225. Allgemeines. Beim Pronomen, Adjektivum und Substantivum tritt uns außer der Flexion das entgegen, was wir grammatisches Geschlecht oder Genus nennen. Es liegt darin eine Eigentümlichkeit des Uridg. und der späteren idg. Sprachen, die sonst in den Sprachen der Welt nicht gerade häking ist. Sie besteht zunächst nur darin, daß eine Anzahl Pronomina und Adjektiva eine verschiedene Form (Maskulinum, Femininum, Neutrum) annehmen je nach dem Geschlecht, das dem damit verbundenen Substantiv anhaftet. Dieses Geschlecht wird beim Nomen äußerlich nicht bezeichnet, es muß dem nach in der Bedeutung liegen, so daß z. B. in den klassischen Sprachen die Winde Maskulina, die Bäume Feminina sind.

Die mannigfachen Versuche, das grammatische Geschlecht zu erklären, haben bis jetzt noch zu keiner Einigung geführt, und doch liegt die Erklärung nicht allzufern.

Literaturangaben:

A. Pott bei Ersch und Gruber unter dem Stichwort Geschlecht.

J. Grimm, D. Gr. 3, 307 ff.; dazu Roethe, Vorrede zum Neudruck D. Gr. 3 und Afd A. 17, 181 ff.

Schleicher, Komp. 517; Brugmann, Z. f. allg. Sprachw. 4, 100 und PBr. Btr. 15, 523 ff.

H. Winkler, Weiteres zur Sprachgesch. 1889. Hierin werden die Vorstufen und Genusunterscheidungen aller oder doch der meisten bekannten Sprachen der Welt behandelt.

R. Henning, KZ. 33, 402 ff. betont das Pronomen als Ausgangspunkt der Genusbezeichnung;

V. Michels, Zum Wechsel des Nominalgeschlechts im Deutschen, Diss. Straßburg 1889 und Germ.