der Verfasserin. Er wagt ihn nicht einmal zu nennen. Der neuste, zeitgemäße Streit über Schiller's Tod ist so über alles Mass abstossend, daß man wünschen möchte, ein allgemeines Schweigen werde das Gedächtnis dieser Schande auslöschen.

Note 7 in page 148 Wenn “passen” hier intransitiv gebraucht ist, so würde es die Bedeutung haben von “müssig zuwarten, harren.” Im 18. Jh. ist dieser Gebrauch noch häufig; so bei Jean Paul, auch bei Goethe: “Leute . . . , die fassen, bis ihr fertig seid.” Grimm, W. B. vii, 1484. Aber auch die andere, dem modernen Leser näherliegende Bedeutung: “aneinander gefügt sein” (congruere) ist nicht ausgeschlossen. Die nähere Bestimmung des Verbs durch Präposition und Pronomen auszulassen, gehört zu den Eigentümlichkeiten von Goethe's Altersstil. Er setzt z.B. ”schweift“ für ”umher schweift.“ Vgl. P. Knauth, G.'s Sprache u. Stil im Alter (Leipzig, 1898), 106.—Ein Doppelsinn mag sehr wohl beabsichtigt sein. Vielleicht sollen beide Bedeutungen anklingen.

Note 8 in page 148 So in den “Kirchhofs-Gedanken” des A. Gryphius (1657), deren 24. Strophe eine kuriose Parallele zu Goethe's Versen bildet: “Was nützt der schulter-blätter paar? / Der armen rohr ist sondern stärcke, / Und, was des menschen eigen war, / Die hand, das werckzeug höchster wercke, / Das see und land und lufft bewegt / Und aller thurst sich unterwunden, / Ist durch des grabes macht entbunden, / Zerstückt, entädert und zerlegt.“

Note 9 in page 149 W.-E. Peuckert: Pansophie (Stuttgart, 1936), 540.—J. B. van Helmont, De magnetica vulnerum cuotione, 1619 (Ortus Medicinae [Amsterdam 1648], 772): “. . . vocantur hi adepti, quorum etiam rector spiritus Dei est.“—J. H. Campe: Wörterbuch zur Erklärung u. Verdeutschung der unserer Sprache auf gedrungenen fremden Ausdrücke (Braunschweig, 1801), i, 128: “In allgemeiner Bedeutung, ein angeblich in geheime Künste und Wissenschaften Eingeweihter . . . Dem Eingeweihten oder Geweihten wird der Uneingeweihte (Profane) entgegengesetzt.”

Note 10 in page 149 Faust, über seinen Vater: “Der, in Gesellschaft von Adepten, / Sich in die schwarze Küche schloss” (1038).—Besuch bei dem “Adepten” J. K. Staudt im Saargebiet (Jub. A., xxiii, 250).—Hafis, ein in die Geheimnisse der Mystik eingeweihter “Adept” (xxxviii, 267). In den Naturwissenschaft!. Schriften: “Auf diesem Wege verdeutlicht sich alles Gelingen und Misslingen der Naturprodukte dem Adepten” (W. A. ii. 6, 276).

Note 11 in page 151 Diese Prägung schon in dem Gedicht “Köre” (1817/18).

Note 12 in page 151 So im Brief an C. G. Carus, 8. Juni 1828 (44, 125); dann wörtlich wiederholt im Brief an den Grafen K. v. Sternberg, 10. Juli 1828 (44, 129).—Die Veranlaßung ist für unsere Betrachtung nicht uninteressant. Goethe dankt Carus für die Uebersendung seines Werkes “Von den Ur-Theilen des Knochen-u. Schalengerüstes,” (Leipzig, 1828). In diesem Buch sei “der unermeßliche Abgrund durchforscht, die aus dem Einfachsten in's Unendliche vermannigfaltigten Gestalten in ihren Bezügen ans Tageslicht gehoben.” Carus geht durchaus auf Goethe's Wegen: die Wirbeltheorie des Schädels dient ihm als Haupt-Hypothese, sein Begriff der “Ur-Teile” ist analog nach Goethe's morphologischen Urbildern (wie dem “idealen Urkörper” der Pflanze) gebildet. Das Vorwort rühmt von Goethe, daß sich ihm zuerst “die Anschauung der organischen Metamorphose des Knochensystems deutlich eröffnet hat” (xii).

