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Zusammenfassungen

Published online by Cambridge University Press:  09 August 2012

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Zusammenfassungen
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Copyright © Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis 2012

Chitra Joshi. Dak-Straßen, Dak-Läufer, und die Neuordnung von Kommunikations-Netzwerken.

Im Zuge der Expansion des indischen Territoriums während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hielt die Englische Ostindien-Kompanie es zunehmend für nötig, das Postsystem auszuweiten und die Kommunikation zu beschleunigen. Dieser Aufsatz untersucht die wesentliche Rolle, die Dauriya (Postboten) in der Entwicklung des Postsystems spielte, und zwar durch eine Erkundung der Erzählungen, die sich um volkstümliche Vorstellungen von diesen ‘‘traditionellen’’ Kommunikationsarbeitern ranken. Berichte über das Leben der Dauriya verbanden sich mit Geschichten über ihre außerordentliche Körperkraft und die Gefahren, die sie auf ihren Reisen zu meistern hatten. Erzählt wird von Begegnungen mit Tigern und der Entschlossenheit, mit der die Postboten Regen und Überschwemmungen trotzten, um die Postsendungen des Empire ans Ziel zu bringen. Hinter solchen Erzählungen verbirgt sich eine Geschichte der Regulierungen: die Geschichte der Entstehung eines ‘‘modernen’’ Postsystems. Sie beinhaltete Bemühungen um die Rationalisierung des Systems: Laufzeitberechnungen, Maßnahmen zur Sicherung der Regelmäßigkeit, Schätzungen der Reisezeit und die Durchsetzung von Verträgen. Der Aufsatz zielt darauf ab, die Logik dieser Veränderungen und die Auswirkungen dieser Regulierungen zu verstehen.

E. Attila Aytekin. Bauernprotest im späten Osmanischen Reich: Moralische Ökonomie, Revolte, und die Tanzimat-Reform.

In diesem Beitrag wird argumentiert, dass die Bauernaufstände von Vidin, Canik und Kisrawan im Osmanischen Reich des mittleren 19. Jahrhunderts zwar unterschiedliche Kontexte aufwiesen, die Einstellungen und das Verhalten der Bauern in den drei Revolten sich jedoch auffällig ähnelten. Die moralische Ökonomie der Bauern spielte eine bedeutende Rolle bei der Herausbildung der von den Bauern an den Tag gelegten Einstellungen zu den Oberschichten und zum Staat. Während dieser Agrarkonflikte erhielten die Bauern keinerlei Unterstützung von außen. Sie waren jedoch gut organisiert, machten selektiv von Gewalt Gebrauch, weigerten sich, Steuern zu zahlen, die sie als ungerecht ansahen, neigten zur Radikalisierung und verhandelten lieber mit zentralstaatlichen als mit lokalen Autoritäten. Diese Präferenz war nicht Folge eines naiven Monarchismus, sondern Ausdruck einer realistischen Einschätzung lokaler Machtverhältnisse sowie des pragmatischen Wunsches, diese zu überwinden; sie war außerdem Ausdruck des Wunsches, auf die moralische Autorität des Sultans Bezug zu nehmen. Der Beitrag gelangt zu dem Schluss, dass sich die Bauern nicht gegen die Tanzimat-Reformen erhoben und diese auch nicht einfach missverstanden; sie befürworteten vielmehr das Reformprogramm, deuteten es durch Gerüchte um und bemühten sich, es zu radikalisieren.

Frank Wolff. Osteuropa auf Reisen: Zur Untersuchung von Akteur-Netzwerken in der transnationalen Bewegungsgeschichte und der Migrationsgeschichte, Der Fall des ‘‘Bundes’’.

Der transnational turn zählt zu den in der Geschichtsschreibung am häufigsten diskutierten Themen, hat jedoch eher zu theoretischen Spannungen geführt als zu empirisch gesättigten Studien. Dieser Aufsatz kombiniert beide Aspekte, indem er die Entstehung transnationaler Netzwerke im Allgemeinen Jüdischen Arbeiterbund, einer der wichtigsten sozialen Bewegungen des späten zaristischen Russlands, untersucht. Darüber hinaus führt der Aufsatz einen der ergiebigsten Ansätze der neueren Sozialwissenschaften, die Akteur-Netzwerk-Theorie, in die Geschichtsschreibung ein. Das öffnet den Blick für die beständige Reproduktion einer sozialen Bewegung und zeigt, wie eng die Geschichte des Bundes in Osteuropa mit der Geschichte größerer sozialistischer Organisationen in der Neuen Welt verbunden ist. Auf Grundlage eines sehr umfangreichen Quellenmaterials bemüht sich dieser Beitrag zur Migrations- und Bewegungsgeschichte, die Entstehung und die Grenzen globaler sozialistischer Netzwerke zu erfassen. Dabei kann gezeigt werden, dass die Globalisierung nicht nur ökonomische und politische Netzwerke hervorbrachte; sie wirkte sich auf den Alltag von Schriftstellern und Journalisten ebenso aus wie auf den von Schneidern und Schustern.