Wenn Britisch-Guiana auch nicht jenen Wechsel und jene Contraste in seiner Oberflächenbildung darbietet, wie Brasilien und Peru, und wenn dadurch zugleich eine grössere Uebereinstimmung seines Klima's bedingt ist, so steht es doch in Rücksicht seiner Flora der den reichsten Strichen Südamerika's eigenthümlichen weder an Fülle, noch an Mannigfaltigkeit nach; ja es dürfte diese sogar in beiden Beziehungen übertreffen.

Das, was mein Bruder, unterstützt von den ältern Arbeiten eines Aublet, G. F. W. Meyer, Rudge für die Flora Guiana's gethan, was ich während meines Aufenthaltes zu thun mich bestrebte, kann doch immer nur als ein schwacher Anfang betrachtet werden, da noch unendlich viel zu thun übrig bleibt, bevor jene, fast möchte ich sagen, unerschöpfliche Fülle der Wissenschaft zugänglich gemacht sein wird, bevor sie dieser als ein abgeschlossenes Ganze wird eingereiht werden können. Dazu mit dem schon vorhandenen Material und den auf unsern Reisen gewonnenen Resultaten nach Kräften beizutragen, ist der Zweck dieses Versuches einer Zusammenstellung der Flora von Britisch-Guiana, die mir nur durch die freundliche und aufopfernde Unterstützung des Herrn Dr. Klotzsch, Nees von Esebeck, Bartling, Griesebach und C. H. Schults Bip. möglich geworden ist.

Bevor ich jedoch zur Charakterisirung der einzelnen wesentlich von einander abweichenden Vegetationsgebiete oder Regionen selbst übergehe, dürfte es für den Botaniker nicht ganz ohne Interesse sein, wenn ich versuchte, in kurzen Umrissen ein anschauliches Vegetationsbild der allgemeinen Flora von Britisch-Guiana mit ihren hervorstechendsten Abweichungen zu entwerfen, da uns von einer solchen Totalanschauung aus, der auf lokalen Verhältnissen beruhende speciellere Wechsel und Unterschied bezeichnender, charakteristischer und verständlicher entgegentritt.