Note 13 in page 152 W. A. ii. 6, 356; 11, 165.—Chr. Sarauw, Goethes Augen, Del Kgl. Danske Videnskabernes Selskab. Eist.-filologiske Meddelelser, ii, 3 (Kobenhavn, 1919), 177: “Das Meer, das sich in dieser Vision vor der Seele des Dichters und Forschers auftut, ist das produktive Weltall, das die morphologischen Typen zu immer höheren Entwicklungsstufen erhebt.“

Note 14 in page 152 Ein Ueberblick über Goethe's Auesserungen bei Ernst Bertram, G.'s Geheimnislehre, Deutsche Gestallen (Leipzig, 1934), 81.

Note 15 in page 154 Lavater, Physiognom. Fragmente, I (Leipzig, 1775), 13.—C. Janentzky, J. C. Lavater, (Frauenfeld, 1928), 53.—H. Pollnow, Historisch-kritische Beiträge z. Physiognomik, Jahrb. d. Charakterologie, v (Berlin, 1928), 157.—H. Spinner, Goethes Typusbegriff (Zürich, 1933), 28–33.

Note 16 in page 157 So in dem spätesten seiner Fragmente (1776), das von Tierschädeln handelt: Morris, v, 339.

Note 17 in page 157 Briefe an Charlotte von Stein, ed. J. Petersen, i (1923), 381, 382, 631.

Note 18 in page 157 Versuch über die Gestalt der Tiere (1790). W. A. ii. 8, 272.

Note 19 in page 157 Vgl. R. Magnus, Goethe als Naturforscher (Leipzig, 1906), 105–163.—Ueber Goethe's Beziehungen zum Anatomischen Institut der Univ. Jena vgl. H. Böker, Sudhoffs Archiv f. Geschichte d. Medizin, xxix (1937), 123.

Note 20 in page 158 Carl August hatte ihn gebeten, einen Abguß zu beschaffen, der dann durch Reiffen-stein angefertigt und nach Weimar geschickt wurde: Briefwechsel des Großherzogs C. A. mit Goethe, i (Berlin, 1915), 118, 127, 123, 391.—Otto Harnack, Zur Nachgeschichte der ital. Reise (Weimar, 1890), 14 (Schriften d. Goethe-Gesellschaft, v).—Goethe selbst hatte später diesen oder einen andern Abguß in seinem Besitz; er befindet sich noch im Goethehaus (224).

Note 21 in page 159 Der Schädel war freilich nicht der des Raffael Sanzio. Das stellte sich im September 1833 heraus, als man das Grab R.s im Pantheon öffnete. F. Overbeck, der deutsche Maler, wohnte diesem Akt bei und berichtete darüber in einem Brief an Ph. Veit. Das Skelett, vor allem der Schädel, wurde in guter Erhaltung vorgefunden, ein Abguß davon angefertigt; vgl. J. D. Passavant, Rafael von Urbino (Leipzig, 1839), i, 558 ff. Die Berichte über eine frühere Oeffnung des Grabes waren übrigens gleich als Erfindungen erkannt worden. Eine Beschreibung des echten Schädels bei P. E. Visconti, Storia del ritrovamento idle spoglie morlali di Raffaelo Sanzio (Roma, 1833), 23. Eine Abbildung bei C. G. Carus, Symbolik d. menschl. Gestalt (Leipzig, 1853), 139. Der Schädel, den Goethe bewunderte, war der des Stifters der seit 1539 bestehenden ‘Congregazione dei virtuosi del Panteon,‘ eines Kanonikus der Rotonda. Um die Reliquie eines Mannes von Geist, der nicht unbedeutend gewesen sein mag, handelte es sich also doch. Carus wundert sich freilich, wie “diese Herren” Phrenologen einen Schädel von so “gemeinem Ausdruck” für den des großen Malers hatten halten können.

Note 22 in page 161 An J. J. Willemer, 24. Jan. 1803. Der Brief ist auch abgedruckt in den “Annalen” (1803). Jub. A., xxx, 113.—1806 veröffentlichte übrigens Kotzebue ein Lustspiel “Die Organe des Gehirns.'

Note 23 in page 161 In den “Annalen.” Jub. A., xxx, 155-159.

