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Kanon Und Digitalität

Published online by Cambridge University Press:  28 October 2020

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Summary

Wie alles sich zum Ganzen webt, /

Eins in dem andern wirkt und lebt!

—Goethe, Faust I

IM ZEICHEN DES digitalen Wandels steht die Wertschätzung der überlieferten Schriftzeugnisse und Quellen des achtzehnten Jahrhunderts und die wissenschaftliche Beschäftigung mit ihnen etlichen Herausforderungen gegenüber—dies gilt für andere Zeit- und Epochenkonstrukte nicht minder. Denn durch die Transformation von Texten ins Digitale, sei es durch Digitalisierungen, sei es durch automatisierte oder semiautomatisierte Volltexterfassungen sowie reine Digitalausgaben, werden Fragen virulent, wie sich dies alles im Rahmen einer wechselseitigen Verknüpfung—um es mit Faust’schen Worten zu sagen—zu einem Ganzen webt: Wie können digitale Verfahren produktiv auf die Gutenberg-Galaxis rückwirken oder vice versa Hypothesen aus dem Buch-Universum im digitalen Raum aufgegriffen und auf breiter Datenbasis “gegengelesen” werden? Kurzum: es gilt zu beobachten, wie “Eins in dem andern wirkt und lebt.” Im Kontext dieses Forums stellen die folgenden Überlegungen einen ersten Zwischenbericht dar, ein vorläufiges Statement bezüglich der sich auftuenden Möglichkeiten und Grenzen digitalen Arbeitens.

Der Begriff Digitalität, der hierfür in jüngster Zeit vielfach aufgerufen wurde, versucht solche Nahtstellen, Brückenschläge, aber auch Brüche aufzufangen, die es im Einzelnen teils überhaupt erst zu identifizieren, teils auszuhandeln gilt. Innerhalb und außerhalb von wissenschaftlichen Kontexten sind diesbezüglich Stimmen laut geworden, die eine Neubewertung gesellschaftlicher Zusammenhänge im proklamierten digitalen Zeitalter einfordern, weil die Veränderungen nicht nur technischer, sondern auch epistemologischer Art seien und weit über kleinere Nachjustierungen oder ein digitales Zusatzangebot hinausreichen. Der Medienumbruch, so der Tenor, befördere dabei einen gänzlich neuen Umgang mit dem vorhandenen Material und stehe auch für neue Denkmodelle der Analyse und Interpretation von Texten und Zeugnissen. Hat demnach der digitale Wandel in seiner Konsequenz auch eine Rejustierung oder gar Neukonstitution des literarischen Kanons zur Folge? Konkret: Wie gehen wir damit um, wenn statt Goethes Italienischer Reise Texte von Autorinnen wie Friederike Brun oder August Kephalides unerwartet in Suchabfragen, Netzwerkanalysen oder Text Mining-Verfahren zur Reiseliteratur prominent auftauchen? Wie kontingent sind solche Ergebnisse, wer oder was trägt Anteil daran und wer hat die Kompetenz, die so erzeugten Daten zu interpretieren, Ausreißer zu definieren oder Sonderbefunde begründet zu relativieren?

Type
Chapter
Information
Goethe Yearbook 27 , pp. 225 - 232
Publisher: Boydell & Brewer
Print publication year: 2020

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