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Die angenehme Straf

Published online by Cambridge University Press:  28 April 2017

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Summary

Die Bestrafung ist ein Salat, darzu man mehr Öl als Essig gebrauchen soll. Die größte Gerechtigkeit ist die größte Ungerechtigkeit. Der Immen-König hat keinen Stachel, welchen die andern Honigvögelein in ihre süße Arbeit eintauchen. Die Liebe und Wohltätigkeit bindet stärker als die Furcht. Wen Gott in das Regiment gesetzt, der soll sich nicht als ein Teufel erweisen, sondern vielmehr jenes Barmherzigkeit als dieses Unbarmherzigkeit nachahmen, wie wir Teutschen auch in dem Sprichwort zu sagen pflegen: Gestrenge Herren regieren nicht lang.

2. Dieses hat wohl verstanden der berühmte Marschall von Brissac, als er anstatt des Königs in Frankreich ein Heer in Welschland geführet und sich sowohl durch Verstand als Tapferkeit beliebt und belobt gemacht. Unter andern ist sonderlich merkwürdig, was sich in Belägerung Vigual in Montferat begeben.

3. Er hatte die Mauren besagter Stadt mit den schweren Stücken gefället, doch dergestalt, daß sie noch schwerlich zu übersteigen, deswegen der Kriegsrat versammlet und beratschlagt wurde, was ferner vorzunehmen sein möchte. Es wird der Schluß gemacht, man sollte mit den groben Stücken den Fuß der Mauren gar zu Grund legen und, wann solches geschehen, mit der Trompeten Schall das Zeichen zu einem allgemeinen Hauptstürmen geben: Bevor aber soll kein Soldat bei Lebensstraf anfallen.

4. Boissy, einer von den beherzten Hauptleuten in dem ganzen Heer, sah in den Laufgräben, daß über die Mauren nach seiner Meinung wohl zu kommen, und spricht seinen Soldaten zu, sie sollten folgen und mit ihm Ehre einlegen, obgleich das Zeichen mit der Trompeten noch nicht erschallet, und ersteigt also die Mauren, treibet die Besatzung ab, macht nieder, was sich ihm entgegensetzet, daß der Herr von Brissac gezwungen worden, ihn zu entsetzen und zu den Stürmen blasen zu lassen.

5. Daß hierauf eine Plünderung und endliche Zerstörung des Orts erfolgt, ist leichtlich abzunehmen. Die Soldaten, deren Verstand mehr in den Händen als in dem Hirn ist, lobten Boissy als den Ursacher solchen Sieges und so reicher Beuten. Der Feldherr aber und alle hohen Befehlshaber achteten diese glückselige Vermessenheit mehr straf- als ruhmwürdig, weil er den ergangenen Befehl überschritten und sich sammt seiner ganzen Fahnen in unzeitige Gefahr begeben.

Type
Chapter
Information
Publisher: Boydell & Brewer
Print publication year: 2003

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