Note 24 in page 161 Ueber Goethe und Gall vgl. vor allem den vortrefflichen Aufsatz von A. Rollett, Aus dem Zeitalter der Phrenologie, Dt. Revue, vii. ii (1882), 360. Ferner P. J. Möbius, Goethe, 2. Aufl. (Leipzig, 1909), 213–260.—Im August 1805 hielt Gall auch in Jena und Weimar Vorlesungen; vgl. L. Geiger, Aus Alt-Weimar (Berlin, 1897), 92 ff. Ein Weimarer Zeitgenosse schreibt darüber an einen auswärtigen Freund: “Seitdem sprechen alle unsere Damen von Organen und betasten den Hirnschädel.“

Note 25 in page 161 So bei der Beschreibung der Schädel, die in einem praehistorischen Massengrab bei Weimar gefunden worden waren: Kunst u. Altertum, ii, 1. 1818.—W. A. i. 49, ii, 152 ff.

Note 26 in page 162 Solche Auesserangen findet man zusammengestellt in der oben genannten Schrift von Chr. Sarauw, Goethes Augen, 159 f.

Note 27 in page 162 Zahme Xenien vi.—Die Gedichte “Allerdings” und “Epirrhema.”

Note 28 in page 163 W. A. ii. 13, 522, und im Aufsatz über “Die Faultiere” (1821), 8, 225. Es handelt sich um ein Zitat aus einer Schrift des Naturphilosophen J. P. Troxler, Blicke in das Wesen des Menschen (Aarau, 1812), 190.

Note 29 in page 163 Es ist 1827 veröffentlicht, mag also etwa zur gleichen Zeit wie das Gedicht auf Schiller's Schädel entstanden sein. Düntzer weist auf die “Einleitung in die Propyläen” hin; vgl. z.B. Jub. A., xxxiii, 109: “Die menschliche Gestalt kann nicht bloß durch das Beschauen ihrer Oberfläche begriffen werden; mann muß ihr Inneres entblößen” usw.

Note 30 in page 165 Für Hinweise auf Werke, die für den hier versuchten Ueberblick in Betracht kommen, habe ich F. Baldensperger, J. N. D. Bush, Howard Mumford Jones, E. K. Rand, G. W. Sherburn, und Theodore Spencer zu danken.

Note 31 in page 168 So in der Jub. A. (i, 379) und in H. G. Graf's chronologischer Ausgabe der Gedichte.— Die Ausgaben des Verlags Cotta, Loeper (ii, 247) und die “Festausgabe des Bibliogr. Instituts” (ii, 126) behalten Eckermann's Ueberschrift bei. Die W. A. gibt keinen Titel.

Note 32 in page 168 Julius Schwabe, l.c., 48, 67. Hecker, 179.

Note 33 in page 168 Wie schon Charlotte in den “Wahlverwandtschaften” (ii, 1).

Note 34 in page 168 Goethe selbst spricht in dem Brief, mit dem er dem Großherzog den Bericht über die Niederlegung des Schädels auf der Bibliothek übersendet, von “dieser bedenklichen Angelegenheit,” der man durch den feierlichen Akt “einen schicklichen Abschluß zu geben” versucht hatte. Briefwechsel des Großherzogs Carl August mit Goethe, hgb. v. Hans Wahl, iii (Berlin, 1918), 238. Brief v. 28. Sept. 1826.

Note 35 in page 170 Das wird bestätigt durch Goethe's Tagebuch: 14. Februar 1829: Eckermanns Redaktion sei “sehr wohl” gelungen.

Note 36 in page 170 Vgl. W. A. i. 25, ii, S. xxiv.

Note 37 in page 170 Max Wundt, Aus Makariens Archiv. Zur Entstehung der Aphorismensammlungen in den Wanderjahren, Germanisch-Romanische Monatsschrift, vii, (1915), 177.—Vgl. ferner das Vorwort zur 2. Auflage von Wundt's Buch (1932).

Note 38 in page 170 Die Entstehung der Eckermannschen Gespräche und ihre Glaubwürdigkeit, (Frankfurt, 1925), 104.

Note 39 in page 171 Es wäre zu bedauern, wenn die philologische Kritik der “Gespräche” dazu führte, daß man den authentischen Charakter des Buches überhaupt zu bezweifeln sich gewöhnte. Die Berichtigungen, die H. H. Houben auf Grund neuer Dokumente für eine ganze Reihe von J. Petersen's Feststellungen machen konnte (Nachwort zu s. Ausgabe der “Gespräche” [1925], 669 ff.; dann: J. P. Eckermann [Leipzig, 1925–28], i, 366, 377, 444; ii, 121, 130, 651), sollten mahnen kein absolutes Vertrauen in die Ergebnisse der Indizien-Kritik zu setzen. Das gilt besonders für das Operieren mit Daten. Houben (ii, 655) meint mit Recht, daß chronologische Verschiebungen oder sogar Fehler, die gedankliche Echtheit eines Gespräches nicht in Frage stellen müßen.—Ueber die Lückenhaftigkeit von Goethe's Tagebüchern vgl. auch H. H. Houben, F. Soret (Leipzig, 1929), 738.

Note 40 in page 171 Tagebuch 14. Februar 1829 u. 15. Mai 1830.—Petersen berücksichtigt das bei seiner allgemeinen Klassifizierung der Gespräche (141) nicht.

Note 41 in page 171 H. H. Houben, J. P. Eckermann, i, 2. Aufl. (Leipzig, 1925), 576.

Note 42 in page 171 J. P. Eckermann, ii (Leipzig, 1928), 33 ff.

Note 43 in page 171 Solche Aphorismen oder “Collectaneen,” wie Goethe sie in einem Schema für das Kapitel i, 10 nennt (W. A. 25, ii, 221), hatten sich bei ihm damals in großer Menge angesammelt. Sie sind nicht alle in den beiden Sammlungen der “Wanderjahre” mitgeteilt worden. Einige stehen schon in einer früheren Fassung (1825) des genannten Kapitels (W. A. 25, ii, 58–62), andere schickt Goethe am 5. Oktober 1828 an Zelter. Die Notizen, schreibt G., lägen “unzählig” vor ihm, er möchte sie gern ordnen. Daß G. die übrigen unveröffentlichten Aphorismen mit den in den “Wanderjahren,” den vorher schon in “Kunst und Altertum” und in den naturwissenschaftlichen Schriften abgedruckten, in einem spätem Band vereinigt zu sehen wünschte, ist sicherlich höchst wahrscheinlich. Vgl. Max Hecker's Einleitung zu seiner Ausgabe in den “Schriften der Goethe-Gesellschaft,” xxi, (1907).

Note 44 in page 172 Was heißt überhaupt “integrierend” bei einem Werk, von dem der Autor selbst gesagt hat, daß in ihm die Einzelheiten “durch das Ganze mehr zusammengehalten, als in dasselbe verschmolzen sind” (An Göttling, 3. Dezember 1828)?

Note 45 in page 174 Unter dem Titel “W. Meisters Meisterjahre” erschien eine Persiflage, (2 Bde, Quedlinburg u. Leipzig, 1824), durch die ein Unbekannter die “Falschen Wanderjahre” des F. W. Pustkuchen fortsetzte.

Note 46 in page 174 Keine Aeusserung darüber bei Loeper, im Gedicht-Band der Jub. Ausgabe, in der “Festausgabe des Bibliographischen Instituts” (ii, 440) und in H. Baumgart's Buch, Goethes lyrische Dichtung, ii (Heidelberg, 1933), 324.

Note 47 in page 177 Vgl. meinen Aufsatz “Goethe's Altersgedichte,” Eupkorion, xxxiii (1932), 105; besonders 114 f., 127, 131.

Note 48 in page 178 Vgl. Jakob Minor, Neuhochdeutsche Metrik, 2. Aufl. (Straßburg, 1902), 472.—Andreas Heusler, Deutsche Versgeschichte, iii (Berlin, 1929), 169.

Note 49 in page 178 Goethe's Tagebuch, 11. Jan. 1827: “Dr. Eckermann. Demselben die Terzinen vorgelegt.“—Das kann sich sowohl auf das Gedicht als auf die Faust-Szene beziehen. Vgl. Pniower, a.a.O.; Gräf, Dramat. Dichtungen, ii, 378.

Note 50 in page 178 Tagebuch, 11. August 1826. An Zelter, 12. August 1826.

Note 51 in page 178 Ueber Goethe's Beziehung zu Streckfuss: Goethe-Jahrbuch, 1887, 130.—E. Sulger-Gebing, G. u. Dante (Berlin, 1907), 26 ff., 55 ff.—A. Farinelli, Bulletino della Societd Dantesca Italiana, xvi (1908), 80.—Den ersten Band, die Uebersetzung des “Inferno,” besaß Goethe seit Juli 1824; vgl. W. A. iii. 9, 337.

Note 52 in page 179 Tagebuch, 2. September 1826: “Dictirte einiges, auf Streckfußens Bemühungen im Uebersetzen bezüglich.—Dante's 12. Gesang, Original und Uebersetzung.” Ferner: 3. und 4. September.

Note 53 in page 179 Tagebuch, 25. September 1826: “Streckfussens Fegefeuer und Paradies Dante's. . . . Nachts Terzinen.“

Note 54 in page 179 Unterhaltung mit dem Kanzler v. Müller, 29. September 1823.

Note 55 in page 179 Faust, hgb. v. R. Petsch, 2. Ausgabe (Leipzig, 1925), 665.

Note 56 in page 179 Loeper, Goethes Gedichte (Berlin, 1883), ii, 532, meint freilich, die Möglichkeit einer so frühen Entstehung bleibe, um dieser Briefstelle willen, “fürs erste offen.” Erich Schmidt (J. A. xiv, 300) nimmt 1826 als Entstehungszeit an.

Note 57 in page 180 Reiches Material bei Hugo Grün, Der deutsche Friedhof im 16. Jh. Hessische Blätter für Volkskunde, xxiv (1925), 92–97.—Oft waren es abgesonderte Kapellen, wo die Totenschädel in einer Krypta aufgestellt wurden; G. Hager, Ma. Kirchhofskapellen in Altbayern. Zschr.f. Christi. Kunst, xii (1899), 161. In Süddeutschland nannte man diese unterirdischen Räume “Kärner, Gärner, Karner (Carnarium)“; Adelung, Wörterbuch, i (1774), 735. Grimm, WB, ii, 607. A. Schmeller, Bayer. WB, ii (1828), 66.—Die “memento mori”— Propaganda der Gegenreformation suchte die alte Sitte zu fördern. In protestant. Gegenden wurde sie im 17. Jh. als “papistischer Brauch” verpönt, die Gebäude wurden meist andern, profanen Zwecken zugeführt; Hessische Blätter f. Volkskunde, iv (1905), 208; v (1906), 71.

Note 58 in page 180 Es gab Beinhäuser in Altdorf, Disentis, auf dem Seelisberg, in Dörfern des Kantons Uri usw.; Schweizer Volkskunde, xv (1925), 20. Goethe war auf allen drei Schweizerreisen in Altdorf.

Note 59 in page 180 Goethe an Charlotte von Stein, 9. Okt. 1779: “Wir kamen tüchtig im Regen nach Murten, ritten aufs Beinhaus und ich nahm ein Stückchen Hinterschädel von den Burgundern mit.“—Das Murtener Beinhaus war 1755 renoviert worden; es wurde 1798 durch burgundische Soldaten der französ. Armee zerstört; G. F. Ochsenbein, Die Urkunden d. Belagerung u. Schlacht bei Murten (Freiburg, 1876), 520–523. Wilhelm Bode, Goethes Schweizer Reisen (Leipzig, 1922), 82. Eine Abbildung, nach der Radierung von Salomon Gessner, bei W. Bode, Die Schweiz, wie Goethe sie sah (Leipzig, 1922), Tafel 46.

Note 63 in page 182 An Riemer, 28. Okt. 1821.—Annalen, 1821 : Jub. A., xxx, 354 f.

Note 60 in page 181 Ein verständiger Zeitgenosse, der Bojardo-Uebersetzer C. G. Regis, schreibt 1833, dies Gedicht zeige, “daß Goethe im Grunde weit Dantesker war, als sein etwas kahler Aufsatz über den Streckfußischen Dante merken läßt” (Goethe-Jahrb., 1908, 552).

Note 61 in page 181 Mitteilungen darüber in den Tagebüchern (18. Jan., 8. Mai, 4. Okt. 1799) und Briefen d. Jahres 1798/99 (W.A. IV. 13, 200, 213; 14, 9). Vgl. R. Haym, Die romantische Schule [1914], 695; dichts, Preuss. Jahrb., cvi (1901), 44; Otto Kein, Die Universalität d. Geistes im Lebenswerk Goethe's und Schelling's (Berlin, 1933), 407.

Note 62 in page 181 Sulpiz Boisserée's Tagebuch, 3. Okt. 1815.